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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Ekelgefühle. „Das tu ich ab und zu, wenn ich mal abschalten und vergessen will. Geht Ihnen doch sicher auch so, Kommissar?“
    „Hauptkommissar, so viel Zeit muss sein.“ Petersen stieß sich von der Schreibtischkante ab und wanderte durch das kleine Büro. „Name und Adresse?“
    „Wie bitte?“
    „Ich will den Namen des Mädchens und den Ort, wo Sie die Nacht mit ihr … verlebt haben.“
    „Ach das.“ Jörn Holst lachte gewinnend, fast so, als würde er erst jetzt verstehen. „Kann ich Ihnen geben.“
    „Bitte.“
    „Das Hotel ,Alte Schule‘ sagt Ihnen sicher etwas.“ Holst nahm ein Stück Papier aus einer Plexiglas-Zettelbox, griff zu einem Kugelschreiber und kritzelte etwas darauf. Dann reichte er den Zettel Petersen, der einen Blick darauf warf, ihn einmal zusammenfaltete und in die Hemdtasche stopfte.
    „Ich hätte gern die Hotelrechnung gesehen“, sagte Petersen.
    „Das tut mir leid – ich habe sie weggeschmissen. Muss doch keiner wissen, was ich in meiner Freizeit mache.“ Holst tat bedauernd.
    Petersen glaubte ihm kein Wort. Er nickte Wiebke zu. Sie erwiderte das Nicken und nahm ihre Handschellen vom Hosenbund, um sie zu entriegeln. Petersen griff zur Waffe, um seine junge Kollegin zu sichern und ließ Holst keine Sekunde aus den Augen.
    „Haben Sie mir nicht zugehört?“, widersprach Jörn Holst wütend. „Ich habe Ihnen ein Alibi genannt. Das sollten Sie vielleicht überprüfen, und dann werden Sie feststellen, dass ich mit dem Mord an Heiners nichts zu tun haben kann, verdammt noch mal!“
    „Eins nach dem anderen“, brummte Petersen. „Erzählen Sie uns nicht, wie wir unseren Job zu machen haben. Sie kommen mit, den Rest besprechen wir auf der Polizeiinspektion. Offen gestanden schätze ich Sie so ein, dass Fluchtgefahr besteht. Und das wollen wir nicht riskieren, also sollten Sie den Anweisungen meiner Kollegin Folge leisten.“
    „Das ist Behördenwillkür“, protestierte Holst, doch er leistete keinen Widerstand und ließ sich schweigend von Wiebke die Handschellen anlegen. Wahrscheinlich wusste er, dass er verloren hatte, doch das würde eine Überprüfung seines Alibis ergeben.
    Wiebke atmete einmal tief durch, dann gab sie ihrer Stimme einen festen Klang: „Herr Holst, Sie sind hiermit verhaftet. Sie stehen unter dringendem Tatverdacht, Holger Heiners im Multimar getötet zu haben.“

SIEBEN
    Er fragte sich, wo sie lebte. Nachdem er Husum und den kleinen Badestrand – konnte man das trocken gelegte Feuchtbiotop überhaupt Strand nennen? – erkundet hatte, machte er sich auf den Weg in das Dorf, in dem sie jetzt lebte. Unwillkürlich drängten sich ihm Fragen auf. Hatte sie hier auch ihre Kindheit verbracht? War sie hier aufgewachsen und zur Schule gegangen, oder war sie erst später, im Erwachsenenalter, nach Ostenfeld gezogen?
    Während er den Ortsausgang von Husum passierte und die Gegend ländlicher wurde, versuchte er sich an das zu erinnern, was man ihm über die Gegend berichtet hatte. Drei Dörfer waren es, die irgendwie zusammenhingen. Ostenfeld, Wittbek und Winnert. Die Flusslandschaft nannte sich Eider-Treene-Sorge. Von einem Fluss war allerdings noch nichts zu sehen. Aber die Flüsse lagen, wenn er sich die Landkarte in der Erinnerung aufrief, erst im Landesinneren. Sein Gedächtnis funktionierte präzise wie eine Maschine, mit der er die einmal gespeicherten Daten abrufen konnte. Wahrscheinlich lag das an seiner jahrelangen Berufserfahrung. Sein Gehirn war gut geschult. Diese drei Dörfer waren umgeben von sattem Grün und luden Feriengäste zu Wanderungen und Radtouren ein.
    Gut, dachte er. Wer es braucht. Ihm war die Gegend schon jetzt zu einsam, und er fragte sich, wie sie es hier aushielt. Die Ostenfelder Straße führte fast schnurgerade durch eine Landschaft, die von Großwindanlagen und Feldern geprägt war. Immerhin, so machte er sich Mut, war es nicht weit bis Husum. Zwölf Kilometer trennten Ostenfeld von der grauen Stadt am Meer . Als er das gelbe Ortseingangsschild der tausendfünfhundert Einwohner zählenden Gemeinde erreichte, wuchs die Aufregung in ihm. Er rechnete damit, dass fortan jeder seiner Schritte beobachtet wurde. Wahrscheinlich hatte man an seinem Nummernschild längst bemerkt, dass ein Fremder im Dorf war. Er erwischte sich dabei, auf die Fenster der Häuser, die nun die Hauptstraße säumten, zu achten. Sah er dahinter Schatten? Bewegten sich die Gardinen?
    Unsinn, schalt er sich einen Narren. So etwas gibt es doch nur im

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