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Wassermusik

Wassermusik

Titel: Wassermusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Somoni und der am Fluß siedelnden Soorka, ausschwärmen und die
Joliba
aus allen Richtungen angreifen, gelingt es ihnen nicht einmal annähernd, auf Speerwurfweite heranzukommen. Mungo und seine Jungs, jeder mit fünfzehn einschüssigen Musketen bewaffnet, knallen drauflos wie eine ganze Armee, schicken einen donnernden Hagel von Blei übers Wasser, der den Mauren das Fleisch von den Knochen fetzt und
jubbahs
in durchlöcherte Leichentücher verwandelt. Mit Flüchen in den Bärten räumen die Mauren das Feld, und die
Joliba
jagt unangefochten weiter flußabwärts.
     
    Eine Woche später stellt der Entdeckungsreisende fest, daß sie, obwohl sie Timbuktu passiert haben, weiterhin nordwärts treiben – in die Wüste hinein. Die Ufervegetation, sonst immer üppig, dünnt ganz allmählich aus, und hinter den Bäumen sind kahle, trockene Hügel zu sehen, bewachsen nur mit vereinzelten Wolfsmilchgewächsen, Wüstenrosen und Disteln. Die Hitze ist erdrückend, lastend, alles verschlingend. Vor ihr gibt es kein Entrinnen. Unter dem Baldachin, abgespannt wie überlebende Bauchschußopfer von Austerlitz, spielen Martyn und M’Keal Karten, dösen, schlürfen
fou
aus einer Kalebasse und tauchen gelegentlich eine Hand in den Fluß, um Hemd und Gesicht mit lauwarmem Wasser zu benetzen. Ned Rise hat einen Sonnenschirm über der Ruderpinne aufgebaut, und Amadi kauert mit seinen Leuten, bis auf Lendenschurze entkleidet, im Schatten des Lederdaches; sie werfen weiter Knochenplättchen und zählen ihre Kauris. Kein Gedanke an ein Bad. Nicht, wenn Krokodile – manche davon halb so lang wie das Boot – am Ufer hocken wie Zuschauer bei einer Parade und Flußpferde das Wasser zu Schaum schlagen, und ihre Gereiztheit oder ihren Spieltrieb odersonst etwas donnernd, schlürfend, klatschend zur Schau stellen.
    Die Sonne geht auf und unter, Zeit wird weder gemessen noch aufgezeichnet, Tage reihen sich aneinander, bis wieder eine Woche vorbei ist, und immer noch trägt der Fluß sie nordwärts. Bier und Obst und Butter und Brot sind ausgegangen, und die Männer meckern über die Diät aus Pökelfleisch, Reis, Yam und Zwiebeln. Vierzigmal am Tag sieht Mungo auf seinen Kompaß. Er macht sich Sorgen. Ned Rise auch. Ned befragt den Entdeckungsreisenden, der befragt Amadi, der zuckt die Achseln. Die Spannung ist mörderisch. Ganz zu schweigen von der Hitze, der Langeweile, der hoffnungslosen, verlorenen Klaustrophobie von Männern, die ewig auf See sind. So muß sich Kolumbus gefühlt haben, als er sich am Rand der Welt entlangtastete.
    An einem Ort, den Amadi Gouroumo nennt, nehmen sieben blitzschnelle Kanus ihre Verfolgung auf, und die Besatzung, mittlerweile alle in kurzen Hosen wie Amadi und seine Sklaven, reißen sich lange genug aus ihrer Lethargie, um ein paar unglückliche Eingeborene abzuknallen und den übrigen eine Heidenangst einzujagen. In Anbetracht der Gleichförmigkeit der Tage, der Eintönigkeit ist die Abwechslung fast willkommen, es macht beinahe Spaß. Was gibt es sonst schon zu tun, außer herumzuliegen und zu brutzeln wie Speck in der Pfanne? Außerdem: den einen oder anderen Neger umzunieten, trainiert doch die Reflexe, stabilisiert die Hand und schärft das Auge für den Tag, an dem es mal echten Ärger gibt. Und sie legen es ja wirklich nicht auf einen Kampf an. Nein, diese nackten Kannibalen stürzen auf sie los wie Krokodile, richtig geil auf eine Chance, sich einen Weißen für den Kochtopf zu schnappen. Nach all dem schwarzen Gekröse, was die sonst fressen, würde es ihnen wohl wie Kalbfleisch vorkommen.
    Dem Entdeckungsreisenden gefällt das nicht. Es waren Neger, die sie in Gouroumo angegriffen halben, und mit Negern sucht er keinen Streit. Aber sie lassen ihm ja kaum eine Wahl. Ob die Mauren sie angestiftet haben oder ob sie erzürnt sind, weil er in der Frage von Geschenken oder Genehmigungen das Protokoll verletzt hat, ist ihm unklar. Er weiß nur, daß sie zum Angriff übergehen wie ein Preisboxer, der aus seiner Ecke herausstürzt, kriegerisch und entschlossen, er weiß nur, daß sie ihn aufhalten wollen. Und falls er anhielte, wäre er ihnen ausgeliefert. Er stellt sich vor, wie sie die Ladung plündern, in sein Gesicht atmen, ihn mit dicken, rissigen Zeigefingern in die Brust piken, während sie die ganze Zeit in irgendeiner verwaschenen Höhlenbewohner-Sprache daherquasseln, die wie Blähsucht auf einem Scheunenhof klingt, wie quiekende Schweine und furzende Kühe. Sie könnten ihm Nahrung und Waffen

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