WattenMord (German Edition)
bekennen dürfen. Aber meine berufliche Existenz steht auf dem Spiel, deshalb treffen wir uns heimlich.“
„Die Nacht haben Sie auch gemeinsam verbracht, nehme ich an?“
Hansen nickte. „Ja, das haben wir. Und heute Morgen war sie ein wenig spät dran, deshalb habe ich sie nach Tönning gebracht, wo sie die schreckliche Entdeckung im Großbassin machte.“
„Sie wissen also, weshalb wir hier sind?“ Wiebke wunderte sich über den Ausbruch des Managers. Als intelligenter Mann hätte er sich an den Fingern einer Hand abzählen können, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ihre Ermittlungen sie in sein Büro führten. Dass er dennoch so abwehrend und emotional reagiert hatte, verwunderte die junge Kommissarin.
„Natürlich. Ich habe sie auch abgeholt, nachdem sie es im Multimar nicht mehr ausgehalten hat. Dann bin ich zu einem Termin nach Garding aufgebrochen.“
„Haben Sie das Haus in Oldenswort erst heute Morgen wieder verlassen?“
„Ja.“ Er nickte, dann warf er einen Blick auf die Armbanduhr. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, mein Terminkalender ist voll heute.“
Petersen ließ sich nicht beirren. Er stand mit dem Rücken zu Hansen am Fenster und blickte hinaus auf das Werftgelände. „Das da unten sind Bauteile einer Windkraftanlage, oder?“
„Wir arbeiten im Dienstleistungsbereich auch in Sachen Offshore und schweißen Baugruppen zusammen, richtig.“ Hansen erhob sich und trat neben Petersen. „Ich bin der Meinung, dass Husum und die Windenergie zusammengehören. Die Hamburger sollen sich gefälligst da raushalten. Ich bin sicher, dass es nicht nur um die Messe geht, die sie uns abnehmen wollen. Aus diesem Grund mache ich mich für unsere heimische Wirtschaft stark. Oder ist das jetzt auch verboten?“ Spott klang in seiner Stimme mit, doch Petersen ließ sich nicht provozieren. Er schwieg und blickte aus dem Fenster.
Wiebke wollte verhindern, dass die Lage wieder eskalierte, und sprang von ihrem Stuhl auf. Die Streitereien um die Windmesse zwischen Hamburg und Husum waren lange genug durch die Presse gegangen. „Danke, dann haben wir erst mal keine Fragen mehr an Sie, Herr Hansen.“ Petersen wandte sich mit überraschter Miene zu seiner jungen Kollegin um, sagte aber nichts.
„Wir finden allein heraus.“
Petersen folgte ihrem Zeichen, dann standen sie im Flur des Verwaltungsgebäudes. Frau Schlick arbeitete an ihrem Schreibtisch und blickte keine Sekunde auf. Wiebke nahm das zum Anlass, ihr überfreundlich einen angenehmen Tag zu wünschen. Dann verließen sie den Verwaltungstrakt der Werft.
„Hey, Petersen, wart mal einen Moment!“ Fiete schien unten auf sie gewartet zu haben. Er verließ den Schatten eines offen stehenden Schuppens, in dem Maschinenteile gelagert wurden. Hastig trat der Werftarbeiter auf die Polizisten zu.
„Ich weiß ja nicht, was ihr von Hansen wolltet, und es geht mich auch nichts an …“ Er blickte über die Schulter und vergewisserte sich, dass sie ungestört waren. Als Petersen nicht antwortete, nahm Fiete das zum Anlass, weiter zu plaudern. „Der Alte hat Dreck am Stecken.“
Petersen wechselte einen Blick mit Wiebke, die unmerklich die Schultern zuckte. Er legte einen Arm um Fietes Schulter und führte ihn in den Schuppen, aus dem er gekommen war.
„Hier sind wir ungestört“, versprach er. „Dann leg mal los.“
„Ich kann da gar nicht viel zu sagen“, entgegnete Fiete nun. „Aber ich weiß von einem Treffen, zu dem Hansen fährt. Es geht um eine Ladung, die er irgendjemandem übergeben will – keine Ahnung, was das für ein Geschäft ist, würd mich nicht wundern, wenn da was in Richtung Waffengeschäfte läuft.“
Petersen kicherte. „Sach mal Fiete, hast du gesoffen?“ Er trat näher. „Hauch mich mal an!“
Fiete tat ihm den Gefallen nicht, sondern schob stattdessen beleidigt wie ein kleines Kind die wulstige Unterlippe vor.
„Eine Lieferung?“ Wiebke trat näher. Sie kannte den Werftarbeiter nicht gut genug, um sich über ihn ein Urteil bilden zu können, so wie das offensichtlich bei ihrem Partner der Fall war. Deshalb ging sie sachlicher an den Hinweis heran. „Wofür hat Hansen denn seine Mitarbeiter? Das muss ja ein wichtiges Geschäft sein, wenn er eine einfache Lieferung zur Chefsache macht. Was hat Ihr Chef denn mit Waffen zu tun?“
„Keine Ahnung, wirklich nicht. Von der Übergabe habe ich auch nur zufällig gehört, als er hier unten war und einen Anruf bekam. Er hat geglaubt, allein zu sein,
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