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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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die Wahrheit sagen? Er wischte sich die verschwitzten Hände an den Jeans ab. Wer würde eine so verworrene Geschichte von einem kreolischen Bootslenker glauben?
    Aber er erhielt gar keine Gelegenheit, etwas zu sagen. Sacony wies ihn an, im Rennboot zu bleiben, während er mit den anderen an Bord der Pilgrim , ging. Sobald sie fort waren, versuchte Max erneut, CJ über Handy zu erreichen. Immer noch keine Antwort.
    Kühler Dampf trieb über dem Wasser und führte die aromatischen Moleküle von Fischschleim, Rohöl und kanadischem Lehm mit sich. Max war dieser Geruch so vertraut wie der seines eigenen Körpers. Er hatte sein ganzes Leben lang den Mississippi eingeatmet. Als sich der Geschmack des Nebels auf seiner Zunge auflöste, drückte er auf Wahlwiederholung.
    Plötzlich vibrierte sein Handy und signalisierte einen eingehenden Anruf.
    »Max, ich sehe dich. Schau dich nicht um. Ich bin hinter dem gelben Frachter steuerbord von dir. Ich habe die Scheinwerfer des Viper ausgeschaltet.«
    »Ceegie …«
    »Sprich meinen Namen nicht aus. Hör zu, mein Handy ist tot, also gebe ich dir jetzt eine neue Nummer. Es ist ein Satellitentelefon, okay?«
    Max prägte sich die Nummer ein, die auf dem Display angezeigt wurde. »Es ist gefährlich, ohne Licht auf dem Fluss unterwegs zu sein«, flüsterte er.
    Ein nervöses Lachen drang aus dem Hörer. »Viele Dinge sind gefährlich, Max. Sag mir, was los ist.«
    Max bückte sich, als wollte er seinen Schnürsenkel zubinden, aber es beobachtete ihn sowieso niemand von den Leuten an Bord des Tenders. Leise erzählte er CJ, wie Mr. Meir die Küstenwache angelogen hatte.
    »Gut«, sagte sie. »Diese Militärsatelliten haben Infrarotkameras. Sie würden die kalte Stelle finden. Ruf mich an, wenn das passiert.«
    »Sie wollen wieder einen EMP abfeuern«, sagte Max.
    »Das wäre Wahnsinn. Nicht einmal Roman würde so nahe an der Stadt einen EMP einsetzen.«
    »Was ist das eigentlich?«, fragte Max.
    CJ bemühte sich, es ihm zu erklären. »Unsere Telefone benutzen gerade EMPs. Elektromagnetische Pulse tragen unsere Stimmen durch die Luft. Aber in der Stärke, die der Schockwellengenerator produziert, wirken sie tödlich.« Sie beschrieb, wie ein intensiver Ausbruch von Elektronen mit Lichtgeschwindigkeit durchs Wasser schoss und sämtliches leitende Material durchbrennen ließ. Kupferdrähte, Mikrochips, Herzschlagadern. Sie warnte Max, dass er vorsichtig sein sollte.
    Er blickte über das dunkle Wasser auf den gewaltigen gelben Frachter mit drei Meter hohen chinesischen Buchstaben an der Seite. Im Schatten des turmhohen Achterstevens erkannte Max undeutlich den Umriss eines kleinen Rennboots, das in der Strömung schaukelte.
    »Sei du vorsichtig, lamie.«

61
    Donnerstag, 17. März, 5.01 Uhr
    Neonlicht spiegelte sich schwankend auf dem Fluss an der Uferpromenade von Baton Rouge. Die blauen, roten und gelben Reflexionen wurden von Wellen zerrissen, wenn Schiffe vorbeifuhren. Auf der anderen Flussseite lag die kleinere Stadt Port Allen, wo sich bereits Hafenarbeiter auf den Kais tummelten. Die frühe Morgenluft war von Maschinenmusik erfüllt, und blauer Dunst wurde vom Wind wie Seidenschleier über das Wasser getrieben. Sanfte Wellen schwappten gegen die Ufer, während die Strömung mitten im Fluss wie eine Megatonnen-Explosion stromabwärts raste.
    Li Qin Yue achtete nicht auf die Stadt, genauso wie sie Peter Vaarveens lautes Schnarchen ignorierte. Während Vaarveen auf der Rückbank des Bootes im Halb-Winterschlaf lag, blickte sie zum anderen Boot hinüber, auf dem Roman wie ein Wasserspeier an einer Kirche Wache hielt. Schon mehrmals hatte sie erlebt, wie er Menschen zu außergewöhnlichen Leistungen antreiben konnte, aber diese Fähigkeit versetzte sie immer wieder in Erstaunen. Als die Küstenwache sich weigerte, ihnen Satellitenbilder zu überlassen, rief er persönlich ein Mitglied des Kongresses an, und nach weniger als einer Stunde lud Yue Infrarotfotos von einer geheimen FTP-Seite herunter.
    Auf ihnen zeigte sich die Kaltwasseranomalie als dunkelblauer Klecks vor dem Westufer des Flusses in der Nähe von Port Allen. Die Temperatur lag fast am Gefrierpunkt, und die Größe hatte eindeutig zugenommen. Yue schätzte es auf ein Volumen von vierzig Kubikmetern. Offenbar fraß sich der Schleim am reichhaltigen Abfalleintopf des Mississippi dick und satt.
    Im kleinen Boot war die Arbeit schwierig. Auf Yues knochigen Knien lagen mehrere Ausdrucke, zerknittert und zerfurcht von ihrem

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