WattenMord (German Edition)
schräge Typen, die besoffen von der Kneipe nach Hause fahren, weil sie nicht mehr laufen können“, erwiderte Schäfer tonlos.
„Du hast wohl `nen Clown gefrühstückt, Meister!“ Dass Petersen automatisch zum „Du“ übergegangen war, schien weder ihn selbst noch Schäfer zu stören.
„Habt ihr eine Ahnung, wie weit es von Treia bis Glücksburg ist?“ Der engagierte Umweltschützer winkte ab, bevor er seine Frage selbst beantwortete: „Vierzig Kilometer. So betrunken, wie wir waren, hätte ich es wohl nicht einmal bis zur Autobahnauffahrt in Schuby geschafft. Sorry, da müsst ihr euch wirklich einen anderen suchen.“
„Ihre Freundin, beispielsweise?“ Wiebke klickerte ein paar Mal mit ihrem Kugelschreiber und klappte den Block, den sie sich noch schnell aus ihrem Büro geholt hatte, auf.
„Lassen Sie Levke da raus, sie hat damit nichts zu tun.“
„Damit?“ Petersen zog eine Augenbraue hoch. „Womit hat sie nichts zu tun? Mit deiner Trunkenheitsfahrt oder mit den beiden Morden am Ehepaar Heiners?“
Wiebke ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Herr Schäfer, wenn Sie mit uns kooperieren, wird sich das sicherlich auf das Ausmaß Ihrer Strafe auswirken.“
„Strafe?“ Schäfers Augen funkelten sie böse an. „Wofür denn? Dafür, dass ich die Nacht mit der Frau verbracht habe, auf die ich schon seit Ewigkeiten scharf war? Dafür, dass man mir den Wagen gestohlen und schließlich wieder zurückgebracht hat, um mir einen Mord anzuhängen? Dafür soll ich in den Knast wandern?“
„Am Fahrzeug wurden keine Einbruchspuren festgestellt, und auch die Zündung wurde nicht kurzgeschlossen“, erinnerte Petersen ihn.
Schäfer tippte sich gegen die Stirn.
„Nach unserem Kenntnisstand sieht es so aus, dass einer von euch beiden den Wagen gefahren haben muss“, führte Petersen an. „Wir haben DNA-Spuren in deinem Auto gefunden, die nicht zu dir gehören. Also fragen wir uns – wer war es, der mit deinem Wagen unterwegs war?“
„Ist doch klar: Der Dieb! Ist das nicht euer Job, so etwas herauszufinden?“
„Natürlich.“ Petersen nickte. „Und das werd ich jetzt auch tun.“ Er zog sich das altmodische Wählscheibentelefon, das auf dem Tisch stand, heran und wählte eine zweistellige Nummer. Irgendwo im Gebäude schlug ein Telefon an. „Ich bin‘s, Jan. Du, schick doch mal ein Auto zu Levke Kühn los.“ Er nannte dem Gesprächspartner die Adresse der jungen Frau. „Holt sie ab und veranlasst mal eine erkennungsdienstliche Maßnahme. Wir brauchen ihre Fingerabdrücke zum Abgleich.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er den schweren Hörer auf.
„So“, sagte er grinsend an Schäfer gewandt. „Bist du nu zufrieden? Gleich wissen wir mehr. Und wenn es sich bei den Spuren um Levke Kühns Fingerabdrücke handelt, dann hat sie ein verdammtes Problem.“
„Lasst Levke da raus – bitte.“ Nun klang seine Stimme flehend.
„Warum nehmen Sie sie in Schutz?“ Wiebke fixierte Schäfer mit Blicken.
„Weil ich sie liebe.“ Er hielt ihrem Blick stand und sprach mit regungsloser Miene. „Ich liebe Levke, seitdem ich sie das erste Mal an der Hermann-Tast-Schule gesehen habe. Sie hat mir schlaflose Nächte bereitet, hat mich um den Verstand gebracht. Leider …“, nun seufzte er, „leider war das eine sehr einseitige Liebe. Sie hatte ja diesen Heiners. Die beiden hatten eine Affäre, und ich blieb auf der Strecke.“ Nun musste er lachen. „Klar, der Armani-Anzugträger gegen den verbohrten Öko, der in Gesundheitslatschen und mit Stricksocken und Wollpullovern herumläuft. Da war Heiners schon eine andere Größe.“
„Und das brachte dich so auf die Palme?“ Petersen zog die Mundwinkel hoch. „So sehr, dass du ihn umgebracht hast?“
Schäfer zuckte die Schultern. Er ging nicht auf Petersens Behauptung ein, und Wiebke hätte ein Vermögen dafür gegeben, in diesem Augenblick seine Gedanken lesen zu können, als er in ruhigem Tonfall und mit völlig regungsloser Miene fortfuhr: „Jedenfalls war ich total hin und weg, als sie gestern Abend bei mir auf der Matte stand. Ich bat sie herein, wir tranken etwas zusammen. Und schließlich landeten wir im Bett. Der Rest geht euch nichts an, nur so viel noch: Wir waren so betrunken, dass wir heute Morgen verschlafen haben und völlig verkatert waren. Ich hatte sie endlich für mich, Levke ist zu mir gekommen, nachdem ich ihr lange wie ein liebeskranker Idiot nachgelaufen bin.“ Nun tippte sich Schäfer gegen die Schläfe. „Aber nun
Weitere Kostenlose Bücher