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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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recht. Unsere Firma hat diesen Schlamassel nicht verursacht.« Dan Meir sprach freiheraus. »Gehen wir einfach zur Küstenwache und erzählen, was wir wissen. Diese Leute sind viel besser ausgerüstet, um damit klarzukommen.«
    Max hörte, wie Roman seine Armlehne packte. Seine spanischen Augen blickten auf das Wasser, als wollte er den gesamten Fluss austrinken. Langsam schüttelte er den Kopf, und als er sprach, schmerzte seine tonlose Stimme in Max' Ohren. »Das Kolloid stammt von meinem Firmengelände. Jeder wird mich auf Schadenersatz verklagen, ganz gleich, was ich sage.«
    »Dann halten Sie den Schaden so gering wie möglich«, brummte Yue mit kehliger Stimme. »Streiten Sie alles ab. Das ist die klügste Vorgehensweise.«
    »Man kann uns nicht für etwas verantwortlich machen, das wir gar nicht getan haben«, sagte Meir.
    »Genug. Ich werde nicht zulassen, dass dieser pícaro Quimicron zerstört.« Roman setzte sich kerzengerade auf und umklammerte die Armlehnen, als wollte er einen Feind erwürgen. »Wir werden den EMP loslassen, hier im Fluss.«
    Max zog sich ein Stück zurück. Der Mann schien kurz vor einer Explosion zu stehen, doch als er weitersprach, lag eine steife, angestrengte Ruhe in seiner tonlosen Stimme. »Funken Sie dieses Küstenwachschiff an und melden Sie eine chemische Verseuchung. Sagen Sie den Leuten, dass sie unbeweglich ist, und bestehen Sie darauf, die Medien aus dem Spiel zu lassen. Sie werden zustimmen. Auch sie wollen keine öffentliche Empörung.«
    Max schnalzte mit der Zunge, während Meir das Satellitentelefon des Boots einschaltete und den Kapitän des Küstenwachschiffs rief. Djab dile unbeweglich? Max erwartete, dass Roman Sacony log, aber auch Mr. Meir? Sein Respekt vor dem Werksleiter sackte in den Keller.
    Kapitän Marcus Ebbs hörte zu, was der Werksleiter von Quimicron ihm da über Funk erzählte, und sagte wenig. In seinen fast zwanzig Jahren beim 8. Distrikt der Küstenwache war er auf jedem größeren Fluss von den Appalachen bis zu den Rockys im Einsatz gewesen. Er hatte 752 dämliche Zivilisten und Privateigentum im Wert von 22 Millionen Dollar gerettet, auf 1.712 Fälle von Umweltverschmutzung reagiert und über tausend Wasserfahrzeuge zum Zweck polizeilicher Ermittlungen aufgebracht. Sein Vater hatte im Zweiten Weltkrieg deutsche U-Boote im Golf von Mexiko gejagt.
    Kapitän Ebbs zwirbelte die gewachste Spitze seines schneeweißen Schnauzbarts, während er zuhörte. Obwohl er kurz davorstand, in den gesetzlich vorgeschriebenen Ruhestand versetzt zu werden, hatte er immer noch dieselbe kerzengerade Körperhaltung wie mit 35 Jahren. In den vergangenen vier Jahren hatte er das Kommando über die Pilgrim geführt, einen 65 Fuß langen Tender, der die Aufgabe hatte, sich um Flussbojen auf dem Unterlauf des Mississippi zu kümmern. Zu seinem großen Missfallen ging es bei seiner derzeitigen Mission nicht um polizeiliche Einsätze, aber Ebbs hatte noch nie Angst davor gehabt, Grenzen zu überschreiten.
    Als Dan Meir seine Geschichte über einen versunkenen Klumpen aus harmlosem Kühlmittel erzählte, witterten Ebbs' erfahrene Ohren eine Unwahrheit. »Unbeweglich«, sagte Meir. Ebbs vermutete sofort eine Tücke. Als Meir fragte, ob seine Privatfirma die streng geheimen Militärsatelliten des Landes benutzen durfte, um einen Klecks im Fluss zu lokalisieren, zog Ebbs die buschigen Augenbrauen hoch. Er sollte diesen unbekannten Zivilisten die Genehmigung erteilen, einen Blick auf die brisantesten Spionagedaten der Vereinigten Staaten von Amerika zu werfen? »Aber selbstverständlich werde ich das tun«, sagte er. Dann schaltete er das Mikro aus und wandte sich an seinen Ersten Offizier. »Bleiben Sie an ihnen dran wie ein Blauhäher an einer Stinkwanze.«
    Als Max dem Funkgespräch zuhörte, hatte er zunehmend das Gefühl, versagt zu haben. Er wusste, dass er hätte eingreifen und eine Warnung rufen sollen. Auf dem engen Boot schüttelte er sein verkrampftes Bein und überlegte hektisch, ob er in den Fluss springen sollte, um ans Ufer zu schwimmen und seine Tochter zu suchen. Während er sich wand und grübelte, half es ihm auch nicht weiter, dass Roman Sacony in aller Ruhe die Vinylarmlehnen seines Sitzes mit den Fingern zerriss.
    Als die Pilgrim auf sie zuglitt, wurden alle an Bord des Rennboots unruhig. Der Bojentender war ein großes Schiff mit stumpfem Bug und völlig schwarz angestrichen. Je näher es kam, desto stärker klopfte Max' Herz. Sollte er vortreten und ihnen

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