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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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geöffnet hat, war ich noch ein Kind. Mann, war das aufregend!«
    Während Jarmond die Nummer des Kanalbüros in sein Handy tippte, bemerkte niemand den Paketboten mit kupferfarbenem Haar, der unauffällig an der Tür lauschte. Hal Butler hatte sich eine Uniform von FedEx geborgt und sich gemeinsam mit einem der Kuriere aus dem Büro des Gouverneurs an Bord geschlichen. Er hatte einen Sonnenbrand, seine Nase war von Insektenstichen angeschwollen, und seine Lippen verzogen sich in geheimer Freude. Soeben hatte er Informationen mitgehört, die brisant genug waren, um eine laufende Sendung zu unterbrechen. Ohne dass es irgendwem auffiel, machte der Top-Journalist, Top-Illustrator und baldige Top-Super-Medienstar kehrt, rieb sich die Hände und entfernte sich auf Zehenspitzen.

90
    Samstag, 19. März, 12.15 Uhr
    Unter der grauen Wolkendecke über dem Bonnet-Carré-Überlaufkanal kreiste ein Rotschwanzbussard. Mit unglaublicher Sehschärfe suchte er nach Reisratten, jungen Nerzen und Seetaucherküken. Dreitausend Hektar Grün breiteten sich unter seinen funkelnden Augen aus, ein Feuchtgebiet, in dem keine Menschen wohnten und wo es von Leben wimmelte. Das Königreich des Bussards erstreckte sich zehn Kilometer vom mächtigen Mississippi bis zum Lake Pontchartrain.
    Wo der Sumpf an den Fluss grenzte, grinste ein Betonwehr wie ein breiter Mund aus hölzernen Zähnen. Dahinter senkte sich das Land und ging von spärlichem Wald in Sumpfgebiete und schließlich ins Seeufer über. Mit dem Lineal gezogene Führungsdeiche dämmten es auf der Ost- und Westseite ein, und ein hellblauer Wasserlauf rann mitten hindurch. Nur wenige Male war das Wehr geöffnet worden, um die Fluten des Mississippi durch den Lake Pontchartrain in den Golf von Mexiko zu leiten. Wenn das geschah, verwandelte sich der Bach in einen reißenden Strom. Aber heute wogte und glänzte er wie eine blaue Samtschärpe.
    Der Schatten des Bussards überquerte den Bach, die kleineren Zuflüsse und die grünen Teiche des Sumpfs. Er strich über Picknicktische und Flugplätze für Modellflieger hinweg. Der scharfe Blick des Vogels wanderte über die Mischung der Wildgräser, die von Michigan und Nebraska herangeschwemmt worden waren. Ein einsamer Pelikan beobachtete den Flug des Raubvogels, und Singvögel flatterten auf, als er sich näherte. Eine Gruppe nervöser Reiher zog sich ans Ufer zurück. Plötzlich ging der Räuber in den Sturzflug, schnell wie ein Düsenjet, und schlug ein Kaninchen. Schrille Schreie, blitzende Klauen, Fell und Blut, ein Kampf bis zum Tod und schließlich eine Mahlzeit.
    Mit einem Fernglas beobachtete Robert Dréclare die Szene durch sein Bürofenster.
    Jeden Samstag patrouillierte Ranger Dréclare allein am Bonnet-Carré-Überlaufkanal, und normalerweise verbrachte er nicht viel Zeit in seinem Büro. Er biss von seinem Sandwich mit gebratenen Austern ab und beobachtete, wie der Bussard aufflog, die Beute in den Klauen. Meistens war der Wildhüter damit beschäftigt, seinen Jeep des Ingenieurcorps durch den Sumpf zu steuern, um Leute zu verfolgen, die illegal ihren Müll entsorgten, oder Jugendliche zusammenzustauchen, die Gras rauchten, oder Betrunkene zu retten, nachdem sie mit ihren Allradfahrzeugen steckengeblieben waren. Schon mehr als einmal hatte er Mordopfer geborgen.
    Neben polizeilichen Aufgaben beantwortete Dréclare auch Fragen von Touristen. Was ist das für eine Ente, wie heißt diese Wildblume, wie viele Holzpflöcke stecken im Bonnet-Carré-Staudamm? Es ist kein Damm, erklärte er daraufhin geduldig, sondern ein Wehr oder ein Sperrwerk. Und es wird nicht auf diese alberne französische Art ausgesprochen, sondern wie ›Bonnie Carrie‹, ganz einfach.
    Ranger Dréclare hatte gefährliche Einsätze in Bosnien und im Irak mitgemacht, aber sein Job am Bonnet Carré war mit einer ganz eigenen Klasse von Gefahren verbunden. In seiner olivgrünen Uniform stand er am Fenster und hatte eine Hand an seinen Ausrüstungsgürtel gelegt. An diesem Nachmittag hatte jemand gemeldet, dass am Ostdeich ein verlassenes Auto brannte, und Dréclare konnte deutlich die Rauchwolke sehen, die in der Ferne aufstieg. In Kürze würde er in seinen Jeep springen und hinüberfahren, um sich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Doch vorher wollte er seine Mahlzeit beenden und die Poesie des jagenden Bussards genießen.
    Wieder klingelte das Telefon, und als er den Hörer abnahm, zog er automatisch sein Notizbuch heran. Der Anrufer brüllte unverständliches

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