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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Rohrleitung, die Kapitän Creque benutzt hatte, um das Kanalwasser herüberzupumpen, hing immer noch wie eine abgeworfene Schlangenhaut über die Kante. Eine riesige blaue Schwimmbeckenabdeckung aus Plastik schwamm auf dem Bassin, und ein Stapel Computerkomponenten lehnte gegen das Geländer des Stegs. Jede Überfläche flimmerte vor Hitze. Yue und Vaarveen waren ganz in ihre Arbeit vertieft.
    »Halt!«, rief CJ und stürmte, mit den Armen wedelnd, die Treppe hinauf.
    Yue blickte auf die Uhr. Ihre Augen waren hinter einer schwarzen Sonnenbrille verborgen, doch ihre blasse Haut war bläulich gesprenkelt. Peter saß mit einem süffisanten Grinsen hinter ihr.
    Als CJ die Lubell-Lautsprecher im Sonnenlicht glitzern sah, wurde sie langsamer und atmete durch. Sie war nicht zu spät gekommen. Sie hatten die Lautsprecher noch nicht ins Wasser getaucht. Sie ging neben dem Audioverstärker in die Hocke. Der heiße Beton brannte an ihren Knien.
    »Wir müssen mit niedriger Lautstärke anfangen und dann auf ein Feedback horchen«, sagte sie. »Wenn wir zu laut beginnen, könnte es feindselig reagieren, und das wäre genau das Gegenteil von dem, was wir …«
    Yues langer Schatten fiel über den Verstärker, und CJ blinzelte zur skelettartigen Silhouette vor der Sonne auf. Yues Stimme zitterte leicht vor Verärgerung. »Roman sagt, Sie hätten eine neue Hypothese aufgestellt.«
    Die Hitze umwaberte Yue wie Sonnenprotuberanzen und ließ CJs Augen tränen. Die Stimme der Frau war ein Echo all der schwarzgekleideten Pädagogen am MIT, die kritisch über CJs Intellekt geurteilt hatten. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihr Innerstes nach außen gekehrt hatte, um von ihnen gelobt zu werden, weil alles andere Harrys Einschätzung bestätigt hätte, dass sie flatterhaft, undankbar und launisch war – genau wie ihre Mutter.
    CJ wurde sich bewusst, dass sie wie eine Dienerin vor Yue kniete, also erhob sie sich und klopfte sich die verschmutzten Beine ab. »Es geht um Sprache«, sagte sie und hustete, um den Kloß in ihrem Hals zu vertreiben. Dann verteidigte sie im disziplinierten akademischen Stil, den Harry ihr beigebracht hatte, die Theorie, die sie sich zurechtgelegt hatte.
    Es hatte vermutlich Jahre gedauert, sagte sie, bis die fragmentierten Mikrochips im Teich die Ansätze eines neuronalen Netzes ausgebildet hatten. Das Proplastid des Algenschleims musste die Chips isoliert haben, so dass ihre Schaltkreise intakt blieben. Und obwohl jeder einzelne Chip nur begrenzte Fähigkeiten besaß, mussten sie nach dem ersten Austausch von Signalen durch das Wasser einen gemeinsamen Code gefunden haben, der sich zu etwas ganz Neuem entwickelt hatte. Nun versuchte das neuronale Netz mit seiner Umwelt zu interagieren. Deshalb hatte es auf die Musik reagiert.
    »Der Viervierteltakt meines iPods war für sie wahrscheinlich die nächste Entsprechung zur Computersprache, die das Kolloid benutzt hat, seit seiner … Geburt.«
    Als CJ ›Geburt‹ sagte, schienen sich Yues verschränkte Arme zusätzlich zu verkrampfen. Nur Peter Vaarveen grinste. Non compos mentis , las CJ das einhellige Urteil in ihren Augen. Als sie dann tatsächlich damit begannen, die Ausrüstung aufzubauen, um CJs Theorie zu überprüfen, glaubte sie, dass sie in der Hitze halluzinierte. Ihr wurde nicht klar, dass Roman ihnen die Anweisung erteilt hatte, ihr zu assistieren.
    »Zeig ihr die neuen Daten«, sagte Yue zu Peter.
    »Ja, meine Königin.«
    Peter beugte sich über seinen Computer und öffnete eine Datei, die CJ sich ansehen sollte. »Sie haben recht, was die Umhüllung mit Pflanzensaft betrifft. Dadurch wird die Elektronik geschützt. Sie verhindert einen Kurzschluss. Aber es ist viel zu viel Proplastid. Selbst in einem Sumpf, in dem die Algenblüte wuchert, würde man unter normalen Umständen niemals so große Mengen finden.«
    »Also haben Sie die Sache genauer untersucht?« CJ verschränkte die Arme und wartete.
    Peter blinzelte mit den blassen Wimpern. »Genmodifizierung«, verkündete er. Er hatte zahlreiche kommerziell genutzte, genetisch veränderte Pflanzenzellen gefunden, die in die Algenblüte eingebettet waren und zum Teil noch aus den 1990er Jahren stammten. Er zeigte ihr die Liste: Maiszellen, die mit Pest-Toxinen durchsetzt waren, Weizenkeime, die man mit Reptiliengenen kombiniert hatte, Tabakpflanzen, die menschliche Proteine sekretierten. Das Proplastid hatte alles in sich aufgenommen.
    »Diese Brühe ist ein ziemlich übles Gemisch«, sagte Peter

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