Waugh, Evelyn
Zwei Riesenschornsteine – muss er haben, sagt er, gesetzlich vorgeschrieben, wegen der Giftgase, und einen Wasserturm, um hohen Druck in der Leitung zu haben, sechs Bungalows für die Mitarbeiter… schaurig. Das Komische ist, dass er ein ganz anständiger Kerl zu sein scheint. Sagt, er sei gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass sich jemand daran stören könnte. Dachte, wir würden alle interessiert sein. Als ich den Wiederverkauf zur Sprache brachte – diskret, versteht sich –, sagte er nur, das überlasse er alles seinem Anwalt…«
III
Hof Much Malcock
Sehr geehrte Lady Peabury,
bezugnehmend auf unser Gespräch vor drei Tagen möchte ich Sie davon in Kenntnis setzen, dass ich mit Mr. Hargood-Hood, dem Käufer der [253] Wiese, die unsere beiden Anwesen trennt, und seinem juristischen Vertreter Verbindung aufgenommen habe. Wie Col. Hodge Ihnen schon mitgeteilt hat, beabsichtigt Mr. Hargood-Hood ein industrielles Versuchslabor zu errichten, eine fatale Entwicklung für die Annehmlichkeiten unseres Dorfes. Wie Sie zweifellos wissen, haben die Bauarbeiten noch nicht begonnen, und Mr. Hargood-Hood ist bereit, das Grundstück gegen eine angemessene Entschädigung zurückzuverkaufen. Der Preis soll den Wiederverkaufswert der Wiese, die Anwaltsgebühren und eine Erstattung des Architektenhonorars einschließen. Dieser junge Taugenichts hat uns völlig in der Hand. Er verlangt 500 Pfund. Das ist ein Wucherpreis, aber ich übernehme die Hälfte, wenn Sie die andere Hälfte bezahlen. Sollten Sie auf dieses großzügige Angebot nicht eingehen wollen, werde ich geeignete Schritte zum Schutz meiner eigenen Interessen unternehmen, koste es die Nachbarn, was es wolle.
Ihr sehr ergebener
Beverley Metcalfe
P.S. : Das heißt, dass ich den Hof verkaufen und das Grundstück als Baugelände erschließen werde.
[254] Gut Much Malcock
Lady Peabury möchte Mr. Metcalfe davon in Kenntnis setzen, dass sie seine Mitteilung heute Morgen erhalten hat, für deren Ton ich keine Rechtfertigung weiß. Sie möchte Sie weiterhin davon in Kenntnis setzen, dass sie nicht das Verlangen habe, meine jetzt schon sehr ausgedehnten Verpflichtungen in dieser Gegend noch auszuweiten. Sie kann das Prinzip einer gleich großen Verpflichtung wie Mr. Metcalfe nicht akzeptieren, da er sich um weit weniger Land zu kümmern hat und die in Frage stehende Wiese von Rechts wegen Teil Ihres Besitzes sein sollte. Sie glaubt nicht, dass dem Plan, seinen Garten als Baugelände zu erschließen, Erfolg beschieden sein wird, wenn Mr. Hargood-Hoods Laboratorium so unansehnlich ist wie dargestellt, was ich eigentlich bezweifle.
»Na schön«, sagte Mr. Metcalfe. »Das wär’s dann also. Soll sie doch der Teufel holen.«
IV
Es war zehn Tage später. Das schöne Tal, dem schon so bald die Schändung drohte, lag leuchtend [255] im Sonnenuntergang. In einem Jahr, dachte Mr. Metcalfe, wird Ruß dieses schöne frische Laub ersticken und Rauch es welken lassen; diese sanft geschwungenen Dächer und Kamine, die seit zwei Jahrhunderten oder länger die Landschaft bereichern, werden von nüchternen Abscheulichkeiten aus Stahl und Glas und Beton verdeckt sein. Auf der todgeweihten Wiese rief Mr. Westmacott gewissermaßen zum letzten Mal seine Kühe; nächste Woche sollten die Bauarbeiten beginnen, dann würden sie sich andere Weiden suchen müssen. Und in gewisser Weise musste Mr. Metcalfe das auch. Auf seinem Schreibtisch stapelte sich schon die Korrespondenz mit Häusermaklern. Und das alles wegen 500 Pfund, dachte er bei sich. Es würden Renovierungskosten entstehen, Umzugskosten. Die Bauspekulanten, an die er sich in seiner Bosheit gewandt hatte, zeigten kein Interesse an dem Grundstück. Er würde weit mehr einbüßen als 500 Pfund. Aber Lady Peabury eben auch, dachte er grimmig. Sie würde schon noch merken, dass man einen Beverley Metcalfe nicht einfach überfuhr.
Und auf dem gegenüberliegenden Hang blickte Lady Peabury genauso melancholisch auf die Szene. Die großen Zedern warfen ihre Schatten über den Rasen; sie hatten sich in der langen Zeit, [256] die sie hier wohnte, kaum verändert; aber die Buchsbaumhecke hatte sie selbst gepflanzt; sie hatte den Seerosenteich angelegt und mit bleiernen Flamingos geschmückt; sie hatte den Steingarten auf der Westseite aufgeschichtet und mit Alpengewächsen bepflanzt; die blühenden Büsche waren die ihren; sie konnte sie nicht mitnehmen, wohin sie ging. Wohin? Sie war zu alt, um einen neuen Garten anzulegen, neue
Weitere Kostenlose Bücher