Watermind
kaute auf seiner Oliva-Zigarre, und der Typ aus Miami schwieg.
Gene fand ihre Teilnahmslosigkeit schockierend.
Die Tür ging auf, und Ron Moselle führte den weiblichen Übeltäter herein. Sie trug immer noch ihren schlammverdreckten Schutzanzug, obwohl sie ihn geöffnet und die Arme um die Taille geschlungen hatte. Sie sah übernächtigt aus. Gut. Gene hatte seinen Männern befohlen, die beiden Gefangenen die ganze Nacht wach zu halten – damit sie bei der Befragung schon etwas weichgeklopft waren.
CJs Unterleib krampfte sich zusammen, und ihr Gehirn pochte unter der Schädeldecke. Sie bemühte sich, ihren Gesichtsausdruck wie den eines Raketengeschosses aussehen zu lassen. Sie kannte den fetten blonden Sicherheitschef nicht, doch Dan Meir, der Werksleiter, war ihr vertraut.
Sie ging direkt auf ihn zu. »Meir, Sie werden sich noch wünschen, meinen Namen nie gehört zu haben.«
»Beruhigen Sie sich, Miss Reilly.«
»Einen Scheiß werde ich tun! Acht quälende Stunden haben Sie mich auf einer Bank sitzen lassen, mich mit einer Lampe angestrahlt und mir nicht einmal ein Glas Wasser gegeben. Ich werde diese Firma bis zum Obersten Gerichtshof verklagen. Ich werde dafür sorgen, dass man Ihr Gesicht bei CNN zu sehen bekommt. Sie werden den Tag bereuen, an dem Sie Max und mich mit einer Waffe bedroht haben. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich …«
»Sie sind Beraterin, nicht wahr?«
CJ fuhr herum und starrte den Fremden an, der gesprochen hatte. Sie hatte nicht bemerkt, dass er dort in der Ecke saß. Er war der gutaussehende Manager, der mit seiner Karte das Labor für sie geöffnet hatte. Dass sie schon jetzt bei einer Lüge ertappt wurde, ließ sie erröten.
Als der Mann sie von oben bis unten musterte, wurde sie sich ihres schlammverkrusteten Gesichts, ihrer schmutzigen Kleidung und bloßen Füße bewusst. Reflexartig verschränkte sie die Arme und blickte finster drein.
»Carolyn Reilly?«
Unter seinen hohen Wangenknochen war sein Gesicht schmal. Er hatte dieselbe gebräunte Haut und dieselben langen Haare, an die sie sich erinnerte. Seine Augenbrauen waren breit, schwarz und gerade, als hätte sie jemand mit einem Lineal gezeichnet. Als er aufstand und ihr einen Stuhl anbot, sah er wie ein spanischer Aristokrat aus. Oder wie ein spanischer Inquisitor.
Sie wollte keinen Stuhl, sie wollte Dampf ablassen. Doch er wartete schweigend, während er ihren Stuhl hielt und einen höflichen Ausdruck im Gesicht hatte, das ein Lächeln andeutete, bis sie schließlich mit den Schultern zuckte und sich auf den Stuhl fallen ließ.
Sanft sagte er: »Wir haben eine vollständige Aufzeichnung Ihrer Aktivitäten in den letzten vierundzwanzig Stunden.«
CJ umklammerte den Sitz. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
»Wir haben auch das hier.« Er nahm den Probenbehälter mit der milchigen Flüssigkeit von Meirs Schreibtisch.
»Das gehört mir.« Sie versuchte danach zu greifen.
»Das glaube ich nicht.« Er stellte den Behälter außerhalb ihrer Reichweite ab, legte ihr eine Hand auf die Schulter und versuchte sie freundlich dazu zu bewegen, sich wieder hinzusetzen. »Dieses Material ist vom Grundeigentum von Quimicron gestohlen worden. Warum haben Sie das gemacht, Carolyn?«
Sie zwinkerte. Er versuchte sie zu ködern. Bestimmt hatten sie die besonderen Eigenschaften längst entdeckt. Sie sah vor sich, wie die Oberbosse bereits die Champagnerkorken knallen ließen, um ihr neuestes Patent zu feiern – eine chemische Reaktion, die aus toxischem Abfall Trinkwasser machte.
Aber wer war dieser spanische Aristokrat? Irgendein sexy Hai aus der Rechtsabteilung? Die Probe hatte einen verführerischen Schimmer. Sie hatte etwas Brauchbares ergattert – etwas, das sie analysieren konnte. Sie hob die Hand ein paar Zentimeter und verlangte danach.
Meir saß über seinen Schreibtisch gebeugt da und betrachtete seine Zigarre, als wäre sie mit Runen beschrieben. CJ fragte sich, weshalb Meir diesen Anwalt das Gespräch führen ließ. Sie nahm den Spanier näher in Augenschein. Sein Ausweis war an der Hosentasche befestigt, so dass sie ihn nicht lesen konnte. Vielleicht war er gar kein Anwalt.
Der Blick des Fremden glitt über Meir und den blonden Mann, als würde er sie auf einer Skala bewerten. Sie beobachtete ihn, wie er zum Fenster ging und den Behälter ins Licht hielt. Die Flüssigkeit schimmerte wie Perlmutt.
»Carolyn, wissen Sie, was das ist?« Sein Blick durchbohrte sie.
Diesen Akzent hatte sie noch
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