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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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schon gesprochen?«
    CJ stieß einen Laut aus, der halb Stöhnen, halb Seufzen war. Er wollte nicht, dass sie sich entschuldigte. Für den Mist, den sie gebaut hatte. Für den Obermist. Sie wandte sich um und folgte seinem Blick. Die blaue Abdeckung funkelte unter der gnadenlosen Sonne, und die Luft darüber flimmerte vor Hitze, wie eine unsichtbare Flamme.
    Sie riss einen angebrochenen Fingernagel ab. »Wir bekommen keine Reaktion. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe.«
    Max setzte sich den Kopfhörer auf und horchte auf die Audiosignale, die sie ins Wasser sendete. Sie hatte einfache mathematische Reihen als ganze Noten transkribiert, und die synthetisch erzeugten Töne erklangen in einem gleichmäßigen Eins-zwei-Rhythmus, wie ein Metronom. Klar, geordnet, eintönig.
    Er kratzte sich am Ohr. »Vielleicht …«
    »Was?«, sagte sie gereizt.
    »Dieser Beat ist langweilig, Ceegie. Bing, bing, bing. Wie soll es uns von einer Maschine unterscheiden?«
    Sie riss die Hände hoch. »Ich versuche, menschliche Sprache in Signale umzuwandeln, die ein primitiver Miniaturcomputer verarbeiten kann. Das bedeutet, dass man mit den einfachsten Grundlagen anfängt. Syntax, Wortschatz, Bedeutungsregeln. Das ist schwierig genug.«
    »Es klingt auch schwierig«, stimmte er ihr zu.
    Sie musterte ihn. »Anscheinend hast du eine andere Idee.«
    »Nein, nichts. Mach mit deinem Bing-bing weiter.«
    CJ biss die Zähne zusammen. »Max, manchmal treibst du mich in den Wahnsinn. Sag einfach, was dir durch den Kopf geht.«
    Seine goldbraunen Augen reflektierten das Sonnenlicht. Statt zu sprechen, summte er eine alte Ballade. Sein voller Bariton arbeitete sich durch ein melancholisches Crescendo, dann glitt er in ein wehmütiges bluesiges Finale ab. Als das Lied zu Ende war, sagte er: »Sav? Eine Maschine kann das nicht.«
    CJ zuckte mit den Schultern. »Und worauf willst du hinaus?«
    Er grinste und stimmte einen Scat-Gesang an, der beschwingt und verspielt die G-Dur-Tonleiter hinaufstieg. Danach pfiff er einen Marsch in h-Moll. Als er eine stürmische Ouvertüre folgen ließ, unterbrach sie ihn.
    »Ich hab's kapiert. Klar. Musik ist keine Mathematik. Sie vermittelt – was eigentlich? – eine Stimmung? Aber du spielst hier mit feinen akustischen Details. Veränderung von Frequenz und Amplitude, Harmonie, Melodie, synkopierten Rhythmen. Das ist viel zu komplex für einen Computer.«
    »Ceegie, selbst kleine Kinder verstehen, was ein Lied bedeutet. Selbst Tiere. Musik braucht keine Übersetzung.« Sein sonorer Bariton setzte erneut ein, und diesmal sang er den Zydeco-Refrain, bei dem der gefrorene Teich das erste Mal synchron vibriert hatte.
    CJ beobachtete das Wasser. Sie griff nach seinem Arm. »Könnte es funktionieren?«
    Sein Bizeps verhärtete sich unter ihrer Berührung, und er tätschelte ihre Hand. »Schau mal, was der alte Max mitgebracht hat.«
    In der Pappschachtel lagen Dutzende CDs, die er im Laufe der Jahre als Sonderangebote und bei Schlussverkäufen erworben hatte. Traumlieder der australischen Aborigines, traditionelle Hawaii-Gitarre, Panflöten aus den Anden, kreolische Sega-Musik von den Inseln des Indischen Ozeans. Er hatte auch tadschikischen Rap, tibetanischen Obertongesang und westafrikanische Kora-Musik dabei, neben Debussys Rêverie , Duke Ellingtons ›Prelude to a Kiss‹ und natürlich jede Menge klassischen Zydeco.
    »Irgendetwas muss dabei sein, was djab dile interessiert«, sagte er.
    Sie öffnete wahllos ein paar CD-Hüllen, um sich die Booklets anzusehen, und in ihrer Aufregung mischte sie die Silberscheiben wie ein Kartenspiel. Max' Hände schlossen sich um ihre und stoppten sie. Ehrfürchtig legte er die CDs in die Hüllen zurück, stellte sie in der Pappschachtel ordentlich nebeneinander und bedeckte sie mit seiner paryaka, um sie vor der Sonne zu schützen. Seine nackten schwarzen Locken glänzten feucht.
    »Zuerst etwas Einfaches.« Er zog sein altes tragbares Casio-Keyboard hervor, auf dem die Spuren von Tabakrauch, Wein, Kaffee und die Fingerabdrücke vieler Hände zu erkennen waren. Nachdem er es an den Verstärker angeschlossen hatte, der die Lubell-Lautsprecher speiste, spielte er eine Tonleiter. »Zeig mir, wie du empfängst, was djab dile uns antwortet.«
    CJ hantierte an den Kontrollen ihrer Feedback-Instrumente. »Wir verfolgen Änderungen im elektromagnetischen Feld, Wellenlänge, Frequenz, Sendestärke.«
    »Und Schall?«, fragte er.
    »Flüssigkeit erzeugt keinen Schall.« Sie hob

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