Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
hat, um mit einem Kerl rumzumachen, der sich einen Scheiß um dich kümmert?“
Sheridan holte tief Luft. Reagier nicht darauf! Da wird noch mehr kommen. Viel mehr. Tiger war nur der Erste. „Du hast recht“, sagte sie. „Cain hat sich einen Dreck um mich gekümmert. Er hat bekommen, was er wollte, und ist dann weitergezogen. Hilft es dir, wenn ich das eingestehe?“
Ihre offenherzige Antwort schien ihn zu überraschen, und sie tröstete sich mit der Vorstellung, dass es ihm kein Stück weiterhalf.
„Ich hätte dich ganz anders behandelt.“
Amy hatte offensichtlich etwas gegen Tigers Anteil an der Unterhaltung einzuwenden und unterbrach ihn mit einer bissigen Bemerkung. Tiger bedeckte den Hörer, aber Sheridan konnte ihn trotzdem hören. „Ich habe mich um sie gekümmert, okay? Bestimmt mehr als er. Und sie hat mich hintergangen“, fügte er hinzu und sprach jetzt wieder in den Hörer.
Sheridan verdrehte die Augen. „Du wolltest genau dasselbe wie er, Tiger! Bei jeder Gelegenheit hast du versucht, mir die Hand unter den Pullover zu schieben.“
„Und du hast dich nie anfassen lassen! Ich konnte dir ja nicht einmal einen Zungenkuss geben, ohne dass du dich abgewendet hast!“
„Es ist zwölf Jahre her! Mehr als zwölf Jahre, seit wir zusammen waren. Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?“
„Es ist nur die Ironie. Das ist alles“, sagte er mürrisch. „Miss Rührmichnichtan macht für mich nicht mal den Mund auf, aber Cain braucht nur mit den Fingern zu schnipsen, und schon macht sie die Beine breit.“
Sheridan rieb sich die Schläfen. „Bist du fertig damit, mich wie einen Haufen Dreck zu behandeln?“
Er antwortete nicht, aber Amy kam ans Telefon. „Was willst du?“
„Versuchen, dich davon abzuhalten, zu weit zu gehen. Ja, ich habe mit Cain geschlafen. Ich habe es sogar genossen. Aber er hat sich nichts aus mir gemacht, und das weißt du. Er hat mich ins Wohnmobil mitgenommen und mich danach nie wieder angeschaut, das war alles. Ein Junge bringt wegen einer schnellen Nummer keinen anderen Jungen um.“
Sie hörte eine Bewegung im anderen Zimmer, ignorierte sie aber. Sie musste Amy davon überzeugen und musste die ganze Geschichte stoppen, ehe Ned anfing, in die falsche Richtung zu ermitteln. Das war Cain gegenüber nicht fair. Und es war wichtig, dass Amy und ihr Bruder sich auf den wahren Mörder konzentrierten, auf die Person, die sie zwei Mal ins Krankenhaus gebracht hatte.
„Es geht hier noch um andere Dinge, Sheridan“, erwiderte Amy. „Dinge, von denen du keine Ahnung hast.“
„Wie die Tatsache, dass du noch ein Hühnchen zu rupfen hast?“
Amy schnaubte. „Mein Privatleben geht dich nichts an.“
„Dann benutz auch nicht das, was zwischen Cain und mir war, als Waffe gegen ihn.“
„Halt dich da raus, und lass mich meine Arbeit machen.“
„Du hörst nicht zu.“
„Robert hat mir alles erzählt, was ich wissen muss.“
Cain war hinter ihr aufgetaucht, Sheridan spürte seine Gegenwart. Er stand nur wenige Schritte entfernt.
„Amy, das ist nicht richtig! Du bist die Einzige, die ich kenne, die eifersüchtig genug ist, um jemandem wehzutun.“
Es folgte ein langes Schweigen. Schließlich sagte Amy: „Das habe ich jetzt nicht gehört.“
„Es ist die Wahrheit. Du benutzt eine Sechzehnjährige …“
Cain nahm ihr das Telefon aus der Hand und legte auf. Sheridan blickte überrascht auf. Er trug eine Jeans, die nicht vollständig zugeknöpft war, kein T-Shirt und keine Schuhe. Offensichtlich kam er wie sie gerade aus dem Bett.
„Was sollte das?“, fragt sie.
„Du verschwendest nur deinen Atem“, sagte er. „Bei ihr bewirkst du damit gar nichts.“
„Aber sie lenkt die Ermittlungen in die falsche Richtung! Und in der Zwischenzeit läuft jemand, der wirklich gefährlich ist, immer noch frei herum. Ich weiß das. Er hat mich als Sandsack benutzt.“
Cain antwortete nicht sofort.
„Hörst du mir zu?“
„Woher weißt du, dass ich nicht auf Jason und dich geschossen habe?“
Er meinte es ernst. Trotz der Dunkelheit spürte sie seine bohrenden Blicke und die Anspannung, unter der er stand. Sie wollte nicht antworten. „Ich weiß es einfach.“
„Woher?“
„Weil der Junge, der mich zum ersten Mal berührt hat, alles getan hat, um mir ja nicht wehzutun“, antwortete sie schließlich.
Sie vermutete, dass er darauf bestehen würde, ihr zurück ins Bett zu helfen. Aber das tat er nicht. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer.
Am
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