Waugh, Evelyn
angewiesen sein sollen…«
Und in dieser Stimmung erhielt er eine Einladung von Mr. Metcalfe zu einer Konferenz mit den Nachbarn am nächsten Nachmittag auf Gut Much Malcock.
Die Wahl des Konferenzorts war eine delikate Angelegenheit gewesen, denn Lady Peabury war nicht geneigt, ihre Führungsrolle im Dorf niederzulegen, aber auch nicht, sie in dieser speziellen Angelegenheit auszuüben; andererseits berührte die Sache sie zu sehr, als dass sie sich einfach hätte heraushalten können. So wurden die Einladungen also von Mr. Metcalfe verschickt, der damit [245] für die Tagesordnung verantwortlich zeichnete, wohingegen die Konferenz dadurch, dass sie in Lady Peaburys Damenzimmer stattfand, ein wenig von der Atmosphäre einer Kabinettssitzung im Buckingham-Palast bekam.
Die Meinungen hatten sich im Lauf des Tages verhärtet, und es herrschte allgemeine Übereinstimmung mit Colonel Hodges Urteil: »Metcalfe hat uns in diese Bredouille gebracht, indem er die Wiese nicht von vornherein gekauft hat; jetzt soll er uns da auch wieder raushauen.« Wenngleich derart Kompromissloses nicht vor Mr. Metcalfe ausgesprochen wurde, spürte er es doch in der Atmosphäre. Er kam als Letzter. Lady Peaburys Willkommensgruß an ihre Gäste war lauwarm ausgefallen: »Nett, dass Sie gekommen sind. Ich kann mir zwar nicht recht vorstellen, wozu das nötig ist, aber Mr. Metcalfe hat es ausdrücklich gewünscht. Er wird uns wohl sagen wollen, was er vorhat.« Sie wandte sich an Mr. Metcalfe: »Wir sind voller Neugier.«
»Entschuldigen Sie die Verspätung«, sagte Metcalfe. »Ich habe einen Tag hinter mir! War bei sämtlichen Behörden, habe bei allen Gesellschaften angeklopft, und gleich vorweg: Von dieser Seite haben wir nichts zu erwarten. Wir sind nicht einmal als ländliches Gebiet ausgewiesen!«
[246] »Nein«, sagte Colonel Hodge. »Dafür habe ich gesorgt. Das würde den potentiellen Grundstückswert halbieren.«
»Ausgewiesen«, stöhnte Mr. Hornbeam. »So weit sind wir schon gekommen, dass man erst ausgewiesen sein muss, um ein freies Leben führen zu können.«
»…Und so«, fuhr Mr. Metcalfe mit seiner Aufsichtsratsstimme fort, »bleibt uns nichts anderes übrig, als selbst eine Lösung zu finden. Nun hat dieser junge Mann, wie ich mir vorstelle, keinen besonderen Grund, unsere Gegend irgendeiner anderen vorzuziehen. Mit den Bauarbeiten ist noch nicht begonnen; er ist noch keine Verpflichtungen eingegangen. Ich habe das bestimmte Gefühl, dass man nur taktvoll an ihn heranzutreten und ihm einen vertretbaren Profit auf den Handel anzubieten braucht, dann wäre er vielleicht zum Wiederverkauf bereit.«
»Jedenfalls«, sagte Lady Peabury, »werden wir Mr. Metcalfe alle zu tiefstem Dank verpflichtet sein.«
»Das nenne ich Gemeinsinn«, sagte Colonel Hodge.
»Profit, das Krebsgeschwür unserer Zeit…«
»Ich bin jederzeit bereit«, sagte Mr. Metcalfe, »meinen Teil der Bürde zu tragen…« Bei dem [247] Wort »Teil« erstarrten die Zuhörer sichtlich. »Mein Vorschlag wäre, wir bilden einen Fonds, anteilig nach unserem derzeitigen Grundbesitz. Nach einer groben Überschlagsrechnung komme ich auf ein Verhältnis von einem Anteil für Mr. Hornbeam, zwei Anteilen für Colonel Hodge, zweien für mich und fünf für unsere Gastgeberin. Über die Zahlen kann man natürlich sprechen«, fügte er rasch hinzu, als sein Vorschlag keine überschäumende Begeisterung auslöste.
»Mit mir können Sie nicht rechnen«, sagte Colonel Hodge. »Kann ich mir einfach nicht leisten.«
»Ich auch nicht«, sagte Mr. Hornbeam.
Lady Peabury saß mit einem schwierigen Blatt in der Hand da. Der Takt verbot ihr einen Hinweis auf die entscheidende Tatsache, dass Mr. Metcalfe von ihnen beiden der weitaus Reichere war – Takt gemischt mit Stolz. Die Wiese musste gerettet werden, aber offenbar ließ kein wie auch immer gearteter gemeinschaftlicher Erwerb zu, dass sie mit Anstand darum herumkam, den größten Anteil zu übernehmen. Hier war klar und unverkennbar Mr. Metcalfe allein aufgerufen. Sie hielt ihre Karten verdeckt und passte. »Als Geschäftsmann«, sagte sie, »sehen Sie doch gewiss die zahlreichen Einwände, die gegen einen [248] Gemeinschaftsbesitz sprechen. Wollen Sie die Wiese in Parzellen aufteilen, oder sollen wir uns alle die Pacht, den Zehnt und die Steuern teilen? Das wäre sehr unpraktisch. Ich weiß nicht einmal, ob es erlaubt wäre.«
»Gewiss, gewiss. Ich wollte Ihnen nur meine Bereitschaft zur Kooperation zeigen. Die
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