Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
Er versuchte ein paar Kombinationen, von denen er glaubte, dass Robert sie vielleicht benutzen könnte, aber er wusste, dass er das Passwort höchstwahrscheinlich nicht würde knacken können. Dazu verbrachte er zu wenig Zeit mit seinem Stiefbruder.
Seufzend gab er auf und drehte sich auf dem Stuhl um, um den Raum prüfend zu betrachten. Vielleicht würde er ein ausrangiertes Bild von Sheridan entdecken, also durchsuchte er den Müll, fand jedoch nichts. Er wollte gerade gehen – er musste nicht unbedingt mit Robert in Streit geraten, weil er in dessen Privatsphäre eingedrungen war –, als er beschloss, vorher noch einen raschen Blick auf Roberts Schuhe zu werfen, nur um zu überprüfen, ob ein Paar vielleicht auf dieselbe Weise abgelaufen war wie die Spuren auf der schlammigen Straße und am Bach.
Er ging in das Schlafzimmer seines Stiefbruders und untersuchte das Profil bei allen Schuhen, die er inmitten der Kleiderhaufen auf dem Flur finden konnte, aber sie passten nicht zu den Abdrücken, die man neben Amys Leiche gefunden hatte.
Erleichtert ging er zurück in den Flur. Roberts Badezimmer war noch dreckiger als der Rest des Hauses. Allein bei dem Geruch wollte Cain nur noch fort. Als er jedoch feststellte, dass die Tür zu Roberts zweitem Zimmer geschlossen war, hielt er inne.
Nur der Gründlichkeit wegen stieß er sie auf – und erstarrte. In dem Zimmer stand ebenfalls ein Computer. Nur dass dieser gleich vier Monitore hatte, die an der Wand befestigt waren.
Und sie zeigten Livebilder.
„Was ist los?“, fragte John und stützte seinen Ellenbogen aufs Bett. „Du wirkst so … abwesend.“
Karen wusste, dass das nicht gut war. Sie hatten sich gerade geliebt. Aber sie hatte nicht erwartet, dass John heute Abend bei ihr aufkreuzen würde, und die ganze Zeit über hatte sie die Uhr hinter seiner Schulter im Blick gehabt. Sie war neunzig Minuten zu spät dran für ihr Treffen mit Cain. Bestimmt war er inzwischen wieder fort. „Ich bin müde, das ist alles.“
Er zog sie für einen weiteren Kuss in seine Arme. „Müde und glücklich, hoffe ich.“
Sie wäre um einiges glücklicher, wenn sie sich nicht darum sorgen müsste, wer ihr diese Nachrichten geschickt hatte.
Ich werde Sie bloßstellen. Passen Sie bloß auf!
War es Robert? Und wenn ja, wie weit würde er gehen, um sicherzustellen, dass sie keine Bedrohung für seine Art zu leben darstellte? Würde er sein Wissen John mitteilen, sobald er von der Verlobung erfuhr? „Natürlich. Unsere Geschichte endet wie im Märchen.“
„Das wird aber auch langsam Zeit! Ich habe zwölf Jahre gebraucht, um dich zu überzeugen, dass ich der richtige Mann für dich bin.“
Sie lächelte. „Die tragfähigsten Verbindungen sind diejenigen, die langsam wachsen.“
„Wenn du meinst.“ Er küsste ihren Hals, ihr Schlüsselbein, ihre Lippen. „Wann sollen wir unsere Verlobung bekannt geben?“
„Meinst du nicht, es wäre am besten, erst einmal deine Jungs beiseitezunehmen und es ihnen als Erste zu erzählen?“
Er blickte zu ihr hinunter. „Gute Idee. Wollen wir es ihnen zusammen erzählen?“
„Ich glaube, Owen wird sich freuen. Mit ihm verstehe ich mich gut. Aber Robert?“
John machte ein finsteres Gesicht, ließ sie los und setzte sich auf. Gedankenlos zog er den Großteil der Decke mit sich, aber Karen beschwerte sich nicht. Trotz der Klimaanlage im Flur war es warm im Zimmer. „Robert wird keine Probleme damit haben.“
„Robert mag mich nicht.“
„Fang nicht wieder damit an! Warum willst du uns den Abend ruinieren?“
Weil sie einen Brief in ihrer Tasche hatte, der weit mehr ruinieren konnte als diesen Abend. Sie musste bei der Ankündigung ihrer Hochzeit vorsichtig zu Werke gehen. „Ich sage doch nur, dass ich denke, du solltest ihn allein besuchen, ihm erklären, dass wir uns lieben und gerne heiraten würden. Versuch, seinen Segen zu bekommen!“
Er zog seine Hose an. „Soll ich Cain etwa auch um seinen Segen bitten?“
„Es wäre nett, wenn du es ihm ebenfalls erzählen würdest, damit er das Gefühl hat, Teil der Familie zu sein“, sagte sie und sah zu, wie er sich anzog.
„Auf gar keinen Fall! Meinetwegen kann er es dann erfahren, wenn es alle anderen erfahren.“
Wieder diese vorschnelle Verurteilung. „Glaubst du wirklich, dass er Jason erschossen hat, John?“
„Ich denke, dass er durchaus dazu fähig gewesen wäre, und das reicht mir.“ Er nahm seinen Schlüssel vom Nachttisch und hauchte ihr einen Kuss auf die
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