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Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Titel: Watch Me - Blutige Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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sprechen, ehe du mit irgendjemand anders redest.“
    „Mit wem sollte ich über was reden?“
    „Über letzte Nacht.“
    „Ich wüsste nicht, was dich der Mord an Amy anginge.“
    „Er geht mich aber etwas an.“
    „Warum?“
    „Weil ich mir um sie Sorgen gemacht habe, verdammt! Sie war wie eine Tochter für mich, schon bevor sie dich geheiratet hat.“
    Amy hatte sich große Mühe gegeben, die Zuneigung seiner Familie zu gewinnen, damit sie eine bessere Position hatte. Cain wusste, dass sie oft vorbeigekommen war, um für John zu putzen, ihm Kekse zu backen oder Filme vorbeizubringen, von denen sie glaubte, sie könnten ihm gefallen. Cain hatte das alles ignoriert, aber John hatte ihre Zuwendung genossen und Cain sogar vorgeworfen, dass er schön dumm sei, sie „gehen gelassen zu haben“.
    Früher hatte sie diese Dinge getan. Es war schwer zu begreifen, dass sie tatsächlich tot war.
    „Außerdem glaubt Ned, und ich stimme ihm da zu“, sagte John jetzt, „dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem, was im Moment auf deinem Grundstück vor sich geht, und den Ereignissen vor zwölf Jahren.“
    Was im Moment auf deinem Grundstück vor sich geht… Cain konnte den Vorwurf, der in diesen Worten mitschwang, nicht ignorieren. „Das sehe ich genauso, aber ich bin nicht die Verbindung.“
    „Manchmal machen Menschen Fehler.“
    „Mord ist mehr als ein Fehler.“
    John ignorierte seinen Einwurf. „Manchmal hat man vielleicht das Gefühl, als gäbe es keinen Ausweg, aber …“
    „Hör auf.“
    „Wenn du mir zuhören und aufhören würdest, dich querzustellen …“
    „Du glaubst, ich hätte Amy umgebracht. Wie soll ich sonst reagieren?“
    John wurde rot. Dieses Gespräch entwickelte sich zu demselben Machtkampf, wie sie ihn in der Vergangenheit so oft geführt hatten.
    Aber dann schloss John die Augen und schien sich um Geduld zu bemühen. „Ich möchte, dass du eins weißt.“
    Cain machte sich nicht die Mühe, nachzufragen, was er meinte. Er würde es ohnehin hören, ob er wollte oder nicht.
    „Ich möchte, dass du begreifst, wirklich begreifst, wie schwer es ist, jeden Tag ohne Jason zu leben. Ich vermisse ihn so sehr, dass es Tage gibt …“ Seine Augen füllten sich mit Tränen. „… Tage, an denen ich morgens kaum aus dem Bett komme.“
    „Ich vermisse ihn auch“, sagte Cain, aber er wusste, dass diese Worte unaufrichtig klangen. John spürte nur seinen eigenen Schmerz, er würde niemals glauben, dass Cain zu tieferen Gefühlen in der Lage war.
    „Das ist nicht das Gleiche.“
    „Warum nicht? Weil ich nicht solche Liebe empfinden kann wie du?“
    „Hör auf, mir die Worte im Mund umzudrehen.“
    „Ich stelle bloß klar, was du eigentlich gesagt hast.“
    „Alles, was ich sagen will, ist, dass es schwer ist, die Identität des Mannes nicht zu kennen, der meinen Sohn umgebracht hat. Es gibt keinen Abschluss, kein Gefühl, dass das Recht gesiegt hat“, sagte er barsch. „Ich bitte dich ausnahmsweise einmal, mir zu helfen, verdammt noch mal!“
    Wie sollte Cain seinem Stiefvater helfen? Es gab nichts, das er tun konnte, um den Schmerz zu mildern, den John empfand, nichts, das irgendjemand tun könnte. Cain wollte ebenfalls die Identität des Mannes herausfinden, der Jason erschossen hatte. Wer immer es gewesen war, hatte ihm das einzige Familienmitglied genommen, das ihn wirklich geliebt hatte -neben Marshall, der zu diesem Zeitpunkt bereits mit den ersten Anzeichen von Alzheimer zu kämpfen hatte. „Du glaubst, ich hätte es getan“, sagte er tonlos.
    John schluckte. „Ich frage mich langsam …“
    „Nein, du hast dich bereits entschieden. Darum bist du hier. Du glaubst Ned.“
    „Hast du es getan, Cain? Hast du meinen Sohn umgebracht?“
    Die Anschuldigung löste eine Woge aus alter Wut und Frustration aus. „Nein!“, rief er, aber er wusste, dass John ihm nicht glauben würde.
    „Mehr hast du nicht zu sagen?“
    „Was kann ich sonst sagen?“
    „Ich weiß, dass es zwischen uns nie besonders gut geklappt hat, Cain. Ich weiß, dass du nicht viel Respekt vor mir hast. Aber ich möchte, dass du begreifst, dass ich mein Bestes getan habe. Als deine Mom an Krebs erkrankte, war ich ebenso am Boden zerstört wie du …“
    Cain hob eine Hand. „Hör auf! Erzähl mir nicht, wie gebrochen du in den letzten Jahren warst, als meine Mutter noch lebte. Ich habe den Liebesbrief gefunden, den du meiner Englischlehrerin geschrieben hast, gerade mal zwei Wochen nach Julias erster

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