Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
Riegel hätte vorschieben können?“
Niedergeschlagenheit trat an die Stelle von Tigers Zorn. „Ich wollte sie erobern. Ich wollte, dass sie an mich dachte, sich nach mir sehnte, ohne dass du sie davonjagen müsstest. Und ich hatte das Gefühl, dass es dazu kommen würde. Sie hörte auf, so oft zu dir zu fahren. Ich hatte tatsächlich geglaubt, sie hätte endlich damit aufgehört. Die letzten Male, als ich es überprüft habe, war sie nicht dort. Doch dann, die letzte Woche … Das beweist doch, dass sie immer noch auf dich gewartet hat. Ich war nie gut genug für sie.“ Ein Muskel zuckte in seinem Kinn, als er Cains Blick herausfordernd standhielt. „Die einzigen beiden Frauen, die ich je geliebt habe, wollten beide nur dich.“
Cain rieb sich den Nacken. „Du sprichst von Sheridan.“
„Du hast sie entjungfert, als würde es nichts bedeuten. Ich hätte alles gegeben, um an deiner Stelle zu sein.“
Cain runzelte die Stirn. „Es hat etwas bedeutet.“
„Was sollte anders gewesen sein als sonst?“, fragte Tiger. „Sie war doch nur eine von vielen.“
Sie war anders gewesen. Ganz anders. Aber Cain hatte nicht vor, das mit Tiger zu besprechen. „Das ist lange her …“
„Na und? Warum konntest du nicht bei diesen anderen Mädchen bleiben? Musstest du sie unbedingt auch haben?“ Tiger lehnte sich zurück und schnappte sich ein offenes Bier vom Beistelltisch. Wer weiß, wie lange es schon dort stand. Ihm schien es egal zu sein. „Und weißt du was? Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich auf der Stelle von hier wegziehen, weg von dir und Amy, darauf kannst du wetten! Sieh mich an: Sie ist tot, und ich bin der Einzige von uns, der auch nur das Geringste darauf gibt. Das ist verdammt traurig.“
„Ich wollte nicht, dass ihr so etwas zustößt, Tiger.“
„Aber du bist froh, dass sie tot ist, oder?“
Cain wollte sich nicht darauf einlassen, nicht solange Tiger sich in dieser Stimmung befand. „Sag mir einfach, warum du letzte Nacht bei meinem Haus warst.“
Tiger kratzte sich über die Bartstoppeln an seinem Kinn. „Das wüsste ich, verdammt noch mal, auch gerne.“
„So wie ich es sehe, bist du der Einzige, der es wissen kann.“
„Ich schätze, es war meine Art, mich von Amy zu verabschieden – und mir gleichzeitig einzugestehen, dass ich so dumm war, zu versuchen, sie dir abspenstig zu machen.“ Er leerte die Bierdose. „Scheiße, das ist ja warm“, murmelte er angewidert.
Cain wollte nichts von dieser Eifersuchtsgeschichte hören. Amy war tot. Es spielte keine Rolle mehr, wen sie mehr geliebt hatte. Es gab andere Dinge, über die sie sich im Moment Sorgen machen mussten. „Weißt du, wer sie umgebracht haben könnte, Tiger?“
Er starrte in die Ferne.
„Tiger?“
Blinzelnd stellte er seinen Blick wieder scharf. „Wer immer es war, muss sie gut gekannt haben.“
„Wie kommst du darauf?“
„Er hat etwas in den Dreck geschrieben, nicht weit von ihrer Leiche entfernt.“
„Ich habe nichts gesehen.“
„Ned ist darauf gestoßen, aber erst gestern Abend. Er ist noch einmal zum Tatort gefahren, nachdem alles aufgeräumt war, um sich noch einmal umzusehen. Dabei hat er es etwa zwanzig Schritte von der Stelle entfernt, wo ihr Leiche lag, gefunden.“
Cain war nichts aufgefallen. Aber es war dunkel gewesen, und er war so entsetzt über den Mord gewesen, dass er nur auf mögliche Gefahren geachtet hatte. In dem Moment, in dem er begriffen hatte, dass Amy tot war, war er zurück zum Haus gerannt, um sich zu vergewissern, dass Sheridan nichts passiert war. „Was hat er geschrieben?“
„Ich liebe dich, Amy. “
Cain schob die Hände in die Taschen. „Schöne Liebe!“
„Liebe ist grausam“, sagte Tiger und schloss die Tür.
Es war nicht der Anblick des Hauses ihres Onkels, es war der Geruch. Diese Mischung aus alten Möbeln, frischer Politur und Rosenduft, der durch die offene Tür hinter ihr hineinwehte.
Sheridan stand an der Vordertür und stützte sich an der Wand im Eingang ab, als die Erinnerungen zurückkamen. Wie Cain vermutet hatte, war sie gerade vom Supermarkt zurückgekommen, als sie angegriffen wurde. Daran erinnerte sie sich jetzt genau. Sie erinnerte sich auch, dass sie die Einkäufe in die Küche gebracht und weggeräumt hatte, als sie einen Schatten vor dem Fenster gesehen hatte, der sich an der Seite des Hauses entlangbewegte.
Neugierig und leicht beunruhigt war sie ins Wohnzimmer gegangen und hatte auf den Hof hinausgespäht. Im dichter
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