WattenMord (German Edition)
Gewissen?“ So leicht ließ sich Petersen nicht aus der Ruhe bringen. „Sie wissen doch gar nicht, weshalb wir hier sind.“
„Ich habe zu tun“, wich Hansen aus und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Also – stellen Sie Ihre Fragen und dann lassen Sie mich arbeiten.“
„Wenn Sie zu tun haben, können wir Sie auch gern bei Ihnen zu Hause besuchen, um Sie über Ihr Verhältnis zu Beke Frahm zu befragen. Oder wir laden Sie vor.“
Hansen war ein schlechter Schauspieler. Er war sichtlich um Fassung bemüht, und dennoch konnte er nicht verhindern, dass ihm das Blut ins Gesicht schoss. Bezeichnend legte er den rechten Zeigefinger auf die Lippen. „Nicht so laut“, zischte er. „Also gut – was kann ich für Sie tun?“
„Es geht ganz schnell“, versprach Wiebke noch einmal. „Wir wollen nur wissen, wo Sie die letzte Nacht verbracht haben. Bei Ihrer Frau nehme ich an?“
„Was soll der Blödsinn? Ich war bei Beke, wie Sie sich nach dieser Frage vorstellen können.“
„Und Ihre Frau macht sich keine Gedanken und fragt sich nicht, wo Sie übernachten?“
„Sie ist in London. Wahrscheinlich wieder mit einem ihrer Jungs. Ab und zu mietet sie sich einen Playboy, mit dem sie einige Zeit verbringt, bevor sie ihn abschießt.“ Abscheu schwang in seiner Stimme mit. „Unsere Ehe ist kaputt und besteht nur noch auf dem Papier.“
„Warum halten Sie dann damit hinter dem Berg, dass Sie ein Verhältnis mit einer anderen Frau haben?“ Wiebke setzte sich nun unaufgefordert auf einen der beiden Stühle vor Hansens Schreibtisch.
„Das ist ganz einfach. Die Firma gehörte Brigittes Vater. Und als ich in die Familie einheiratete, wurde ich dazu auserkoren, den Laden eines Tages zu übernehmen. Brigittes Eltern überwachen unser Leben mit Argusaugen. Sie machen sich ein schönes Leben in der Provence, kommen aber immer wieder mal auf Stippvisite in den Norden, um zu sehen, wie hier alles läuft. Sobald sie erfahren, dass unsere Ehe gescheitert ist, werde ich gefeuert.“ Er schüttelte den Kopf. „Das sind keine rosigen Aussichten, oder?“ Nun hob Hansen beschwörend beide Hände. Er sprach leise. „Also – bitte behandeln Sie meine Angaben mit der nötigen Diskretion.“
„Geschenkt.“ Petersen nickte. Er trat an eines der Fenster und blickte hinab auf das Werksgelände. „Sie sind Geschäftsführer der Werft und Ihr Posten hängt davon ab, wie glücklich Ihre Ehe ist. Dann würde ich es als glattes Eigentor bezeichnen, mir eine jüngere Frau anzulachen.“
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Ich werde mich beschweren. Matthias Dierks ist ein guter Freund. Und ich werde ihn anrufen, sobald Sie mein Büro verlassen haben. Aus diesem Grunde darf ich Ihnen anraten, sich die Fragen, die Sie mir stellen möchten, gründlich zu überlegen.“
„Bitte schildern Sie uns, wie Sie Ihre Freizeit gestern nach Dienstschluss verbracht haben.“ Wiebke versuchte, die Kuh vom Eis zu holen.
„Ich habe lange gearbeitet, bin erst gegen zwanzig Uhr aus dem Büro gekommen. Danach bin ich sofort zu Beke nach Oldenswort gefahren.“
„Das Haus, in dem sie lebt, liegt doch sicher unter Ihrem Niveau“, warf Petersen ein.
Hansen überhörte die Bemerkung großzügig und fuhr fort. Sein Blick ruhte auf Wiebke. „Ich habe schon darüber nachgedacht, ihr eine Wohnung hier in der Stadt zu kaufen. Dann hätte sie mit Heiners’ Machenschaften nichts mehr zu tun gehabt und hätte nicht fürchten müssen, eines Tages auf der Straße zu stehen.“ Hansen hob die Hände nach oben. „Aber das hat sich ja nun wie von selbst erledigt.“ Er blickte Petersen feindselig an. „Es hätte aber auch andere Annehmlichkeiten, wenn sie in Husum leben würde: So könnten wir uns beispielsweise häufiger sehen. Allerdings, und das ist der Grund, weshalb ich die Umstände der Fahrerei nach Oldenswort in Kauf nehme, liegt der Ort weit weg vom Schuss. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir zusammen von einem meiner Geschäftspartner oder Mitarbeiter gesehen werden, ist dort denkbar gering.“ Er lehnte sich weit über die Schreibtischplatte und brachte jetzt sogar ein Lächeln zustande.
„Aber zurück zu Ihrer Frage: Ich traf gegen halb neun in Oldenswort ein. Beke hatte uns etwas gekocht, sie hat Kerzen aufgestellt und uns einen romantischen Abend bereitet.“ Seine Augen leuchteten. „Das kann sie wundervoll. Sie ist eine sehr liebenswerte Person, und es tut mir in der Seele weh, dass wir uns nicht offiziell zu unserer Liebe
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