Watermind
verschlungen. Während sie zentimeterweise vorwärtsrobbte, erinnerte sie sich an das Gefühl des Erstickens.
Max' langer Arm umschlang ihre Taille. Er kniete neben ihr auf dem Eis und hielt sie fest. »Ich lasse dich nicht los, lamie.«
Schließlich umschlossen ihre Finger den Meißel. Dann spürte sie, wie er einsank. Unter ihrer warmen Hand wurde ein rundes Stück Eis zu Matsch und gefror nicht wieder. Sie hielt den Arm ausgestreckt und traute sich nicht, sich zu bewegen. »Max, mach deine Taschenlampe an.«
Max tastete in seiner Jackentasche herum, und als das Licht anging, sahen sie, dass der Meißel und CJs Arm bis zum Ellbogen in einer Öffnung aus Matscheis versunken waren. Der Bereich hatte nur einen Durchmesser von zwanzig Zentimetern, aber anstatt wieder zu gefrieren, wurde er ganz langsam größer.
»Da sind sie!«, riefen die Wachmänner.
Max knipste die Taschenlampe aus. »Kannst du deinen Arm herausziehen?«
»Mir geht's gut. Hol meine Probengläser«, flüsterte sie.
»Ich lass dich nicht allein, Mädchen.«
»Mach schon!«
Zu spät bemerkte sie, dass sie Harrys scharfen Ton angeschlagen hatte, einen Ton, den sie hasste – aber es funktionierte. Max glitt auf Knien über das Eis und kehrte mit einem der Behälter zurück. Taschenlampen flackerten zwischen den Bäumen, kamen näher und tauchten die beiden in einen Lichtkreis. »Aufhören, was auch immer Sie da gerade tun!«, sagte die raue Stimme.
»Tauch ihn so tief ein, wie du kannst. Mach dir um mich keine Sorgen«, flüsterte sie ihm zu und versuchte sich ihre wilde Angst nicht anmerken zu lassen. Sie war bis zur Achsel eingesunken, und ihre Haut brannte vor Kälte. Zu dem Wachmann sagte sie: »Wir machen nichts Schlimmes. Geben Sie uns einen Moment Zeit.«
Max deckte sie mit seinem breiten Rücken. Er fasste um sie herum und schaufelte das Gefäß halb mit milchigem Matsch voll.
»Gut. Mach ihn zu«, flüsterte sie.
»Stehen Sie auf!«, sagte der Wachmann. »Drehen Sie sich um und schauen Sie mich an!«
»Wir hatten Sex, okay?«, sagte CJ. »Ich muss meine Bluse zumachen.«
Max verschloss den Deckel des Behälters und stopfte ihn unauffällig in CJs T-Shirt. Dann zog sie nervös den Arm aus dem Matsch. Beide stießen einen Seufzer der Erleichterung aus, als ihre triefende Hand freikam. Da der schmelzende Kreis sichtbar größer wurde, bewegten sie sich von der Uferseite weg, an der die Wachmänner warteten und sie mit ihren Taschenlampen blendeten.
»Stehen Sie auf, oder ich brenne Ihnen ein Loch in den Pelz!«
»Wenn ich ›Los‹ sage, nimmst du die Beine in die Hand«, flüsterte Max.
»Ich kann mit ihnen reden«, flüsterte sie zurück und beobachtete den Kreis aus schmelzendem Eis. »Oh! O Gott, Max!«
Der geschmolzene Bereich breitete sich plötzlich in alle Richtungen aus, und sie plumpsten in eine Masse aus eisigem Pudding. Unter der Oberfläche schrie und würgte sie. Als sie Max' ausgestrecktes Bein spürte, packte sie seinen Knöchel. Schneller, als sie begreifen konnte, verflüssigte sich das weiche Eis vollständig, und keuchend und planschend kamen sie gemeinsam an die Oberfläche. Sie waren weit weg von der Stelle, an der sie untergegangen waren.
In der Eiseskälte zog sich CJs Brustkorb zusammen, und sie konnte nicht mehr atmen. Verzweifelt krallte sie sich an Max' Arm, und als er ihre Panik bemerkte, schwamm er hinter sie und legte ihr Kinn in die Beuge seines Ellbogens. Weitere Schüsse knallten. Die Wachmänner feuerten in die Luft. Mit kräftigen Armschlägen zog Max CJ zum anderen Ende des Teichs, hievte sie aus dem Wasser und schob sie ins Weidendickicht. Er legte ihr eine Hand auf den Mund, um ihr Keuchen zu dämpfen.
»Bleib ruhig«, flüsterte er und presste ihren strampelnden Körper in den Schlamm. Inmitten eines Gewirrs aus Weidentrieben legte er sich auf sie und hielt sie davon ab, sich zu bewegen, während die Wachmänner durch das Brombeergestrüpp brachen, sich gegenseitig etwas zuriefen und fluchten. Die Strahlen ihrer Taschenlampen glitten um den Teich herum, doch Max lag reglos da und drückte CJ unter sich zu Boden. Als er seine Hand von ihrem Mund nahm, blieb sie stumm.
Max hätte notfalls bis zur Morgendämmerung im Schlamm liegenbleiben können. Aber nach zehn Minuten beendeten die Wachmänner überraschend die Suche und zogen ab. Ihre murrenden Stimmen wurden leiser. Max und CJ lauschten, bis sie keine Dornensträucher mehr über Schutzanzüge kratzen oder schwere Stiefel durch den
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