Watermind
mit einem Hauch von Bewunderung.
Die Probe im Bassin enthielt ein ganzes Lagerhaus anderer Partikel, die sogar noch exotischer als die waren, die Yue bisher gefunden hatte. Ruckelnde kleine Ratschen, die nur ein paar Moleküle groß waren. Asynchrone Halbleiter, mit denen die lokale Koordination in komplexen Computerschaltkreisen beschleunigt wurde. Neuromorphe Nanochips, die dem menschlichen Sehnerv nachgebildet waren, um für Roboteraugen eingesetzt zu werden.
CJ lachte und klatschte in die Hände.
»Es kommt noch besser.« Peter rief eine Grafikdatei auf, die die doppelte Mikrochipkette zeigte, die sie im Zentrum des elektromagnetischen Feldes gefunden hatten. Für das unbewaffnete Auge war dieses knäuelige Konglomerat unsichtbar oder erschien bestenfalls als milchig verschwommener Fleck. Er sagte, dass die Struktur Licht polarisierte und refraktierte, um ihre Position zu verschleiern. Doch nachdem Yue die Masse mit Isotopen markiert und sichtbar gemacht hatte, ähnelte sie einem treibenden, halb aufgelösten Garnknäuel. CJ starrte mit offenem Mund auf das Bild. Yue war die Erste gewesen, die diese Struktur als Strang bezeichnet hatte.
Dann zeigte Peter ihre größte Entdeckung. In die Doppelketten eingebettet hatten sie einen funktionierenden Miniaturcomputer gefunden.
»Er funktioniert?« CJ hielt den Atem an.
»Ja, er ist aktiv. Er sendet Radiowellen aus.« Peter klang, als konnte er selbst kaum glauben, was er sagte. Seine sonnenverbrannte Haut pellte sich, und sein Haar stand in fettigen weißen Strähnen ab. Er zeigte ihr das Bild auf dem Monitor, dann den Vergleich zu einer schematischen Darstellung, die er von der Website einer kanadischen Firma heruntergeladen hatte. Es war ein Würfel aus mehreren Schichten, kleiner als ein Stecknadelkopf, vollgepackt mit komplizierten Schaltkreisen und mit einer eigenen Miniatur-Solarzelle ausgestattet. »Der Prozessor hat wasserresistente Sensoren. Er wurde konstruiert, um Wetterdaten zu sammeln und sie in Form kurzer Radioimpulse zu senden.«
Diese Entdeckung entfaltete in CJs Kopf die Wirkung einer starken Droge. Als Yue zugab, dass einige der Mikrochips aktiv auf die Signale des Minicomputers reagierten, hätte sie am liebsten einen lauten Jubelschrei ausgestoßen.
Sie eilte zum Rand des Bassins, zog die Plastikplane zurück und tauchte ihren Arm bis zum Ellbogen ein. Das Wasser war nicht kalt, sondern fühlte sich warm und prickelnd an. Du bist real. Sie hatte das Gefühl, vor Freude zu platzen. Sie sprang auf und wirbelte Peter Vaarveen im Kreis herum. Yue sah mit verächtlicher Miene zu, aber Peter schien sich nicht daran zu stören.
Yue beharrte darauf, dass der Mikrochip-Strang eine zufällige Anordnung ohne dauerhafte Form war, wie ein Wasserspritzer oder ein Regenbogen. Sie spielte sogar eine Sequenz in Zeitraffer ab, die zeigte, wie sich die Strukturen wiederholt auflösten und neu bildeten, aber jedes Mal in etwas anderer Anordnung.
»Na und? Wir alle sind das Ergebnis von Zufällen.« CJ war so aufgeregt, dass sie glaubte, verrückt zu werden. »Man könnte sogar behaupten, das gesamte Universum sei ein verdammter Zufall.«
»Gütiger Himmel!« Peter versuchte die Frauen auf ein anderes Thema zu bringen. Er erzählte ihnen, dass die Partikel synchrone Kreiselbewegungen ausführten, und er lud eine Schwarmsimulation aus ›Boids‹ auf den Bildschirm, um zu demonstrieren, was er meinte. Eine Gruppe computergenerierter grüner Punkte bewegte sich wie ein Fischschwarm hin und her. Auf CJ wirkte die grafische Darstellung unheimlich und hypnotisch, aber Yue bezeichnete sie als Videospiel für Kinder.
Yue umklammerte ihre Ellbogen mit langen, dürren Fingern. »Ich habe am Kanal zu tun. Jemand hat gestern unserem Gefangenen geholfen, aus der Absperrung zu entkommen, und ich muss ihn wieder einfangen. Sofern Sie also keine weiteren brillanten Theorien zu unterbreiten haben, Miss Reilly, würde ich diese Farce gern so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
Hitze breitete sich auf CJs Wangen aus und hinderte sie daran, mit einer gepfefferten Erwiderung herauszuplatzen.
Yue verspürte das Bedürfnis, CJ Reilly im Fluss zu ertränken. Sie hatte gesehen, wie Reilly Romans Hotelzimmer verlassen hatte.
Yue starrte ihre Rivalin eine Weile nur an, dann stapfte sie zum Ende des Kais davon und brachte ihren Zopf wieder in Ordnung. Hatte Roman wirklich mit dieser schmutzigen kleinen Schlampe geschlafen? Unvorstellbar! Aber Yue erlebte so etwas nicht zum
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