Wassermelone: Roman (German Edition)
Bildschirm auf Kosten der Frau aus dem Aufzug vergnügten. Mit einem Mal stellte ich mir James und Denise im Bett vor.
So machen sie das, sagte mir eine innere Stimme.
Sie gehen miteinander ins Bett. Sie verlieren sich in ihrer Leidenschaft. Sie berührt ihn. Sie schläft neben seinem wunderbaren Körper ein, an seine herrliche Haut geschmiegt. Sie kann aufwachen und ihn und sein seidenweiches schwarzes Haar ansehen, während er schläft, wobei ihm die seidigen langen Wimpern kleine Schatten auf das Gesicht werfen.
Wie sie wohl miteinander umgehen, überlegte ich unwillkürlich. Wie behandelt er sie? Wie ist er in ihrer Gegenwart?
Fährt er ihr frühmorgens mit dem kratzigen Stoppelkinn sacht übers Gesicht, wie er es mit mir gemacht hat, um dann über meinen empörten Aufschrei zu lachen, wobei seine gleichmäßigen weißen Zähne in seinem gutaussehenden Gesicht strahlten?
Schläft er mit ihrem Kopf auf seiner muskulösen Brust ein, wobei ihr Arm auf seinem Bauch ruht und sein Arm um ihren Hals liegt, atmet sie, wie einst ich, den kaum wahrnehmbaren Piniengeruch seines Rasierwassers ein, der von seiner gebräunten Haut aufsteigt?
Weckt er sie morgens, indem er ihr, wie früher mir, die Innenseite der Oberschenkel streichelt, und erregt er sie damit von einer Sekunde auf die andere, wie mich?
Beißt er sie sacht in Nacken und Schulter, sodass ihr lustvolle Schauer über den ganzen Körper laufen, so wie er es mit mir gemacht hat?
Ist ihr erster Gedanke beim Aufwachen: »Großer Gott, er ist schön, und er liegt bei mir im Bett?« – Das hatte ich immer gedacht.
Ich war verrückt vor Eifersucht.
Oder tun sie es anders, fragte ich mich. Ist sie im Bett anders als ich? Besser? Wie sieht ihr Körper aus? Hat sie einen kleineren Hintern, einen größeren Busen, einen flacheren Bauch, längere Beine? Liebt sie das Abenteuer und macht ihn wahnsinnig vor Leidenschaft?
All das fragte ich mich, obwohl ich Denise kannte und die Antwort auf die meisten dieser Fragen wusste. (Kleinerer Hintern – nein, größerer Busen – ja, flacherer Bauch – eher nicht, längere Beine, schwer zu sagen. Vermutlich liegen wir Kopf an Kopf.) Sie führte sich nie auf wie ein Betthäschen. Ich hatte sie immer nett und … durchschnittlich gefunden, aber jetzt stellte ich sie mir als die schöne Helena, Sharon Stone oder Madonna vor.
Die Eifersucht riss mich in Stücke. Es war, als säße mir eine brennende stachelige Kugel in der Brust, die grüne, giftige Strahlen durch meinen ganzen Körper schickte und mich zu ersticken drohte, sodass ich kaum atmen konnte.
Mein Kopf war voll mit Bildern davon, wie ich mir die beiden im Bett vorstellte.
Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er sie begehrte. Es erfüllte mich mit ohnmächtiger Wut. Ich tobte. Ich schwankte zwischen dem Wunsch, die beiden umzubringen, und dem Bedürfnis, hysterisch zu schluchzen. Ich hatte den Eindruck, dass mich die Eifersucht entstellte, als wäre mein Gesicht davon verzerrt und grün.
Eine so hässliche Empfindung, und noch dazu völlig sinnlos. Sie kennt kein Ziel.
Wer einen Menschen oder etwas verliert, empfindet den Verlust und füllt die Leere in seinem Leben nach einer Weile. Allmählich nimmt das Gefühl des Verlustes ab, bis man ihn schließlich nicht mehr spürt. Der Schmerz hat ein Ziel, einen Grund und eine Richtung.
Aber von meiner Eifersucht hatte ich nichts. Sie kam ausschließlich aus mir selbst, meine eigenen Vorstellungen bereiteten mir Qualen.
Es war auf der Gefühlsebene etwa so, als hätte ich mir mit einem scharfen Messer den Arm, den Unterleib oder das Bein aufgeschnitten. Eifersucht ist Selbstverstümmelung und ebenso schmerzhaft und sinnlos wie diese.
Ich spürte den Schmerz, nicht weil mit mir etwas geschehen war, sondern weil mit mir etwas nicht geschehen war. Warum konnte mir so große Qualen bereiten, was zwischen zwei Menschen vor sich ging, ohne dass ich daran beteiligt war? Der Teufel sollte mich holen, wenn ich das wüsste. Es war einfach so.
7
B ei uns zu Hause heißt die Zeit, die nun folgte, bis auf den heutigen Tag die Zeit des Großen Terrors. Noch immer sagt Helen, wenn sie darauf zu sprechen kommt, Dinge wie: »Weißt du noch, wie du angefangen hast, dich wie Adolf Hitler aufzuführen, und wir alle dich hassten und wünschten, du würdest nach London zurückgehen?«
Mit mir ging eine schlimme Veränderung vor. Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Wo ich mich zuvor traurig, einsam und
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