Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
Familie habe ich ihn schon immer gerngehabt.“
Sie duckte sich tiefer und betete, dass irgendetwas ihn verscheuchen würde. Die Bewegung eines Tieres, die Taschenlampe eines Nachbarn. Sie sah immer noch Karen Stevens vor sich, die sie mit blicklosen Augen anzustarren schien.
„Sheridan? Willst du unbedingt, dass ich ihn erschieße? Du lässt mir keine andere Wahl, ich hoffe, das weißt du.“
Poch, poch, poch … Ihr Körper vibrierte bei jedem Herzschlag.
„Also gut! Mach doch, was du willst.“ Und dann ging er davon.
Sheridan wartete, bis sie ihn nicht länger hören konnte, dann lehnte sie den Kopf gegen den Baum, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Der Ruf einer Eule ertönte irgendwo über ihrem Kopf, ein gespenstisches Geräusch in der Dunkelheit, aber immerhin war Owen verschwunden. Sie war in Sicherheit, solange sie blieb, wo sie war. Aber es war so leicht, sich auszumalen, was er mit Cain tun würde. Cain würde nicht damit rechnen. Er würde seinem Stiefbruder die Tür öffnen, und dann …
Bei der Vorstellung, dass ihn eine Kugel treffen könnte, so wie die Kugel, die Jason getötet hatte, begann sie zu wimmern. Sie hatte zugesehen, wie Jason starb. Sie durfte Cain nicht auch noch sterben lassen, egal, was für ein Risiko sie dabei einging!
Sie gab ihr Versteck auf und begann so leise und vorsichtig wie möglich zurückzuschleichen. Wenn sie nur einen von Cains Nachbarn finden könnte, damit sie bei ihm zu Hause anrufen und ihn warnen könnte! Aber die wenigen Nachbarn, die er hier oben in den Bergen hatte, wohnten weit verstreut. Sie wusste nicht, in welche Richtung sie gehen musste.
Hilfe. Ich muss Hilfe finden!
Aber dazu bekam sie keine Gelegenheit mehr. Sie war vielleicht zwanzig Schritte gegangen, als Owen aus der Dunkelheit auf sie zusprang. Er hatte dort die ganze Zeit auf sie gewartet.
31. KAPITEL
John hatte recht gehabt. Owen war in die Berge gefahren.
Cain konnte das Licht in Owens Truck durch die Bäume sehen, als er auf die alte Blockhütte zuraste. Auf dem Rücksitz von Sheridans Mietwagen bellten die Hunde und sprangen übereinander, in dem Versuch, das offene Fenster zu erreichen. Cain hatte es heruntergekurbelt, um die Mündung seines Gewehrs hindurchschieben zu können. Die Tiere spürten Cains Anspannung, seine vollkommene Konzentriertheit und reagierten darauf, zitterten und bebten vor lauter Ungeduld, aus dem Auto zu kommen und ihre Aufgabe zu erledigen.
Hatte Owen Sheridan bereits gefunden?
Cain wusste die Antwort auf diese Frage, kaum dass er die Lichtung erreicht hatte. Natürlich hatte er sie gefunden. Die Vordertür der Blockhütte stand weit offen.
„Scheiße!“ Er stoppte den Wagen, schnappte sich sein Gewehr und sprang hinaus. Er öffnete die Hintertür, damit die Hunde herausdrängen konnten, doch anstatt sofort zur Blockhütte oder in den Wald zu rennen, umkreisten sie den schlaffen Körper, der aus Owens Truck gefallen zu sein schien, und bellten, als wollten sie sagen: Wir haben gefunden, wonach du gesucht hast.
Plötzlich hatte er den metallischen Geschmack von Angst im Mund, doch als er näher kam, erkannte er, dass es sich nicht um Sheridan handelte. Es war Karen. Tot.
„Nein!“, murmelte er. Aber die Trauer musste warten. Wenn er sich beeilte, fand er Sheridan vielleicht noch rechtzeitig. Und das war im Moment alles, was zählte.
Er ließ die Hunde an Sheridans Wagen schnuppern, damit sie ihre Witterung aufnehmen konnten, dann befahl er ihnen, sie zu suchen. Sie begannen, ihre Spur zu verfolgen, und liefen zuerst zur Blockhütte. Natürlich war ihr Geruch dort besonders kräftig, aber sie war nirgends zu finden.
Mörder kehren oft auf vertrautes Gebiet zurück.
Johns Worte schienen in Cains Kopf widerzuhallen, als er Sheridans Namen rief. Wenn er sie nur nicht allein gelassen hätte! Wenn er nur hiergeblieben wäre …
Aber er hatte keine Zeit, sich Vorwürfe zu machen. Er musste sie finden, ehe es zu spät war.
Er jagte durchs Haus, spähte in den Holzschuppen und leuchtete mit der Taschenlampe die Treppe hinunter in den Keller. Aber er konnte nichts sehen außer einen von Sheridans Schuhen. Er musste ihn fallen gelassen haben, als er ihre Kleider hochgeholt hatte.
Nur um sicher zu sein, schickte er Koda nach unten, aber der Hund kam sofort wieder nach oben.
„Nichts?“
Koda winselte und führte ihn zur Vordertür. Also pfiff Cain nach Quixote und Maximilian, damit sie aufhörten, in der Blockhütte zu suchen. Wenn Sheridan
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