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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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erkannte.
    „Wann kommst du rein?“, fragte er. Jan Petersen klang distanziert und unterkühlt. Wahrscheinlich ärgerte er sich noch immer über das letzte Telefonat, das sie geführt hatten. Es war wirklich nicht nötig gewesen, dass Friedrichs sich eingemischt und Petersen derart angeblafft hatte.
    Wiebke versuchte, die angespannte Stimmung mit einem kleinen Scherz aufzulockern. „Hast du etwa Sehnsucht?“, fragte sie. Als er nicht antwortete, fuhr sie fort: „Gib mir zwanzig Minuten. Ich esse nur eine Kleinigkeit, dann bin ich bei dir. Was gibt es denn?“
    „Piet hat Spuren von Waffenöl im Fußraum von Schäfers Auto gefunden. Und Fingerabdrücke, die nicht zu Schäfer gehören, denn den hat er bereits erkennungstechnisch behandelt.“
    „Also ist tatsächlich jemand anderes gefahren.“
    „Alles deutet darauf hin, und wenn nicht gleich etwas passiert, müssen wir auch Torben Schäfer wieder unverrichteter Dinge auf freien Fuß setzen. Das Verhör hab ich für halb fünf anberaumt. Also gib Gas, Mädchen.“
    Wiebke atmete beruhigt durch. Wenn er sie mit väterlichem Unterton in der Stimme „Mädchen“ nannte, dann war er ihr offensichtlich nicht mehr böse. „Ich beeil mich“, versprach sie und beendete das Gespräch.
    Ihr Vater hatte das Telefonat aufmerksam beobachtet. „Gibt es Ärger?“, fragte er besorgt.
    „Noch nicht.“ Wiebke berichtete ihm, was sie von Jan erfahren hatte. „Deshalb muss ich jetzt schnell zur Wache, damit wir Torben Schäfer verhören können.“
    „Der Kreis schließt sich“, murmelte er, während er einen letzten Zug von der Zigarette nahm, bevor er den Stummel im Aschenbecher mit dem Logo der Flensburger Brauerei ausdrückte. „Dann mal los.“
    Polizeiwache Husum, 16.25 Uhr
    „Papa, bitte … ich glaube, das ist ganz schlecht.“ Sie standen ein wenig unschlüssig im Regen, während Wiebke mit dem Schlüsselbund klimperte. Er sah seiner Tochter an, dass ihr die Situation unangenehm war.
    „Aber ich habe einen guten Grund, weshalb ich mitkommen will.“ Ulbricht war enttäuscht, als sich seine Tochter vor dem Eingang der Polizeidirektion an der Poggenburgstraße von ihm verabschieden wollte. Sie hatte ihm den Wohnungsschlüssel hingehalten, doch er hatte keine Lust, in ihrem Haus die Hände in den Schoß zu legen und tatenlos abzuwarten, bis Wiebke die Mörder von Gabriele und Holger Heiners gefasst hatte. Das war absolut nicht sein Ding, und schon längst hatte ihn die Unruhe gepackt. Er fragte sich, warum man hier oben immer vom beschaulichen Norden sprach – seine Tochter jagte gleich zwei Mördern hinterher, die ein Ehepaar aus guten Verhältnissen auf dem Gewissen hatten. In dieser Situation konnte er sie unmöglich allein lassen.
    „Ich will keinen Ärger bekommen, Papa.“ Wiebke lächelte ihn schief an und tätschelte seine Hand, als wäre er ein seniler alter Mann. „Geh in die Stadt und schau dich dort ein wenig um, und sobald ich Feierabend habe, lade ich dich im ,Ratskeller‘ zum Essen ein.“
    „Es regnet“, brummte er, schlug den Kragen seines altmodischen Mantels hoch und blickte zum Himmel. Prompt landete ein dicker Tropfen auf seiner Nasenspitze. Er schüttelte sich angewidert.
    „Dann geh ins ,Tine Café‘. Das liegt direkt am Binnenhafen. Du kannst oben sitzen und hast alles im Blick. Und viele alte Männer sitzen dort, um …“
    „Na danke“, schnaubte Ulbricht empört. Kaum war er hier, schob ihn seine Tochter aufs Abstellgleis. „Ich bin also ein alter Sack, der sich in irgendein Café setzen soll, weil es andere alte Männer auch so machen?“
    „Tut mir leid.“ Wiebke senkte den Blick.
    „Ist klar, Kind. Außerdem – wenn die Eingeborenen mit ihrem komischen Platt losschnacken – sagt man schnacken? – dann verstehe ich eh nur Bahnhof und Koffer klauen.“
    „Immerhin – besser als nichts.“ Sie zögerte. „Also, ich muss dann“, schob sie schließlich hinterher.
    „Glaub mir, es wäre gut, wenn ich mitkäme“, beharrte er. Ulbricht hatte seine guten Gründe dafür, dass er die Husumer Wache von innen sehen wollte. Wiebke musste ihm unbedingt einen Kriminaltechniker vorstellen. Doch das verriet er ihr nicht – noch nicht.
    Wiebke seufzte. „Also gut“, sagte sie. „Dann komm schon. Ich werde Dierks Bescheid sagen, damit er weiß, was auf ihn zukommt.“
    „Wem?“
    „Matthias Dierks, Erster Kriminalhauptkommissar hier bei uns. Mein Boss.“
    Ulbricht schmunzelte. „Du willst deinen Chef also vor deinem

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