Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
hier gewesen wäre, hätten sie sie längst gefunden. Was bedeutete, dass sie im Wald sein musste.
Mit einem Pfiff schickte er die Hunde in die Bäume und rannte hinter ihnen her.
Nur wenige Sekunden später hallte das Echo eines Schusses im dunklen Nachthimmel wider.
Sheridan war getroffen, aber sie hatte Owen aus dem Gleichgewicht gebracht, sodass die Kugel sie nur am Arm gestreift hatte. Sie fühlte den stechenden Schmerz, als sie ihn anrempelte. Sie wollte weglaufen, aber sie konnte nicht genug sehen, um den Bäumen auszuweichen. Ihre einzige Chance war es, stehen zu bleiben und zu kämpfen. Sie wusste, dass sie ihn nicht mit bloßen Händen aufhalten konnte, also ließ sie sich auf die Knie sinken und tastete nach einer Waffe.
Owen schoss erneut, aber es war ein verzweifelter Schuss ins Blaue. Sie wusste nicht, wo die Kugel eingeschlagen hatte. Sie spürte jedoch, dass er tiefer zielte, und wusste, dass der nächste Schuss sie treffen würde, wenn sie sich nicht aus der Schusslinie brachte.
Sie versuchte, so gut es ging, ihren Kopf zu schützen, und machte einen Hechtsprung nach rechts, als die Waffe erneut losging. Das Geräusch war so nah, dass ihre Ohren dröhnten. Schließlich ertasteten ihre Hände einen abgebrochenen Ast. Sie sprang auf und schwang ihn wie eine Keule.
Owen stolperte und stürzte, als sie ihn traf. Sie hörte seinen Aufschrei, als er der Länge nach hinfiel. Aber sie wich nicht zurück. Solange sein Atem oder seine Bewegungen ein Ziel für sie abgaben, schwang sie den Ast und schaffte es, ihn noch ein weiteres Mal zu treffen.
In dem Handgemenge hatte er seine Pistole fallen lassen, denn als Nächstes begann er mit ihr zu ringen. Aus der Ferne hörte sie Hundegebell. Cain! Ich werde leben! beschwor sie sich. Ich werde es schaffen! Ich muss nur lange genug durchhalten.
Owen bemerkte das Licht, bevor er die Hunde hörte. Seltsam. Sheridan musste sein Gehör verletzt haben, als sie ihn mit dem Ast geschlagen hatte, den er ihr endlich entwunden hatte. Oder er war mal wieder so auf eine Sache konzentriert gewesen, dass er nichts anderes mitbekommen hatte. Jetzt, wo sie reglos am Boden lag, konnte er die Hunde jedoch nicht mehr überhören.
Jaulend kreisten sie ihn ein und hatten keine Schwierigkeiten, sich im Dunkeln zurechtzufinden. Vielleicht half es, dass sie Owen kannten, vielleicht konnte er mit ihnen reden und sie beruhigen. Doch es brachte nicht so viel, wie er gehofft hatte. Er hatte noch nie gut mit Tieren umgehen können, und die Hunde waren aufgebrachter, als er sie je erlebt hatte – wahrscheinlich weil Cain in Panik geraten war, als er die Blockhütte leer vorgefunden hatte. Und dann war da das Blut, das sie an Karen und an seinen Kleidern riechen konnten.
Hunde waren so verdammt schlau! Besonders Cains Hunde.
„Verschwindet!“, zischte Owen und schwang den Holzknüppel, mit dem Sheridan ihn geschlagen hatte. Aber seine Aggression war wie ein Bumerang: Der Leithund – war es Quixote? – stürzte sich auf ihn und verbiss sich in seinem Knöchel, aber die Wunde ging nicht besonders tief. Obwohl sein Instinkt ihm sagte, er müsse kämpfen, war er verwirrt. Er kannte Owen seit Jahren, und er wusste nicht genau, was Cain von ihm erwartete.
Owen strampelte sich frei und kroch herum, um seine Pistole zu finden. Er brauchte sie, um sich gegen Cain zu wehren.
Cain war inzwischen ganz nahe, der Strahl seiner Taschenlampe wurde heller und blendender. Erneut konnte Owen die Hunde nicht hören, obwohl er wusste, dass sie immer noch bellten. Er hatte seine Waffe gefunden und richtete seine gesamte Aufmerksamkeit darauf, sie langsam hinter seinem Rücken zu verbergen.
„Du kommst zu spät!“, rief er, sobald Cain ihn erreicht hatte. Eigentlich erriet er nur wegen der Hunde, dass es Cain war, denn er konnte die drohend aufragende Gestalt nicht gut genug erkennen.
Der Strahl von Cains Taschenlampe huschte über den Boden und verharrte, als er Sheridan erfasste. Dann hörte Owen zum ersten Mal in seinem Leben einen Laut aufrichtiger Qual von seinem Stiefbruder – und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Normalerweise verbarg Cain seine Gefühle besser. Owen hatte ihn immer deswegen bewundert. Diese Trauer war ekelerregend und ließ ihn so … schwach wirken.
„Tut mir leid!“, erklärte er. „Sie war ein Problem.“
Eine Gewehrmündung tauchte im Licht auf, aber Owen hatte keine Angst. Er wollte, dass Cain schoss. Ihm war klar gewesen, dass es darauf hinauslaufen könnte
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