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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Dauerhaftigkeit, er ist kein Objekt, sondern eine Evolution – wie Musik, ein Staatsgebilde oder ein Leben. Doch trotz aller Vergänglichkeit ist er ständig im Fluss – buchstäblich. Während die Menschen lesen oder schlafen oder sich lieben, fließt er. In Regen und Hitze, in Krieg und Frieden, um Mittag und um Mitternacht strömt er. In den frühen Morgenstunden eines St. Patrick's Day trug er eine glänzende blaue Spundwand aus Nano-Kohlenstoffverbundstoff einen Kilometer weit stromabwärts, bevor er sie an einem Brückenpfeiler unter dem Highway 190 absetzte.
    Roman Sacony hielt sich an den Armlehnen der Passagiersitze im Rennboot seiner Firma fest. Max Pottevents fuhr mit Höchstgeschwindigkeit. Dan Meir saß auf einer Seite der Rückbank und richtete den Scheinwerfer auf das vorbeirasende schlammige Ufer. Knapp hinter ihnen steuerte Rory Godchaux ein zweites Boot mit Li Qin Yue, Peter Vaarveen und einem Stapel Instrumente. Sie suchten im Mississippi nach einer elektromagnetischen Signatur.
    Der Regen hatte nachgelassen und kühle Schichten aus Bodennebel zurückgelassen. Yue analysierte Radioquellen, und Peter hatte ein Infrarotmessgerät aufgebaut, um nach Temperaturschwankungen Ausschau zu halten. Doch als sie sich dem Industriegebiet von Baton Rouge näherten, erwiesen sich ihre Methoden als nutzlos. Lagerhäuser und Fabriken säumten das Flussufer, und zahlreiche Frachter hatten an den Kais festgemacht. Hier gab es zu viele Wärmequellen, zu viel Radiostrahlung, zu viele elektromagnetische Felder.
    Max verstand nichts von den wissenschaftlichen Begriffen, die diese Leute benutzten, aber an ihrem wütenden Knurren erkannte er, dass sie aufgeschmissen waren. Im grünlichen Licht seiner Armaturen konnte er Roman Saconys Gesicht erkennen. Der Mann sah schrecklich aus.
    Schon zweimal, wenn sie angehalten hatten, damit die Wissenschaftler in Ruhe arbeiten konnten, hatte Max versucht, heimlich CJ anzurufen. Aber sie ging nicht ans Handy. Vielleicht schlief sie. Zumindest hoffte er das. Zu dieser Uhrzeit schlief der größte Teil der Bevölkerung von Baton Rouge. Er stellte sich seine Tochter Marie vor, wie sie behaglich in ihrem weißen Bettchen lag. Das keksschachtelgroße Reihenhaus seiner Exfrau stand dicht hinter dem Flussdeich in einem Viertel für Leute mit geringem Einkommen. Der Boden war so niedrig, dass das Flusswasser manchmal durch den Deich sickerte und in Sonias Garten an die Oberfläche quoll. Mehr konnte sich ihr neuer Mann nicht leisten. Stumm betete Max, dass djab dile sie verschonte. Er wusste nicht, was die Teufelsmilch wollte, aber nachdem er gesehen hatte, wie es sich durch Stahlwände fraß, hatte Max große Angst.
    Meir klopfte Max auf die Schulter und ließ ihn erschrocken zusammenzucken. »Halten Sie hier an, mein Junge.«
    Max gab dem anderen Boot ein Zeichen, dann würgte er den Motor ab und riss das Ruder herum, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Mitten im Fluss war die dunkle Strömung sehr kräftig, und die zwei kleinen Rennboote hingen an den straff gespannten Ankerleinen. Selbst zu dieser Zeit arbeiteten die Fabriken unter Volldampf, Schiffe wurden von Kränen be- und entladen, und Fischer bereiteten ihre Trawler und Ruderboote für die tägliche Ausfahrt vor. Ein Schiff der Küstenwache fuhr stromaufwärts, um Bojen zu warten. Fast eine halbe Million Menschen lebten an diesem Abschnitt des Flusses. Max blickte auf die Skyline der Stadt und suchte das Viertel, in dem seine Tochter wohnte. Dann schloss er die Augen und betete zu seinem gros bon ange .
    »Wir müssen an die Öffentlichkeit gehen. Es steht zu viel auf dem Spiel.« Dan Meir schlug den Kragen seiner Jacke hoch. »Was ist, wenn das Zeug einen Fischer umbringt?«
    »Warten Sie«, rief Yue vom anderen Boot. »Ich habe eine Idee.«
    Sie sagte Rory, dass er ihr Boot näher heranmanövrieren sollte, bis die Bordwände gegeneinanderstießen. Dann beugte sie sich herüber und unterhielt sich leise mit dem Geschäftsführer. Max musste sich gar nicht anstrengen, um alles mitzuhören. »Wir könnten es ziehen lassen.«
    Roman und Yue starrten sich wie zwei wilde Raubtiere gegenseitig ins Gesicht. Sie atmeten so laut, dass es Max kalt den Rücken hinunterlief.
    »Sie wissen genau, was ich damit sagen will«, fuhr Yue mit seltsamem Unterton fort. Ihre knochigen Finger klammerten sich an die Bordwand. »Wir könnten umkehren und nach Hause fahren. Wie will man beweisen, dass es etwas mit Quimicron zu tun hat?«
    »Sie hat

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