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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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weitere Fragen stellte, gab sie ihr Bestes, um die Bewohner von Louisiana mit mütterlicher Zuversicht zu beruhigen.
    »Sie müssen sich keine Sorgen machen. Wir haben unsere besten Leute zusammengeholt, um dieses Problem zu lösen, und die Substanz ist bereits zu neunzig Prozent beseitigt worden. Wir möchten nur alle Anwohner bitten, sich vom Fluss fernzuhalten, bis Sie hören, dass alles wieder in Ordnung ist.«
    Dan Meir glaubte an das, was Elaine sagte. Sie hatten alles gemeinsam durchgesprochen. Obwohl ihre Worte strenggenommen nicht ganz ehrlich waren, verfolgten sie nur die Absicht, die Menschen zu schützen, und Dan war überzeugt, dass diese Taktik ihre beste Hoffnung war. Dieser Zwischenfall hatte vielleicht seinen Sinn für die Wahrheit getrübt, aber nicht seine Menschlichkeit. Er hauchte Elaine einen Kuss zu.
    Während sie redete, dachte Dan über den Algensaft nach, den Peter Vaarveen ihm unter dem Mikroskop gezeigt hatte. Peter sagte, dass der Saft ziemlich schnell mutierte. »Wie eine nukleare Kettenreaktion«, hatte er gesagt. Dan kannte sich nicht besonders gut mit Biochemie aus, aber er hatte bemerkt, dass der redegewandte junge Wissenschaftler Angst bekommen hatte.
    Während Elaine ihren Job machte, beobachtete Dan eine Gruppe von Jugendlichen, die mit Mountainbikes den Deich hinauf- und hinunterfuhren. Kinder, die Spaß hatten. War es fair, ihnen die Wahrheit vorzuenthalten? Er dachte an seinen Sohn, den kleinen Danny, der demnächst heiratete. Die Welt veränderte sich, manchmal erkannte Dan sie kaum noch wieder. Er schaute zu den Kindern hinüber. Er würde alles geben, um sie zu beschützen, wenn er nur wüsste, wie er es anstellen sollte.
    Bevor der Reporter Elaine weitere Fragen stellen konnte, scheuchte Dan sie in das Quimicron-Rennboot und fuhr flussabwärts davon, wobei er eine Gischtfontäne aufspritzen ließ. Sie drückten sich aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen, und rasten der Chasseur hinterher.
    Als sie die Yacht eingeholt hatten, hatten die Kolloidfragmente die scharfe Biegung bei College Point hinter sich gelassen – noch knapp sechzig Flussmeilen von New Orleans entfernt.

89
    Samstag, 19. März, 11.42 Uhr
    Auf der kühlen Brücke der Pilgrim klebten Ebbs, Jarmond und Sacony am Computermonitor. Das Kolloid hatte sich erneut geteilt. Das Satellitenbild zeigte nun zwanzig kalte Flecken, die im Zickzack den Fluss hinuntertrieben. Zusammengenommen entsprach ihr Volumen der Größe, die das Kolloid vor Manchac Point gehabt hatte. Und nach der Teilung wuchsen sie weiter. Sie bewegten sich wie eine Schule Blauwale.
    »Das Ding entwickelt Metastasen«, sagte Jarmond, »wie ein Krebstumor.«
    Roman verfolgte, wie die Kolloide ihre Positionen wechselten. Eins übernahm die Führung, dann ließ es sich schnell zurückfallen, so dass ein anderes nach vorn rückte. Sie schienen abwechselnd im Kielwasser der anderen zu schwimmen. Er stoppte die Zeit für eine komplette Rotation – knapp neunzig Sekunden.
    Die Chasseur und die Pilgrim blieben den Kolloiden dicht auf der Spur. Zeitweise rasten sie mit fünfzehn Knoten flussabwärts, dann wurden sie langsamer, um sich von Müll im Flussbett zu ernähren. In jeder Pause baute die Besatzung eine Gangway auf, damit die Leute müheloser von einem Schiff auf das andere wechseln konnten. Kuriere kamen und gingen. Botschaften wurden in materieller Form ausgetauscht. Der Gouverneur hielt ständig eine Faxverbindung offen.
    Gelegentlich brachen neue Boote aus der Verfolgungsflotte aus und schossen vor wie Piranhas, die nach einem Karpfen schnappen wollten – bis Rory Godchaux sie mit seinem Megaphon zurücktrieb. Am Himmel zogen CNN-Hubschrauber weite Kreise und hielten großen Sicherheitsabstand. Der Sender hatte vom Hubschrauberabsturz bei Port Allen gehört.
    Je weiter sie nach Süden kamen, desto mehr Hafenanlagen passierten sie. Hinter den Deichen sahen sie Dächer und Parkplätze, Silos und Raffinerietürme, die ersten Ausläufer des einstmals florierenden New Orleans. Doch im trüben Licht sahen die Gebäude aus, als wären sie in sich zusammengesackt wie Stapel aus alten Zeitungen. Die große Stadt selbst – ständig aufs Neue von Fluten heimgesucht und wiederaufgebaut – lag nur ein paar Flussbiegungen weiter, und auf der Brücke der Pilgrim spürte Roman, wie ihre Nähe ihm aufs Gemüt drückte.
    Nach dem ersten großen Hurrikan, den man Katrina genannt hatte, war er nach New Orleans geflogen. Ohne großen Wirbel oder Publicity

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