Watersong - Wiegenlied: Band 2 (German Edition)
nicht total albern fand.
» Muss ich dafür ein Ouija-Brett kaufen oder so was?«, fragte Alex.
Marcy lachte spöttisch. » Ouija. Pfff. Das ist doch alles Humbug.«
» Na gut«, erwiderte Alex. » Und wie sollen wir die Geister dann kontaktieren?«
» Ich kann ja nach der Arbeit bei dir vorbeikommen. Dann bringe ich alles mit, was wir brauchen«, schlug Marcy vor.
Harper fand das zwar völlig bescheuert, aber da sie keinen besseren Vorschlag hatte, erklärte sie sich schließlich einverstanden. Alex ging nach Hause und Marcy wollte nach der Arbeit noch ihre Sachen holen und Harper dann bei Alex treffen.
Nachmittags wartete Harper mit Alex auf der Vortreppe seines Hauses. Er war sich unsicher gewesen, ob er auch etwas mitbringen sollte, und hatte die Videokamera einpackt, die er zum Filmen von Wirbelstürmen benutzte, und sein Batman-Taschenmesser.
» Glaubst du wirklich, das funktioniert?«, fragte Harper und sah zu, wie er die Klinge des Taschenmessers raus- und reinschnappen ließ.
» Keine Ahnung«, gab er zu. » Aber ich weiß nicht, was wir sonst noch probieren könnten. Ich muss etwas tun und allmählich gehen mir die Ideen aus.«
» Darf ich dich was fragen?«
Alex zuckte mit den Schultern. » Klar.«
» Warum bist du so…« Harper suchte nach den richtigen Worten. » Du beteiligst dich wirklich mit Herz und Seele an der Suche nach Gemma und darüber bin ich sehr froh. Es ist nur… Na ja, ich finde es auch ein bisschen extrem, weil ihr beide ja noch gar nicht lange zusammen wart.«
» Ist das deine Frage?«, wollte Alex wissen und sah sie an.
» So ähnlich. Ich begreife einfach nicht ganz, warum es dir so wichtig ist.«
» Aber ich kenne Gemma doch schon mein halbes Leben«, wandte Alex ein. » Und ich mag sie auch nicht erst, seitdem wir zusammen sind. Ich meine, ich mag sie seit…« Seine Stimme erstarb, als hätte er gemerkt, dass er mehr offenbarte, als ihm lieb war.
» Seit wann magst du sie?«, fragte Harper.
Er rutschte unbehaglich hin und her. » Das genaue Datum weiß ich nicht mehr.«
Harper wusste natürlich, dass Alex und Gemma sich schon eine ganze Weile mochten, vermutlich länger, als den beiden selbst bewusst war. Immer, wenn Alex bei Harper gewesen war, um Hausaufgaben zu machen oder einen Film anzuschauen, und Gemma zufällig dazugekommen war, hatte ihn das völlig durcheinandergebracht.
Am Ende hatte das dann auch seine Freundschaft mit Harper beeinträchtigt. Dass er in Gemma verknallt war, war für sie nicht das Problem gewesen. Aber sie mochte es nicht, wenn er sie besuchte und dann ständig vor Gemmas Tür herumlungerte. Irgendwann hatte sie das so genervt, dass sie aufgehört hatte, sich mit ihm zu treffen.
» Ich glaube, das habe ich schon vor ein paar Monaten bemerkt«, meinte Harper. » Du hast ihr ständig schöne Augen gemacht.«
» Hab ich nicht«, sagte er schnell. » Ich weiß ja nicht mal, wie man das anstellt.«
» Ist doch nicht schlimm«, beruhigte ihn Harper. » Ich bin nur neugierig, wie lange du schon in meine Schwester verknallt bist.«
» Keine Ahnung«, seufzte er und sagte dann leise: » Vielleicht schon seit Jahren.«
» Seit Jahren?«, fragte Harper laut, in der Annahme, sie hätte sich verhört.
» Ich weiß nicht.« Er senkte verlegen die Augen. » Ich meine, es kam jetzt nicht plötzlich über mich. Ich fand sie einfach immer schon nett, aber sie hielt mich für einen Loser. Im letzten Jahr hat sich dann etwas verändert, und auf einmal hat sie mich angeschaut, als wäre ich ein Mensch und nicht so ein langweiliger Streber, der mit ihrer älteren Schwester abhängt. Und dann, glaube ich… ich weiß nicht.«
» Dann bist du also schon ganz lange in Gemma verliebt?«, fragte Harper und versuchte zu verdauen, was er gesagt hatte.
» Vermutlich«, gab er zu. » Entschuldige.«
» Warum entschuldigst du dich?«
» Weil wir Freunde waren und ich es dir nicht gesagt habe«, erklärte Alex unsicher, als wüsste er selbst nicht genau, warum. » Ich hatte immer das Gefühl, ich dürfte mich nicht in deine Schwester verlieben.«
» Ist schon okay, ehrlich«, sagte Harper und lächelte aufmunternd. » Es kommt mir nur so seltsam vor, dass ich es nicht früher bemerkt habe.«
» Und wahrscheinlich bin ich deshalb auch so besessen von dieser Sache hier«, meinte er mit einem traurigen Lächeln. » Da bin ich endlich mit Gemma zusammen und dann ist sie… verschwunden.«
» Das würde mich auch verrückt machen.« Sie ließ die Wasserflasche
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