WattenMord (German Edition)
Ihrer Tochter, dass Eifersucht eines der häufigsten Mordmotive ist. Und Levke Kühn war eifersüchtig – sie konnte nicht damit leben, dass Heiners sich nicht von seiner Frau trennen wollte. Resultat: Blinde Eifersucht und ein daraus resultierender Streit mit Todesfolge. Aber der Reihe nach: Sie treffen sich zu einer Aussprache in Tönning, geraten am Rand des Beckens aneinander, und es kommt zum Unglück. Hilflos sieht sie zu, wie er ums Überleben kämpft.“ Friedrichs schlug die Hände aneinander. „Und schon haben wir den perfekten Mord. Sie flüchtet in Panik und hat keine Ahnung, wie sie sich verhalten soll. Prompt sucht sie Hilfe bei Torben Schäfer, dem Biolehrer.“ Friedrichs blätterte in einem Ordner und nickte dann. „So heißt er doch, oder?“
Als Wiebke nickte, fuhr der Leiter der Mordkommission fort:
„Er ist froh endlich ihre Zuneigung zu genießen und nimmt sie mit offenen Armen bei sich auf. Sie schlafen miteinander, und Schäfer gibt ihr ein passendes Alibi.“
Friedrich stutzte. „Danach haben Sie Frau Kühn doch sicherlich gefragt, oder?“
Wiebke war ehrlich erstaunt, das Friedrichs offenbar sogar über den Besuch und die anschließende Verhaftung bei Torben Schäfer Bescheid wusste. Als sie gerade etwas erwidern wollte, klingelte ihr Handy. Sie zog es hervor und sah auf dem Display, dass der Anruf von Petersen kam.
„Halt mich jetzt nicht für verrückt, Mädchen“, fiel er mit der Tür ins Haus. „Aber Torben Schäfer hat es nicht vorgetäuscht.“
Petersen sprach in Rätseln. „Jan – was hat er nicht vorgetäuscht?“, fragte Wiebke.
Sie schaltete den Lautsprecher des Telefons ein, sodass ihr Vater und Hauptkommissar Friedrichs mithören konnten.
„Der Autodiebstahl letzte Nacht. Es hätte alles so schön gepasst: Die beiden machen gemeinsame Sache. Er rasiert sich den Bart ab und ist plötzlich kaum wiederzuerkennen, sie outen ihr Verhältnis demonstrativ in der Schule und riskieren das Getuschel im Kollegium. Er meldet seinen Wagen als gestohlen, und sie haben Narrenfreiheit.“
„Aber?“ Wiebke verstand nicht, worauf ihr Partner hinauswollte.
„Man hat den Golf Country gefunden. Er stand ein paar Straßen von Schäfers Hof in Treia. Wahrscheinlich hat er im besoffenen Kopf noch eine Runde durch den Ort gedreht. Sie hatten viel getrunken und offensichtlich einen Filmriss. Jedenfalls Entwarnung: Der Golf Country ist wieder da.“
Ulbricht, der dem Gespräch ungewohnt ruhig gefolgt war, sprang wie von der Tarantel gestochen von seinem Stuhl auf. „Unsinn: Offenbar hat sich den Wagen jemand geliehen, während die beiden Turteltauben sich in der letzten Nacht vergnügt haben.“
„Wie bitte?“ Petersen klang verwirrt. „Wiebke, wer ist da bei dir?“
„Mein Vater.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Und Hauptkommissar Friedrichs.“
„Was war das für eine Karre, die dieser Schäfer fährt?“ Ulbricht gab nicht auf. Er beugte sich über das Telefon in Wiebkes Hand, sodass Petersen ihn besser verstehen konnte.
„Ein Golf Country, hab ich doch eben gesagt.“
„Ha, das ist es!“ Ulbricht warf Friedrichs einen Blick zu. Jetzt wanderte er in Friedrichs’ Büro auf und ab.
Den Leiter der Mordkommission hielt jetzt auch nichts mehr in seinem Sessel. „Nach dem Mord an Gabriele Heiners flüchtete der oder die Täter in einem grünen Golf Country!“
„Und die Dinger sind sehr selten auf Deutschlands Straßen“, nickte Ulbricht.
Am anderen Ende der Leitung seufzte Petersen. „Und was hat das nun zu bedeuten?“
„Wenn der Wagen geklaut worden ist, um damit einen Mord zu begehen, dann muss es Einbruchspuren geben“, überlegte Ulbricht. „Das Türschloss geknackt, eine Scheibe eingeschlagen, die Zündung kurzgeschlossen, so was eben. Gab es etwas in dieser Richtung?“
„Nein, nichts dergleichen.“
„Dann ist der Täter mit einem Zweitschlüssel unterwegs gewesen, den er sich wahrscheinlich im Vorfeld beschafft hat. Das sollten Sie prüfen, junger Mann!“ Ulbricht war in seinen gewohnten Befehlston verfallen und fing sich dafür prompt einen missbilligenden Blick von seiner Tochter ein.
Friedrichs grinste zufrieden. Plötzlich schien es ihn nicht mehr zu stören, dass Wiebkes Vater sich in die laufenden Ermittlungen einmischte und sogar ihrem Partner Anweisungen gab. Ein wenig konnte sie sich vorstellen, wie er mit seinen Mitarbeitern in Wuppertal umsprang.
„Stell den Wagen von Schäfer sofort sicher“, rief Wiebke aufgeregt. „Da darf
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