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Waugh, Evelyn

Waugh, Evelyn

Titel: Waugh, Evelyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ausflug ins wirkliche Leben
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von Aufrichtigkeit gestand, dass es eine Tortur für sie sei. Danach hatte er manchmal daran gedacht, dass es schön wäre, Kinder zu haben und ihnen vorzulesen. Aber Mr. McMaster war ein einzigartiges Publikum.
    [137] Der alte Mann saß rittlings auf seiner Hängematte, fixierte Henty die ganze Zeit und folgte den Worten mit lautlosen Lippenbewegungen. Oft, wenn eine neue Figur auftrat, bat er: »Sagen Sie den Namen noch mal, ich habe ihn vergessen«, oder: »Ja, ja, ich erinnere mich gut an sie. Sie stirbt dann, die Ärmste.« Häufig unterbrach er den Vortrag mit Fragen, aber nicht, wie Henty erwartet hatte, zum Hintergrund der Geschichte – der Prozess am Appellationsgericht oder die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der damaligen Zeit und ähnliche Dinge waren ihm, obgleich sie ihm unverständlich sein mussten, völlig gleichgültig –, sondern mit Fragen über die Personen. »Warum sagt sie denn das? Meint sie das wirklich? Wird sie ohnmächtig, weil es ihr am Kamin zu warm ist, oder wegen dieser Sache in der Zeitung?« Er lachte laut über alle Scherze und auch an Stellen, die Henty gar nicht komisch vorkamen, und wollte sie zwei-, dreimal wiederholt bekommen. Später, bei den Beschreibungen des Lebens der Vagabunden, liefen ihm Tränen über die Wangen in den Bart. Seine Kommentare zur Geschichte waren meist schlicht. »Ich glaube, dieser Dedlock ist ein sehr stolzer Mann«, oder: »Mrs. Jellyby kümmert sich nicht genug um ihre Kinder.«
    [138] Henty machte das Vorlesen fast ebenso viel Vergnügen wie Mr. McMaster.
    Am Ende des ersten Tages sagte der alte Mann: »Sie lesen sehr schön und mit einer viel besseren Aussprache als der Schwarze. Sie können auch besser erklären. Es ist fast so, als sei mein Vater zurückgekehrt.« Und jedes Mal dankte er seinem Gast sehr höflich: »Es hat mir sehr viel Freude gemacht. Es war ja ein außerordentlich trauriges Kapitel. Aber wenn ich mich recht erinnere, wird sich alles zum Guten wenden.«
    Beim zweiten Band allerdings war das Entzücken des alten Mannes nichts Neues mehr, und Henty war wieder kräftig genug, dass er eine innere Unruhe verspürte. Mehr als einmal brachte er seine Abreise zur Sprache und erkundigte sich nach Kanus und Regenzeiten und der Möglichkeit, Führer zu finden. Doch Mr. McMaster schien nicht zu hören und ging auf seine Andeutungen nicht ein.
    Eines Tages sagte Henty, die noch verbleibenden Seiten von Bleakhaus durchblätternd: »Wir haben noch eine ganze Menge vor uns. Hoffentlich bin ich fertig damit, bevor ich gehe!«
    »O ja«, sagte Mr. McMaster, »machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Sie werden Zeit haben, es fertigzulesen, mein Freund.«
    [139] Zum ersten Mal fiel Henty etwas leicht Bedrohliches im Verhalten seines Gastgebers auf. Beim Abendessen, einer schlichten, aus Maismehl und getrocknetem Rindfleisch bestehenden Mahlzeit, die kurz vor Sonnenuntergang eingenommen wurde, kam Henty erneut auf das Thema zu sprechen.
    »Wissen Sie, Mr. McMaster, es wird Zeit, an meine Rückkehr in die Zivilisation zu denken. Ich habe Ihre Gastfreundschaft schon zu lange in Anspruch genommen.«
    Mr. McMaster beugte sich über seinen Teller und aß, gab aber keine Antwort.
    »Was meinen Sie, wie schnell kann ich ein Boot bekommen? … Ich habe gefragt, wie schnell ich Ihrer Ansicht nach ein Boot bekommen kann! Ich weiß Ihre Freundlichkeit mir gegenüber mehr zu schätzen, als ich es auszudrücken vermag, aber…«
    »Mein Lieber, alle Freundlichkeit, die ich gezeigt haben mag, ist dadurch, dass Sie mir Dickens vorlesen, reichlich abgegolten. Sprechen wir nicht mehr darüber.«
    »Nun ja, ich freue mich sehr, dass es Ihnen gefallen hat. Mir hat es auch Spaß gemacht. Aber ich muss wirklich daran denken, mich auf den Heimweg zu machen…«
    [140] »Ja«, sagte Mr. McMaster. »So war der Schwarze auch. Die ganze Zeit hat er daran gedacht. Und dann ist er hier gestorben…«
    Am nächsten Tag schnitt Henty das Thema zweimal an, doch sein Gastgeber machte Ausflüchte. Schließlich sagte er: »Entschuldigung, Mr. McMaster, aber ich muss wirklich darauf bestehen. Wann kann ich ein Boot bekommen?«
    »Es gibt kein Boot.«
    »Aber die Indianer können ja eins bauen.«
    »Sie müssen den Regen abwarten. Jetzt ist nicht genug Wasser im Fluss.«
    »Und wie lange wird das dauern?«
    »Einen Monat… zwei Monate…«
    Sie waren mit Bleakhaus fertig und näherten sich dem Ende von Dombey und Sohn, als der Regen kam.
    »Jetzt ist es Zeit, Vorbereitungen für

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