Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
Schaufel oder so etwas dabei. Ja, das ergibt Sinn. Später hatte er eine Schaufel. Das musste es gewesen sein.“
Skye wartete mit beklommenem Gesicht, unterbrach sie jedoch nicht.
„Sobald ich aufwachte, begann ich an dem Seil zu zerren. Ich konnte es nicht fassen, als ich spürte, wie es sich löste. Er hatte mich wahrscheinlich in aller Eile gefesselt und nicht erwartet, dass es mir gelingen würde, mich selbst zu befreien. Als ich anfing, um mich zu schlagen und zu treten, war er völlig überrascht und verlor das Gleichgewicht. Er stolperte und stürzte, und ich fiel der Länge nach hin.“ Die Worte kamen schneller, als die Erinnerungen klarer wurden. „Das gab mir die Gelegenheit, aufzustehen und davonzulaufen. Ich wollte losrennen, aber meine Beine rührten sich kaum. Sie fühlten sich an, als würde jedes von ihnen hundert Pfund wiegen. Trotzdem schlugen mir ständig Zweige ins Gesicht und gegen die Arme.“
„Er muss dich verfolgt haben.“
Sie schluckte hart. „Hat er auch. Einen Moment später bekam er meine Kleider zu fassen.“ Sie schwieg und versuchte, sich darüber klar zu werden, was er als Nächstes getan hatte. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie so etwas Grauenvolles durchgemacht. Selbst die Schüsse am Rocky Point waren nicht so traumatisch gewesen – nicht damals. Dafür war es zu schnell gegangen. Mehrere Sekunden lang hatte sie die Wunde gar nicht gespürt.
Dieser Angriff war anders gewesen. Sobald sie die Maske gesehen hatte, hatte sie gewusst, dass sie in Schwierigkeiten steckte. Niemals hatte sie größere Angst empfunden als in diesen wenigen Minuten, als der Mann, der sie gewürgt hatte, ihr durch den Wald nachjagte.
Bis er sie erwischt hatte.
„Hat er da angefangen, dich zu schlagen?“, fragte Skye.
Sheridan zog ihre Hände fort, um damit ihre Augen zu bedecken.
„Sher?“ Skye rückte näher heran und strich ihr tröstend über den Rücken.
„Ja“, hauchte sie. „Er … er hat etwas aufgehoben, vermutlich einen dicken Ast oder ein Stück Holz. Damit hat er auf mich eingeschlagen, immer wieder, bis ich nichts mehr sehen konnte, weil meine Augen voller Blut waren. Meinen Ohren dröhnten, und ich konnte nicht mehr klar denken. Ich wusste nicht mehr, wo ich war oder wer ich war.“
„Warum hat er aufgehört? Bist du wieder ohnmächtig geworden?“
„Nein. Ich wusste, dass ich aufhören musste zu kämpfen und ihn glauben lassen musste, er hätte gewonnen. Also ließ ich mich zusammensacken.“
„Hat es funktioniert?“
„Er hat mich getreten, um zu sehen, ob ich mich rühre, aber ich habe mich nicht bewegt. Ich lag einfach nur da. Es fühlte sich an, als würde ich über meinem eigenen Körper schweben und diese Grausamkeiten beobachten.“
„Hat er irgendwas gesagt? Hast du seine Stimme gehört?“
„Er sagte: ,Blöde Schlampe! Dafür wirst du bezahlen!’ Als hätte ich ihm etwas angetan.“
„Wie hat sich seine Stimme angehört?“
„Es war ein heiseres Flüstern. Mehr weiß ich nicht. Er war kaum zu verstehen.“
Skye fluchte enttäuscht, aber sie war nicht bereit, so schnell aufzugeben. „Und was hat er dann gemacht?“
An den Rest erinnerte sie sich nur noch verschwommen. Sheridan vermutete, dass sie während der nächsten Minuten immer wieder das Bewusstsein verloren hatte. „Ich weiß es nicht.“
„Was glaubst du denn, was er getan hat?“
„Ich nehme an, er ist zurückgegangen, um die Schaufel zu holen, dann hat er mich tiefer in den Wald hineingezerrt. Denn das nächste Mal, als ich wieder etwas klarer war, hat er mein Grab geschaufelt.“
„Oh mein Gott!“ Die Augen ihrer Freundin füllten sich mit Tränen. „Er wollte dich verscharren? Es ist ein Wunder, dass du noch am Leben bist!“
Sheridan dachte an Cain.
Ich kann nicht warten. Ich möchte in dir sein …
Er war in ihr, in ihrem Herzen, in ihrem Blut. Und sie bezweifelte, dass sie ihn jemals wieder herausbekommen würde. „Ich wäre es nicht, wenn er nicht unterbrochen worden wäre.“
„Unterbrochen?“
„Wir waren auf Cains Grundstück. Als seine Hunde anfingen zu bellen, ist er aufgestanden, um nachzusehen, was los ist. Daraufhin ist der Mann mit der Schaufel davongerannt. Zumindest glaube ich das. Ich erinnere mich an nichts anderes als daran, zu den Sternen nach oben gestarrt zu haben – bis ich dann stattdessen die Decke des Krankenzimmers sah.“
Skye zupfte am verschlissenen Saum des Sofas. „Cain hat dich ins Krankenhaus gebracht?“
„Ja.“
Skye
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