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Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Titel: Watch Me - Blutige Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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als mitten in der Nacht plötzlich ein Mann mit einem Messer bei ihr aufgetaucht war und versucht hatte, sie zu vergewaltigen. „Für so viel Selbstmitleid fehlt es mir an Nachsicht.“
    „Autsch“, sagte er lachend. „Deine Freundin ist aber knallhart.“
    Sheridan verschränkte die Arme und lehnte sich lächelnd zurück. „Du solltest sie mal erleben, wenn sie wütend ist.“
    „Also, wirst du ihr jemals vergeben, dass sie dir dein Teenagerherz gebrochen hat?“, fragte Skye.
    „Ich weiß nicht.“ Er schien den Punkt unter Skyes linkem Auge zu fixieren, wo der Eindringling sie vor fünf Jahren verletzt hatte. „Manche Narben wird man nur schwer wieder los.“
    Skye erwiderte sein Lächeln. „Das sind diejenigen, mit denen man zu leben lernt.“
    Das einzige Licht in Roberts Trailer kam von seinem Computermonitor. Der Bildschirmschoner zeigte sich ständig verändernde Muster und wurde abwechselnd heller und dunkler, rot und blau. Robert besaß so viel Computerzubehör und verbrachte so viel Zeit online, dass die Technik längst nicht mehr in das Extraschlafzimmer passte. Das, war er liebevoll seine „Kommandozentrale“ nannte, war im gesamten Wohnzimmer verteilt. Warum sollte er diese paar zusätzlichen Schritte gehen? Warum sollte er den Scanner, einen Schwarzweiß-Drucker, einen Farbdrucker, zwei alte Monitore, zwei funktionierende und drei kaputte Prozessoren, zwei Modems, den Fl-Schalter, Regale voller Softwarehandbücher, Kabel und Ladegeräte in die Ecke stopfen, nur damit es aus dem Weg wäre? Robert brauchte kein Sofa und keinen Couchtisch, weil er nie jemanden einlud, und er hatte keinen Fernseher. Er benutzte den Computer, um sich Raubkopien von Filmen anzusehen, zu chatten, sich in verschiedene Systeme einzuhacken und Onlinespiele zu spielen. Seine Welt war die digitale Welt.
    Cain blickte auf das sich bewegende Bild auf dem Monitor, als er versuchte, die Eingangstür zu öffnen. Sie war abgeschlossen, aber er wusste, dass Robert einen Reserveschlüssel unter einem Stein unter der Holztreppe versteckt hatte. Er hatte ihn schon einmal benutzen müssen, als die Polizei seinen Stiefbruder vor sechs Monaten betrunken am Steuer erwischt hatte. Robert hatte weder John noch Owen erreicht und war schließlich darauf verfallen, Cain anzurufen.
    Es dauerte nicht lange, den Schlüssel zu holen. Er schloss auf und blickte stirnrunzelnd auf das Durcheinander. Das Kochen und Saubermachen schien sein Stiefbruder ganz aufgegeben zu haben. Fast-Food-Verpackungen und Take-away-Schachteln verstopften den Mülleimer und ergossen sich bis auf den Boden. Bierdosen müllten die übrigen freien Flächen zu. Doch das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste waren die Fliegen, die an den halb aufgegessenen Lebensmitteln klebten, die auf dem Tresen vertrockneten, und das mit Ketchup verschmierte Handtuch, das über einer zerbrochenen Lampe hing. Um saubere Handtücher brauchte Robert sich nicht zu kümmern. Normalerweise duschte er bei John, sodass er seine nicht einmal zu waschen brauchte.
    „Schön hast du’s hier, Bruderherz“, murmelte Cain. Eine Sekunde fragte er sich, wie er nur auf die Idee hatte kommen können, in dieser Müllhalde herumzustochern. Robert war verschroben, faul und absolut unorganisiert. Trotzdem war Cain sich ziemlich sicher, dass es, wenn Robert tatsächlich eine Veranlagung zum Mörder hätte, schon Anzeichen dafür gegeben haben musste, bevor das Gewehr aufgetaucht war.
    Vermutlich verschwendete er nur seine Zeit – aber es konnte nicht schaden, sich ein wenig umzuschauen, wenn er schon einmal hier war. Schließlich entdeckte er unter all dem Müll ein USB-Kabel für Kameras. Aber es war an kein Gerät angeschlossen.
    Er betrachtete mehrere Bilder von Fremden, die Robert auf eigenartige Weise bearbeitet und an die Wand geheftet hatte. Schließlich setzte er sich vor den Hauptcomputer und bewegte die Maus hin und her, um den psychedelischen Bildschirmschoner zu vertreiben. Die geometrischen Figuren, die auf ihn zuflogen, lösten sich auf, und plötzlich ertönte Off the Wall von Pink Floyd. Hello … hello … hello … Is there anybody out there?
    Beim ersten Geräusch machte Cain einen Satz. Er hätte über seine eigene Reaktion lachen können, wenn der Computer ihn nicht nach seinem Usernamen und dem Passwort gefragt hätte. Er hatte weder das eine noch das andere.
    Er steckte in der Sackgasse, ehe er überhaupt angefangen hatte.
    „Was würdest du für clever halten?“, murmelte er.

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