Watermind
gehabt? Seine Augen waren früher nicht so eingesunken gewesen. Er versuchte zu lächeln, und für einen kurzen Moment sah er etwas, das ihn an den Mann erinnerte, der er gewesen war, bevor Quimicron sich wie ein Wolf auf ihn gestürzt und sein Leben verschlungen hatte. Gallinita . Ein witziges kleines Ding. Aber sie war noch ziemlich jung.
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Dienstag, 15. März, 7.30 Uhr
Max saß auf dem Bürgersteig vor dem bescheidenen Holzhaus seiner Exfrau Sonia. Er trug immer noch dieselben dreckverkrusteten Jeans und dasselbe dreckverkrustete T-Shirt, die er schon am Vortag getragen hatte, und dieselbe verblasste paryaka schmückte seinen Kopf. Der Morgen war kalt, also hatte er sich ein warmes Sweatshirt übergezogen. Der geschmolzene Hagel ließ den Asphalt glänzen und dampfen, und sein Atem bildete Kondenswolken. Seine Stiefel standen in der Gosse, wo Fäden aus grauem Wasser um die Absätze strömten und sich wie Landstraßen verzweigten.
Die feuchte Nase eines Hundes drückte sich in seine Achselhöhle, aber er rührte sich nicht. Er horchte auf das angenehme perlende Geräusch, mit dem das Wasser in der Kanalisation verschwand. Das Rauschen des Verkehrs und des Windes lullten ihn ein, bis er plötzlich hochfuhr, weil er eingenickt war. Auf dem Bürgersteig neben ihm stand eine zerknitterte braune Papiertüte, die auf den ersten Blick den Eindruck erweckte, dass sich darin eine Whiskyflasche befand. Doch stattdessen enthielt diese Tüte ein kleines rosafarbenes Plastikschmuckkästchen mit aufklappbarem Deckel. Und im Kästchen lag auf einem Bett aus weißer Watte eine silberne Halskette für seine Tochter. Er wartete darauf, sie abzufangen, sie vielleicht auf dem Schulweg zu begleiten, auch wenn heute nicht sein offizieller Besuchstag war. Doch der Anblick der kleinen Marie erwärmte jedes Mal sein Herz.
Max hatte von Anfang an gewusst, dass Ceegies Zuneigung nicht von Dauer sein würde. Amou nannte er sie in seinem Herzen. Sie wusste so viel über Fakten, Zahlen und Wissenschaft. Wenn Max ehrlich war, glaubte er, dass sie möglicherweise ein Genie war. Aber wie stand es mit dem Leben in der realen Welt? Sie war ein timoun , ein Kind. Und das Schlimmste war, dass es ihr gar nicht bewusst war.
Er selbst war nur zu körperlicher Arbeit und als Frottoir - Spieler zu gebrauchen, aber das war nichts Besonderes – so glaubte er zumindest. Die Lieder, die er schrieb, die traurigen Elegien zum pulsierenden Zydeco-Rhythmus, waren für ihn nur Spinnerei und Spaß, nichts von Wert. Also hatte er jeden Tag damit gerechnet, dass Ceegie ihn verließ. Trotzdem wurde es dadurch für ihn nicht einfacher.
Er hatte ihr nie gesagt, dass er sie liebte, weil ihm diese Worte viel zu angeberisch vorkamen. Doch jedes Mal, wenn er das unheimliche Strahlen in ihren flussfarbenen Augen sah, wollte er sie in die Arme schließen, um sie zu beschützen. Ihre blassen, bis zum Fleisch heruntergekauten Fingernägel verursachten Max kaum erträglichen Schmerz. Er bewunderte ihre fiebrige Hitze, wenn sie zusammengerollt neben ihm im Bett lag und vielleicht ein wenig schnarchte, wie ein Kätzchen. Manchmal spielte er mit ihrem Haar, während sie schlief.
Doch am meisten liebte er ihren lespir , ihren Seelenwind. In Ceegie tönte eine Symphonie. Es machte ihm Sorgen, wie sehr sie gegen ihren lespir ankämpfte und seinen Fluss unterdrückte, bis er wie ein Sturm aus ihr herausbrach. Wenn sie über Zahlen und Fakten sprach, konnte er häufig die fließenden Ströme ihres lespir hören, wie er sich zu befreien versuchte. Aber sie hatte ihren Seelenwind hinter einer Mauer aus traurigen Erinnerungen verbannt.
Max verstand nicht, warum sie einen solchen Groll gegen ihren popa hegte, aber er wusste, dass dieser Groll dafür verantwortlich war, dass sie wie ein Kind dachte. Was er an ihr liebte, war die Frau, die wie eine ungeöffnete Knospe in ihr wartete. Und als er auf das rinnende Wasser in der Gosse horchte, wusste er, dass er die Chance verloren hatte, ihre Blüte zu erleben.
An der Straßenecke hüpfte und schrie Marie, und Max sprang sofort auf die Beine. Er sah, wie sie in einen Bus voller Kinder stieg. » Timoun !« Er winkte und rief ihren Namen. Er hatte den Moment verpasst, als sie auf den Bürgersteig hinausgetreten war. Er sah nur noch einen verwaschenen rosafarbenen Fleck, als ihr Baumwollmantel hinter der zuschlagenden Bustür verschwand.
Nachdem der Bus abgefahren war, stand Max mit der Papiertüte in der Hand da und hinterfragte
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