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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Grundstück schweifen. Es war von einem zwei Meter hohen Zaun umgeben. Der alte Kommissar war sicher, dass auch irgendwo Überwachungskameras montiert waren, die den Hausbesitzer vor ungebetenem Besuch warnten. Wahrscheinlich, so dachte er sich, war seine Ankunft längst bemerkt worden. Er war versucht, die Zunge rauszustrecken, ließ es dann aber doch bleiben. Schließlich war der Hausherr einem Mord zum Opfer gefallen, und wer auch immer sich gerade im Innern des Hauses befand, war in seiner Haut auch nicht sicher, nahm er an, während er die Straße hinauf marschierte. Das Haus strahlte eine kühle Eleganz aus. Es lag auf einer kleinen Anhöhe, die von pedantisch gestutztem Rasen umgeben war. Für Ulbrichts Geschmack etwas zu protzig. Wer hier wohnte, der prahlte mit seinem Reichtum, und so etwas konnte er einfach nicht leiden. Ein Plattenweg führte zum Hauseingang, der seltsamerweise nicht vergittert war. Unterhalb des Erdgeschosses gab es eine Art offene Tiefgarage. Ein Beetle Cabrio parkte dort im Schatten. Ulbricht verharrte einen Augenblick und ließ den Anblick des Hauses auf sich wirken. Es gab zwar edle Jalousien hinter den großen Fensterflächen, die allerdings offen standen und neugierigen Besuchern einen Blick in das Innere des Hauses ermöglichten. Durch die gläserne Fassade erkannte er das Mobiliar – bestimmt handelte es sich dabei um Designermöbel, die allesamt eine nüchterne Eleganz ausstrahlten und für Ulbricht alles andere als Wohnlichkeit bedeuteten.
    „Wer im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit Steinen werfen“, murmelte er grinsend. Ein Namensschild suchte er vergebens. So vermutete er, dass der Hausherr keinen großen Wert darauf gelegt hatte, dass jeder Besucher auf Anhieb erfuhr, wer hier residierte. Seltsamerweise bestand die Haustür nicht komplett aus Glas. Es handelte sich um ein besonders massives Modell aus eloxiertem Aluminium.
    Er drückte den Klingelknopf. Drinnen schlug ein dumpfer Gong an, der Ulbrichts dritte Zähne zum Vibrieren brachte. Er verzog das Gesicht und blickte sich um. Hinter ihm öffnete sich die Tür, und als er sich umwandte, blickte er in das Gesicht einer Frau Anfang dreißig. Sie war von zierlicher Statur. Das schwarze, lange Haar hatte sie hinter dem Kopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ihr Make-up war dezent. Eine Duftwolke von schwerem Parfüm umgab sie. Zu einer glänzenden, schwarzen Bluse trug sie einen knielangen, ebenfalls schwarzen Rock. Ihre Beine steckten in schwarzen Nylonstrümpfen, an den Füßen High Heels. Für Ulbrichts Geschmack etwas zu aufgetakelt, in Anbetracht der Situation. Wenn er sich nicht gründlich irrte, dann stand hier eine trauernde Witwe vor ihm. Die Knöpfe der Bluse standen offen und erlaubten ihm einen atemberaubenden Einblick in ihr Dekolleté. Ulbricht war ein Mann, und prompt ertappte er sich dabei, auf den Ansatz ihrer Brüste zu starren.
    „Ja bitte?“ Die Stimme klang kalt, distanziert.
    „Mein Name ist Ulbricht, Hauptkommissar Ulbricht“, sagte er und war um ein freundliches Lächeln bemüht. Er griff in die Jackentasche und präsentierte ihr die Dienstmarke so, dass sie das nordrhein-westfälische Wappen nicht sehen konnte.
    „Worum geht es?“ Sie schüttelte den Kopf. „Doch nicht schon wieder um meinen verstorbenen Mann, oder?“ Ihre Stimme klang, als würde sie gleich den Polizeipräsidenten von Flensburg anrufen, um sich über Ulbricht zu beschweren.
    Doch Ulbricht ließ sich nicht aus der Fassung bringen. „Ich fürchte doch, Frau …“ Eilig ließ er die Dienstmarke wieder in der Tasche verschwinden.
    „Heiners, Gabriele Heiners“, half sie ihm schnell aus. „Ich bin ein wenig altmodisch und habe bei der Hochzeit den Namen meines Mannes angenommen.“ Sie betrachtete Ulbricht von oben bis unten. Nachdem ihre Sichtprüfung gerade eben noch wohlwollend ausgefallen war, bat sie ihn ins Haus und führte ihn in das lichtdurchflutete Wohnzimmer. Es handelte sich um einen gut dreißig Quadratmeter großen Raum, der von der Fensterfront beherrscht wurde. Das Glas ging vom Boden bis zur Decke und endete in einem stilisierten Spitzgiebel, der innerhalb des Hauses von einer Galerie mit stählernem Geländer umgeben war. Womöglich bewunderten die Hausbewohner an milden Sommerabenden von hier aus den Sonnenuntergang über dem Mühlenteich. Wie Ulbricht sah, gab es eine Art Steg, der vom Grundstück direkt ans Ufer führte. Das Haus strahlte eine ihm noch nicht untergekommene Dekadenz aus, und

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