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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Schäden gemeldet. Inzwischen funktionierten die Stromversorgung der Yacht und die Computer wieder, und sie konnten neue Satellitenbilder herunterladen. Das Kolloid hatte sich in fünf kleinere Teile aufgespalten.
    Als die Yacht dem Fluss näher kam, erhellten die Scheinwerfer einen Deichbruch, und eine Wolke aus heißem Dampf schlug ihr ins Gesicht. Sie dachte an ihre Gasmaske – wo hatte sie sie verloren? Dann sah sie ein gekentertes Boot. Zwei. Nein, drei Jetboote trieben kieloben im Wasser. Die feuchte Luft brannte auf ihrer bloßen Haut. Max?
    An beiden Ufern hatte sich Treibgut in nassen Haufen gesammelt, und an allen Bäumen und Sträuchern waren die neuen Frühlingstriebe verdorrt. Rohrkolben lagen schlaff im Wasser wie gekochte Nudeln. Selbst die toten Baumstümpfe sahen mitgenommen aus. Allmählich begriff CJ das Ausmaß des Unglücksfalls.
    Harry lachte ihr ins Ohr. Glaubst du immer noch, dass du das alles besser als jeder andere verstehst?
    Sie drückte ständig auf die Wahlwiederholung, bekam aber keine Verbindung zu Max. Zwei Rettungshubschrauber landeten auf der Deichkrone, und als CJ klar wurde, dass sie Verletzte transportieren sollten, eilte sie zum Heck, um ihr Fernglas zu holen. Polizeiboote fuhren dröhnend den Fluss herauf. Das Pontonboot von Channel 17 versuchte näher heranzukommen. Hörner tuteten, und Lichtkegel zuckten wie rücksichtslose Kobolde durch die Bäume.
    Beim ersten Blick durch das Fernglas war sie geblendet. Es war noch auf Infrarot eingestellt und verstärkte die Suchlichter zu Atomexplosionen. Als die die Helligkeit heruntergeregelt hatte, sah sie gerade noch rechtzeitig, wie zwei Männer in orangefarbenen Rettungswesten ein Bündel Müll ans Ufer zogen. Das schlaffe Gebilde hatte eine vertraute Form. Verklumpte weiße Fetzen fielen ab wie Quarkklümpchen, als die Männer es anhoben, und sie zoomte das Bild näher heran. Eine schwammige, faserige Struktur – ein Pilz? Dann sah sie die menschliche Hand.
    Während es ihr immer mehr die Kehle zuschnürte, erhöhte sie ein weiteres Mal die Vergrößerung des Fernglases. Die beiden Männer stopften das Bündel in einen Plastiksack mit Reißverschluss, doch die Hand fiel heraus und rollte die Böschung hinunter. Die Finger standen wie gelbe Karotten ab. CJ drehte sich um und drückte sich mit dem Rücken an die Reling, bis ihr Rückgrat vom kalten Stahl schmerzte. Aber das Bild ließ sie nicht mehr los. Die aufgequollenen gelben Finger. Sie erinnerte sich an Harrys Hand auf dem Schreibtisch. Seine Hirnmasse, die an die meergrüne Wand gespritzt war.
    Ihre Augenlider drückten sich langsam zusammen. Ihr Mund verzog sich immer mehr. Nein, bitte nicht, das konnte nicht Max' Hand sein. Verzweifelt drückte sie wieder seine Nummer. Während sie langsam zu Boden glitt, presste sie sich das ausgeliehene Telefon ans Ohr. »Bitte, bitte, geh ran!«

86
    Freitag, 18. März, 23.58 Uhr
    Rick Jarmond rief den Gouverneur an. Er meldete sich nicht zuerst bei seinem Vorgesetzten vom Corps, wie er es hätte tun sollen. Fast 10.000 Menschen lebten in Plaquemine, und Rick glaubte fest an ihr Recht, die Wahrheit zu erfahren. Den ganzen Abend lang hatte er sich in seine dünne Jacke gekauert und auf der Plastikkappe eines Schreibstifts gekaut. Es ärgerte ihn, wie sich Kapitän Ebbs über ihn hinweggesetzt hatte und wie Sacony, ein Privatmann, der vielleicht nicht einmal Bürger der USA war, die Dinge immer wieder selbst in die Hand nahm. Das Ingenieurcorps der US-Armee hätte die ganze Aktion leiten sollen. Rick schreckte davor zurück, seinem Chef zu sagen, wie die anderen seine Autorität missachtet hatten. Colonel Joshua Lima, der Leiter des Distrikts von New Orleans, war dafür bekannt, dass er keine Fehler duldete. Also rief Rick stattdessen den Gouverneur an.
    »Sie haben was getan?« Ebbs ließ den jungen Mann quer über die Brücke vor sich zurückweichen, bis er ihm ins Gesicht atmete. »Ich dachte, wir hätten vereinbart, uns abzusprechen.«
    Ricks Hände suchten hinter seinem Rücken nach einem Halt. Er stieß gegen den Drehstuhl des Navigators und zeigte auf Roman. »Er hat auch nichts abgesprochen. Es gab sechs weitere Todesopfer. Ich finde, dass wir verpflichtet sind, die Bevölkerung zu warnen.«
    »Dieser verfluchte Ölschlamm, oder was auch immer es wirklich ist, wird Plaquemine heimsuchen, bevor der Gouverneur wach genug ist, um etwas unternehmen zu können.« Ebbs sah sich zu Roman um, damit er ihm Rückendeckung gab, aber der

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