WattenMord (German Edition)
einen untersetzten Mann mit schlohweißen Haaren und einer Nickelbrille vor, der, mit einer Kaffeetasse bewaffnet, auf dem Weg in die Küche war.
„Na, na“, brummte Johannsen und runzelte die Stirn. Er blickte Ulbricht fragend an.
„Mein Vater, KHK Ulbricht“, stellte Wiebke ihn schnell vor. Wahrscheinlich befürchtete sie weitere peinliche Verwechselungen.
„Angenehm“, nickte Johannsen und wandte sich an Wiebke und Petersen. „Schön, dass ich euch hier erwische. Ich habe das Handy eures Verdächtigen ausgewertet.“
„Jetzt willst du es aber wissen“, grinste Petersen.
„Klar.“
Johannsen nickte. Er schien weniger Berührungsängste vor Ulbricht zu haben als dieser Petersen. „Und stellt euch mal vor, welche Nummer er regelmäßig gewählt hat?“
„Mach es nicht so spannend“, brummte Petersen.
„Torben Schäfer hat mehrere Telefonate mit Beke Frahm geführt. Mal hat er sie, mal hat sie ihn angerufen.“ Piet Johannsen blickte in die überraschten Gesichter seiner Kollegen. „Da staunt ihr, was?“
„Freunde der Volksmusik“, staunte Petersen. „Zwischen den beiden lief was?“
Johannsen zuckte mit den Schultern und umklammerte seine Tasse fester. „Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, wann die beiden zuletzt telefoniert haben.“ Sein Blick wechselte von Wiebke zu Petersen. Ulbricht kam sich ein wenig ausgegrenzt vor. „Zuletzt haben sie an dem Abend telefoniert, als Heiners starb. Und zwar um 21.52 Uhr. Das sind die Fakten, und nun macht was draus.“
Petersen pfiff durch die Zähne. „Das passt.“
Wiebke blickte ihn fragend an. „Was passt?“
„Die Alarmanlage des Multimar wurde am Tatabend um 21.55 Uhr deaktiviert. Ich hab da so eine Idee.“ Petersen zog Wiebke am Ärmel fort. „Komm schon, auf das Verhör bin ich gespannt.“
Ulbricht ließen sie einfach mit Piet Johannsen auf dem Flur stehen.
„Darf ich dir `nen Kaffee anbieten, Kollege?“
Ulbricht nickte. „Warum nicht?“ Auch wenn er es hasste, spontan und von fremden Leuten geduzt zu werden, fügte er sich seinem Schicksal. Bei dem Verhör von Torben Schäfer anwesend zu sein, war wohl zu viel verlangt, auch wenn es ihn brennend interessiert hätte.
Es war Wiebke ein wenig unangenehm gewesen, ihren Vater einfach so mit Piet auf dem Gang der Wache stehen zu lassen, doch Petersen brannte auf das Verhör von Torben Schäfer. Offenbar hatte er sich fest vorgenommen, den Fall noch vor dem Meeting am frühen Abend abzuschließen, um Friedrichs einen Erfolg vermelden zu können. So blieb ihr die Hoffnung, dass sich Piet Johannsen ihres Vaters annehmen würde, während sie den fensterlosen Verhörraum betraten.
Es war nicht das erste Verhör, das sie mit Jan Petersen durchführte. Sie wussten, wie sie sich die Bälle zuspielen mussten, um einen Täter zu überführen. Zwar stand Wiebke noch am Anfang ihrer Laufbahn, doch längst hatte sie sich auf Petersens mitunter ruppige Art eingestellt und spielte daher den sanften Part im Verhör. Es war ihre persönliche Masche, das alte ‘Good Cop - Bad Cop’ zu spielen. Dennoch spürte Wiebke eine gewisse Anspannung, als sie die Tür des Verhörzimmers hinter sich schloss. Ihr Puls erhöhte sich schlagartig. Sie atmete tief durch und war bemüht, gefasst zu wirken.
Torben Schäfer saß bereits am Tisch. Er war in sich zusammengesackt, wirkte völlig am Boden zerstört und hatte das gerötete Gesicht in den Händen geborgen.
Als Wiebke und Petersen den Raum betraten, blickte er auf und streckte den Rücken durch.
„Sie glauben nicht ernsthaft, dass ich ein Mörder bin, oder?“ Der Biolehrer gab sich unerwartet offensiv. Wahrscheinlich hatte er den Ernst der Lage erkannt.
Doch Wiebke hatte ihn durchschaut. Sie überlegte, welches Geheimnis dieser Mann barg.
„Das werden wir jetzt herausfinden, Herr Schäfer“, sagte sie, während sie sich einen Stuhl heranzog. Petersen war damit beschäftigt, das digitale Aufzeichnungsgerät in Gang zu bringen, dann setzte auch er sich. Mit monotoner Stimme belehrte er Schäfer über seine Rechte. Der Umweltschützer stierte auf den Tisch und nickte stumm.
„Also“, begann Petersen das Gespräch, nachdem sie die Formalitäten hinter sich gebracht hatten. „Sie geben an, zur Tatzeit betrunken gewesen zu sein.“ Petersen beugte sich weit über die kühle Tischplatte. „Wissen Sie eigentlich, wie viele alkoholisierte Autofahrer unsere Kollegen vom Streifendienst täglich aus dem Verkehr ziehen?“
„Das sind doch so
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