WattenMord (German Edition)
Großbecken, sodass sich Heiners nicht aus eigener Kraft aus dem Wasser retten konnte. Wahrscheinlich hat er hilflos im Wasser herumgepaddelt – das könnte er mit etwas Glück eine halbe Stunde durchgehalten haben, bis die Unterkühlung einsetzte. Danach ging er unter … Der Rest ist bekannt.“ Piet Johannsen klappte die Mappe zu und nahm die Brille ab, um sich den Nasenrücken zu massieren.
„Gehen wir also davon aus, dass er sich zum Unglückszeitpunkt nicht allein in dem Technikraum über dem Becken befunden hat – die Spuren weisen ja darauf hin“, überlegte Katja Graf und kaute auf ihrem Kugelschreiber herum. „Wer auch immer bei ihm war – er machte keine Anstalten, den in Not geratenen Heiners zu retten. Somit scheidet der Unfalltod aus. Der große Unbekannte hat billigend in Kauf genommen, dass Holger Heiners ertrinkt.“
„Jörn Holst“, warf Dierks ein.
„Er ist kein großer Unbekannter mehr. Er sitzt in Untersuchungshaft. Sein Alibi, er habe die Nacht mit der Dame einer Begleitagentur verbracht, wurde widerlegt.“ Der Erste Hauptkommissar trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum. „Dennoch können wir ihn nicht ewig hier festhalten, die Zeit läuft.“ Er betrachtete sein Team, musterte jeden Einzelnen. „Vorschläge?“
Petersen wandte sich an Piet Johannsen. „Was hat die Spurensuche im Technikraum ergeben – außer den Fingerabdrücken, die uns zu Jörn Holst führen?“
„Wir konnten Faserreste sicherstellen. Am Beckenrand konnte ich textile Spuren am Geländer feststellen, die eindeutig nicht von Holger Heiners’ Kleidung stammen“, berichtete Johannsen und blätterte in seinen Unterlagen. „Dabei handelt es sich um Baumwolle, nicht chemisch gefärbt. Die Proben befinden sich zum Abgleich im Labor. Sobald die Kollegen Ergebnisse haben, werden wir es erfahren.“
„Und Fußspuren?“, hakte Petersen nach und trank von seinem Tee.
„Einige“, nickte Johannsen. „Ich habe leider zu viele Prints festgestellt, die von den Mitarbeitern und dem Handwerker stammen könnten. Das Profil einiger Schuhe ist recht grob, was auf Arbeitsschuhe hindeutet.“
„Wie sie Jörn Holst trägt, wenn er auf einer Baustelle arbeitet“, murmelte Katja Graf. „Eigentlich ist der Fall doch sonnenklar.“
„Leider nicht“, brummte Dierks. „Uns fehlt noch das entscheidende Beweisstück. Ich bringe Jörn Holst nicht dauerhaft hinter Gitter, solange nur einiges gegen ihn spricht. Wir sprechen hier von Mord, da wird kein Richter bei einer recht vagen Beweislage ein Urteil fällen, das eine lebenslange Freiheitsstrafe nach sich zieht.“
„Ich bin der Meinung, wir sollten die anderen Verdächtigen nicht aus den Augen verlieren“, wagte Wiebke einen Einspruch. „Es wäre fatal, wenn Holst im Knast landet, während der wahre Mörder frei herumläuft.“
Dierks wandte sich an Graf und Gerke. „Was haben Sie über die Mitglieder der Bürgerinitiative herausgefunden? Gibt es militante Umweltschützer, die für den Erhalt des Dockkoog auch einen Mord in Kauf nehmen würden?“
Katja Graf studierte ihre Unterlagen. „Wir haben drei Personen befragt, die für eine solche Tat infrage kommen könnten. Allerdings haben alle drei ein stichhaltiges Alibi und scheiden aus. Alle drei hatten schon mal Stress mit dem Gesetz und wurden erkennungsdienstlich behandelt.“ Sie spielte mit einer blonden Locke und warf Johannsen einen Blick zu. „Wie Piets Abgleich mit den am Tatort gefundenen Prints ans Licht brachte, waren unsere Verdächtigen auch nicht im Technikbereich des Multimar.“
„Was ist mit diesem Torben Schäfer?“ Dierks richtete seine drahtige Gestalt auf und betrachtete Wiebke.
„Er ist ein Kerl wie ein Schrank, aber zahm wie ein Lamm“, erwiderte sie schnell. „Ich traue ihm keinen Mord zu.“
Matthias Dierks schüttelte den Kopf. „Leider können wir uns hier nicht auf Intuition verlassen. Hat er ein Alibi für die Tatzeit?“
„Wir werden es überprüfen“, sprang Petersen für Wiebke in die Bresche.
„Warum ist das noch nicht längst passiert?“ Dierks sprach ruhig und sachlich, dennoch war ihm anzumerken, dass er unzufrieden war.
„Weil wir nur zwei Beine und zwei Hände haben und der Tag nur vierundzwanzig Stunden hat, Mattes. Komm also runter.“ Petersen funkelte seinen Vorgesetzten wütend an.
„Bitte kümmert euch darum“, antwortete der etwas versöhnlicher.
Wiebke nickte und machte sich eine Notiz. „Wir kommen übrigens gerade aus der
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