Watermind
fluktuierende Leuchten des Kolloids sehen, das sich vom Flussgrund erhob, eine kolossale hybride Ballung aus transformiertem Abfall. Sein Feld strahlte so intensiv, dass sich die weißen Härchen auf seinen Armen aufrichteten. Er spürte, wie es seine Knochen durchdrang.
Er dankte dem gnädigen Schicksal, dass die Fernsteuerung funktionierte. Der Seekajak ließ sich trotz seiner schlaksigen Aufbauten gut navigieren, und der EMP-Generator summte wie ein Bienenstock, während er die musikalischen Rhythmen in den Fluss sendete. Peter betrachtete das gelbe Gefährt voller Stolz. Ob das Kolloid die schwachen Pulse wahrnahm, konnte er nicht sagen, aber die strahlende Emulsion trieb eindeutig auf das Wehr zu.
Als sich der Kajak den saugenden hölzernen Zähnen näherte, versuchte Peter ihn durch eine der offenen Buchten zu steuern, aber im letzten Moment stellte sich der Kajak quer. »Scheiße.« Peter ließ den Joystick kreisen, aber jetzt hatte der Fluss die Kontrolle übernommen. Er musste hilflos zusehen, wie das gelbe Boot längsseits gegen das Wehr krachte und wie eine welke Blume in sich zusammenfiel. Keine Explosion, keine umherfliegenden Splitter. Kein wildes Aufspritzen. Es war einfach weg.
Endlich hörte Peter, wie Dan Meir ins Funkgerät brüllte.
»Mayday! Mayday! Wir hängen in der Strömung fest!«
Peter setzte sich auf, und als er erkannte, wie nahe sie dem Wehr bereits gekommen waren, wurde sein Gesicht totenbleich. Ihr Rennboot kämpfte hundert Meter vom Wehr entfernt gegen den Strom. Jeder war davon ausgegangen, dass sie herauskommen würden. Aber das Wasser wurde immer schneller, wenn es durch die Buchten rauschte, und der überlastete Motor des Boots konnte ihre Bewegung nur etwas verlangsamen. Peter kroch zurück zum Cockpit. »Fahren Sie uns gegen das Ufer! Lassen Sie das Boot auf Grund laufen!«
Meir schüttelte den Kopf. Der Fluss strömte so schnell und hoch an der steilen Steinschüttung des Deichs vorbei, dass jeder Versuch einer Landung nur dazu führen würde, dass sie kenterten. Er rang mit dem Ruder, um den Bug flussaufwärts gerichtet zu halten, und sein Geist nahm einen unnatürlichen Ruhezustand an. Er stellte sich vor, wie sich Elaine auf ihrem Badehandtuch sonnte. Ihre wunderbaren runden Pobacken glänzten vom Kokosöl. Als Nächstes dachte er an seine erwachsenen Kinder, an seinen Sohn, der demnächst heiraten würde, die Tochter seiner Tochter, die weit entfernt aufwuchs, und ihm wurde voller Bedauern bewusst, dass er sich das Gesicht seiner Frau nicht ins Gedächtnis rufen konnte. Am deutlichsten erinnerte er sich an den Blick aus seinem Bürofenster, von wo er den Devil's Swamp sehen konnte. Sein Heim in den letzten siebzehn Jahren. Ja, das Büro war wirklich sein Heim gewesen.
»Mein Gott, das ist Roman.« Peter winkte zum Himmel hinauf und grinste wie ein Idiot. »O Mann!« Er richtete sich im Cockpit auf und wedelte mit den Armen.
Ein stumpfgrüner Hubschrauber der Polizei von New Orleans ging tiefer, und sein Rotorenlärm wurde vom donnernden Wasserfall des Wehrs übertönt. Roman beugte sich hinaus und gab Handzeichen. Die Besatzung seilte einen Haken ab.
»Sie gehen als Erster. Ich übernehme das Steuer«, brüllte Peter. Im wilden Dröhnen des Wassers konnten sie sich kaum verständlich machen.
Wieder schüttelte Meir den Kopf. »Gehen Sie! Ich bin als Nächster dran.«
Peter befreite sich von seinen Sicherheitsgurten und stieg auf den Sitz. Er spreizte die Beine, um das Gleichgewicht zu wahren, während Meir darum kämpfte, das Boot möglichst ruhig zu halten. Der schwere Lasthaken schwang hin und her. Als er das dritte Mal vorbeischwenkte, brach er Peter die Hand, aber er bekam ihn zu fassen und hielt sich fest.
»Stehen Sie auf dem Haken. Stellen Sie Ihren Fuß in den Haken.« Meir hob seinen Fuß und unterstrich seinen Vorschlag mit Körpersprache.
Peter verstand. Er klemmte seinen Schuh in den Haken, schlang beide Arme um das Seil und schoss durch die Luft nach oben. Als Meir allein war, blickte er sich über die Schulter zum Wehr um. Er konnte die Körnung des Betons erkennen. Alle zwanzig Buchten waren geöffnet, und das Wasser staute sich einen Meter hoch vor den Pfeilern. Die ganze Konstruktion pfiff wie eine Querflöte.
Die Strömungen kippten und wirbelten. Der Fluss versuchte das Rennboot längsseits zu drehen, also klemmte er sich den Steuerknüppel zwischen die Ellbogen, um ihn gerade zu halten. Der Lärm setzte seinen Trommelfellen zu. Aus dem
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