Watersong - Sternenlied (German Edition)
ihn zur Eile zu drängen.
» Daniel! « , schrie Harper.
Schlaftrunken tauchte Daniel aus seiner Kabine auf und rieb sich die Augen. Er hatte sich eine Jeans übergezogen, deren Knöpfe noch offen standen. » Was ist denn los? «
» Gemma ist weg. « Harper beugte sich so weit wie möglich über den Kai hinaus und klammerte sich an die Bootsreling, um nicht ins Wasser zu fallen. » Sie ist weggelaufen, wir glauben, sie ist in der Bucht. Ich brauche deine Hilfe. «
» Sie ist weggelaufen? « Daniel fuhr sich durchs Haar und schüttelte den Kopf, um den Schlaf zu vertreiben. » Warum? «
» Das wissen wir nicht, aber hier ist irgendwas faul. « Mit flehenden Augen schaute sie ihn an. » Bitte, Daniel. Ich brauche dich. «
Ohne Zögern fragte er: » Wie kann ich helfen? «
» Die Bucht ist der einzige Ort, den sie wirklich liebt. Sie kann noch nicht weit gekommen sein und mit deinem Boot könnten wir sie einholen. «
» Die Möwe ist zwar nicht mehr so schnell wie früher, aber ich tue, was ich kann. « Er beugte sich über die Reling und hob Harper an Deck. » Und wer ist das? «
» Wer? « , fragte Harper, als Daniel sie absetzte, und drehte sich um. » Ach, das ist Alex. Er ist Gemmas Freund. «
» Oh. « Daniel streckte Alex die Hand entgegen. » Schön, dich kennenzulernen. «
» Äh, gleichfalls. « Unsicher griff Alex nach Daniels Hand und ließ sich auf das Schiff helfen. Daniel hob ihn zwar nicht hoch wie Harper, schaffte es aber dennoch irgendwie, Alex an Deck zu befördern.
» Kannst du mir helfen, das Boot loszumachen? « , fragte Daniel und zeigte auf die Seile, mit denen es an der Mole befestigt war.
» Ja, klar. « Alex beeilte sich, Daniel behilflich zu sein.
Harper ging nach vorne. Ein kalter Wind peitschte über das Wasser und sie schlang zum Schutz vor der Kälte die Arme um sich. Sie starrte auf das Wasser und hoffte gegen jedes Wissen, dass es ihrer Schwester gut ging.
» Soll ich eine Runde durch die Bucht drehen? « , fragte Daniel und kam zu Harper. Mittlerweile hatte er sich die Hose richtig zugemacht und ein T-Shirt übergezogen.
» Vielleicht. « Sie schaute ihn an und starrte dann wieder auf das Wasser hinaus.
» Was ist mit der Schmugglerhöhle? « , schlug Alex vor und deutete in die Richtung. » Auch wenn sie weglaufen will, braucht sie einen Ort, wo sie übernachten kann. Die Höhle bietet ihr Schutz, ist aber trotzdem in der Nähe der Bucht. «
Daniel schaute fragend zu Harper und diese nickte. Also ging er in den hinteren Teil des Boots, um es zu steuern, während Alex ganz vorne stand und an die Reling geklammert über das nächtliche Meer blickte. Harper überlegte, ob sie bei ihm bleiben sollte, zog es dann aber vor, sich zu Daniel zu gesellen und ihm zu sagen, wohin er fahren sollte.
Als Daniel den Schlüssel umdrehte, tuckerte das Boot, startete aber nicht. Harper warf ihm einen Blick zu, worauf er sie entschuldigend anlächelte.
» Ich bin schon eine Weile nicht mehr mit ihr draußen gewesen. «
» Was für einen Sinn hat es, ein Boot zu haben, wenn du nicht damit fährst? « , fragte Harper feindseliger, als sie beabsichtigt hatte.
» Der Sinn besteht darin, ein Dach über dem Kopf zu haben. Sprit ist teuer, und es gibt eigentlich keinen Ort, wo ich hinfahren möchte. « Wieder drehte er den Schlüssel und diesmal erwachte der Motor schnurrend zum Leben. » Na also! «
Als sie den Kai verließen und auf die Schmugglerbucht zusteuerten, legte sich Harpers Nervosität ein wenig. Nun, da sie etwas unternahmen und in Bewegung waren, fühlte sie sich gleich besser.
» Danke. « Sie lächelte Daniel dankbar an, während er das Boot steuerte.
» Gerne. Dank deiner Angewohnheit, mich ständig aus dem Bett zu reißen, habe ich gelernt, ohne Schlaf zu leben.«
Sie senkte den Blick. » Tut mir leid, dass ich dauernd bei dir vor der Tür stehe. Ich bin dir wirklich was schuldig. Aber ich wusste einfach nicht, zu wem ich sonst gehen sollte. «
» Hey, ich weiß. « Er berührte sanft ihren Arm. » Schon gut. «
» Ich hoffe nur, wir finden sie. « Harper atmete tief ein und schaute wieder auf das Meer hinaus.
» Ziemlicher Seegang heute « , bemerkte Daniel, als das Boot über die Wellen hüpfte. Alex klammerte sich an der Reling fest, um nicht wegzurutschen.
» Das Boot hält das doch aus, oder? « , fragte Harper besorgt.
» Ja, klar, aber es ist ganz schön windig. « Er biss sich auf die Lippe und sah Harper von der Seite an. » Es ist viel zu kalt, um zu
Weitere Kostenlose Bücher