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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Schlamm stapfen hörten.
    »Wir sind gerettet.« CJ wand sich unter ihm, schlang die Beine um seinen Körper und zog sein Gesicht für einen Kuss herunter. »Du hast mir das Leben gerettet«, sagte sie und zitterte in seinen Armen. Fast hätte sie gesagt, dass sie ihn liebte.
    Erst als sie sich an ihn schmiegte und an seinem Ohr leckte, sah sie in weniger als zwei Metern Entfernung einen schwachen Umriss wie ein gehörntes Tier aus einem Alptraum bedrohlich aus dem Nebel auftauchen. Es hatte nur ein Auge, das rot glühte. Bevor sie etwas sagen konnte, machte das Monster ein hässliches Geräusch, das wie ein Klicken von Metall auf Metall klang.
    Max rollte zur Seite und knipste die Taschenlampe an. Da stand Ron Moselle, der ein Infrarotnachtsichtgerät trug und eine Ruger Halbautomatik auf sie richtete. Er war ihnen den ganzen Abend gefolgt.
    »Sie sind verhaftet wegen unerlaubten Betretens des Sumpfs«, sagte er.

9
    Donnerstag, 10. März, 9.00 Uhr
    Es gibt Stellen auf dem Globus, wo ein Fluss in den anderen mündet. Sie sind so etwas wie seltsame Attraktoren – Kreuzungen, Knotenpunkte, Schmelztiegel, wo Dinge zusammenfließen und neue Verbindungen eingehen. Diese Stellen haben eine stärkere Erdanziehungskraft als andere. Jeder kennt sie. Bestimmte Städte, Inseln, Küsten. Dort lagern sich nicht nur Sedimente ab, sondern es sammeln sich auch Dinge von historischer Tragweite, eine Mischung von Sprachen und Künsten, das Treibgut unserer Hoffnungen und Ängste. Ihre langsamen Ströme verrühren sich, bis sich die verschiedenen Elemente zu etwas Neuem und Unvorhergesehenem vereinen. Ähnlich wie Zydeco.
    Dan Meir, der Werksleiter von Quimicron, stellte das Radio auf seinem Schreibtisch lauter. Der Lokalsender spielte ›Paper in My Shoe‹ vom Akkordeonisten BooZoo Chavis. Meir brauchte die Musik, um seine Nerven zu beruhigen. Er hatte gerade einen Anruf von den ›Freunden der Feuchtgebiete Louisianas‹ bekommen.
    »Diese verdammten Vogelliebhaber wollen ein Inspektionsteam schicken.« Er schüttelte den Kopf und kicherte. »Die denken wohl, sie sind die Vereinten Nationen.«
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schaute blinzelnd aus dem Fenster im fünften Stock auf den Schiffskanal. Nieselregen kräuselte das graue Wasser und durchnässte die Arbeiter am Kai. Seine Arbeiter, sein Kai – so dachte Meir über das Unternehmen, dem er seit siebzehn Jahren angehörte. Sein grauer Bürstenhaarschnitt glänzte vom Haarspray. Er zerrte an seinem Kragen, weil ihm die Krawatte zu schaffen machte. In letzter Zeit hatte er sich an Poloshirts gewöhnt. Ein ehemaliger Marine-Sergeant, dessen alternder Körper immer noch starke Muskeln hatte, doch mit Falten im Nacken und in den Augenwinkeln. Obwohl es seit dem Morgen kühl und regnerisch war, fühlte sich Meir wie gedünstetes Rindfleisch. Regentropfen liefen zusammen und am Bürofenster hinunter, und er dachte an den Mann, der gestern da draußen gestorben war.
    Auf der anderen Seite des Schreibtischs rieb sich Gene Becnel den Unterarm. Seine kurzen blonden Haare standen wie Nähnadeln vom Schädel ab, und seine dicken Hinterbacken hingen auf beiden Seiten des schmalen Stuhls herunter. Genes Interesse galt weder Vogelliebhabern noch Mitarbeiterbegräbnissen. Er hatte zwei terroristische Gefangene, die ihr Mütchen in einem Kellerumkleideraum kühlten – Gefangene, die er eigenmächtig eingesperrt hatte. Gene zweifelte nicht daran, das Richtige getan zu haben. Diese Linksradikale und ihr Kifferfreund waren gefährliche Störenfriede, doch Mr. Meir saß da und überlegte, ob er den zuständigen Amtsrichter informieren sollte. Wenn Gene dafür zuständig gewesen wäre, hätte er die Heimatschutzbehörde angerufen.
    Der dritte Mann im Raum, der dunkelhäutige Miami-Boss in seinem Dreiteiler, saß in einer Ecke, und Gene fühlte seine Anwesenheit im Nacken brennen. Er drehte den Kopf, um zu sehen, was der Typ machte, und der Fremde blickte kurz von seiner Arbeit auf. Er hatte einen schmalen Fußknöchel auf das Knie gelegt, balancierte darauf einen Laptop und hielt ein Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt. Gene bemerkte seine schicke Seidensocke, ein überkandideltes Ding, das bis über die Wade reichte. Zwischendurch murmelte der Typ etwas in einer fremden Sprache ins Telefon.
    Gene packte einen Stapel Berichte, die noch warm vom Kopieren waren, auf den Tisch. »Das Mädchen ist aus dem Norden, Mr. Meir. Wollen Sie ihre Akte sehen?«
    »Hab ich schon.« Meir

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