Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
was er sagen oder tun sollte, als die Schultern des anderen Mannes zu zucken begannen und er sein Gesicht in den Händen verbarg. Er stand neben ihm und wartete darauf, dass Ned seine Trauer in den Griff bekam.
Sheridan war es schließlich, die auf ihn zutrat, um ihm Trost zu spenden. „Es tut mir so leid“, murmelte sie immer wieder und streichelte ihm über den Rücken. Doch als Ned aufblickte, würdigte er sie keines Blickes.
„Warum war Amy hier?“, wollte er wissen und wischte sich die Augen.
„Sie sagte, sie wolle sicherstellen, dass derjenige, der Sheridan angegriffen hatte, nicht wiederkäme“, erklärte Cain. „Aber ich weiß nicht, warum sie ausgerechnet heute gekommen ist. Vielleicht hat sie jemand angerufen.“ Er hob die Schultern. „Wir hatten nicht viel Zeit für Erklärungen. Ich ging raus, um nachzusehen, warum es draußen so still war, stellte fest, dass die Hunde bewusstlos waren, und rannte in sie hinein, während ich versuchte herauszufinden, was eigentlich los war.“
„Du hast sie nicht gebeten, hierher zu kommen?“
Neds deutliche Anzeichen der Trauer regten Cain auf. Er hasste Tränen, selbst bei Frauen. Sie gaben ihm das Gefühl, hilflos zu sein. „Nein. Sobald ich festgestellt hatte, dass sie meine Hunde nicht betäubt hatte, wusste ich, dass noch jemand hier sein musste. Dann war da der Schuss, und eine Kugel ist an meinem Ohr vorbeigezischt.“
„Und dann hast du Amy zu ihrem Auto zurückgeschickt? Das ergibt keinen Sinn.“
Sie war ein Cop, und sie hatte eine Waffe – und er hatte sich Sorgen gemacht, Sheridan zu lange ohne Schutz zu lassen. „Nein. Ich wusste nicht einmal, dass sie weggegangen ist. Ich sagte ihr, sie solle ins Haus gehen und bei Sheridan bleiben. Ich habe keine Ahnung, warum sie das nicht getan hat.“
„Sie hat nicht einmal hereingeschaut“, sagte Sheridan und klang genauso verwirrt, wie Cain sich fühlte. „Ich hörte zwei Schüsse, wenige Minuten auseinander. Das war alles. Niemand hat geklopft oder nach mir gerufen.“
Als Ned nichts sagte, sah Cain ihm widerwillig in die roten geschwollenen Augen. „Was ist?“
„Du hast niemand anders da draußen gesehen? Dir ist kein anderes Fahrzeug aufgefallen?“
„Nur Amys Streifenwagen. Er stand etwa dreißig Meter von der Einfahrt zu Levi Matherley entfernt, genau da … wo es passiert ist.“ Seine Stimme war weicher geworden. Neds Job machte es erforderlich, dass er zum Tatort ging, wo er den Coroner treffen würde und Beweise sicherstellen musste. Er musste den Leichnam seiner Zwillingsschwester identifizieren, den Tatort in Fotos dokumentieren, Berichte schreiben …
„Wie praktisch, was?“ Neds Blick fiel auf Cains Hemd. Bis zu diesem Moment hatte Cain gar nicht bemerkt, dass die Vorderseite mit Amys Blut verschmiert war. Er hatte sie umgedreht und sie in die Arme genommen, um festzustellen, ob es noch Hoffnung für sie gab. Doch dafür war es bereits zu spät gewesen.
„Was ist praktisch?“ Cain hörte den Argwohn in Neds Stimme, doch es gelang ihm, seine Wut zu zügeln, indem er sich sagte, dass Ned nicht klar denken konnte. Er reagierte nur auf den Schmerz und die Trauer.
„Hier oben werden in letzter Zeit ziemlich viele Leute verletzt. Aber du siehst nie irgendetwas.“
„Ich lebe auf einem fünfhundert Hektar großen Waldstück. Wie soll ich da alles sehen können?“
„Es ist jedes Mal im Umkreis von einer Meile von deinem Haus passiert.“
„Das ist nicht fair!“, mischte sich Sheridan ein. Sie versuchte, Cain zurückzuhalten, aber er trat auf Ned zu.
„Was willst du damit sagen?“
Frische Tränen füllten Neds Augen, aber seine Stimme klang trotzig. „Ich denke, es ist merkwürdig, das ist alles. Dass Amy ausgerechnet hier umgebracht wurde. Dass es schon wieder keine Zeugen gab. Und dass derjenige, der es getan hat, keine Hemmungen hatte, einen Menschen zu töten, deine kostbaren Hunde aber nur betäubt hat.“
Cain biss die Zähne zusammen, um nichts zu sagen, was die Situation nur noch schlimmer machen würde.
„Wie? Keine Ausreden?“, spottete Ned.
Seufzend trat Cain zurück. „Es war nicht nötig, die Hunde zu töten. So konnte er sie viel einfacher außer Gefecht setzen.“
„Sie zu erschießen wäre genauso einfach gewesen.“ Neds Augen wurden schmal. „Es sei den, der Täter liebt sie zu sehr.“
„Was, wenn er versucht, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben? Dann hätte er sich gehütet, meine Hunde zu töten“, entgegnete Cain. „Hör
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