Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Nichts, über das man einen großen Schritt machen konnte. Reacher musste an seinem Ufer hinunterrutschen, durch den Schlamm stapfen und drüben wieder hinaufklettern. Nach nur einer Meile sah seine Hose bereits ziemlich mitgenommen aus. Und vor der Heimreise würde er einige Zeit fürs Schuhputzen aufwenden müssen. Oder den Preis für ein Paar neuer Cheaneys von Hobarts Entschädigung abziehen. Vielleicht konnten sie beim Hersteller vorbeifahren. Im Autoatlas hatte er gesehen, dass Northampton ungefähr vierzig Meilen westlich von Cambridge lag. Vielleicht konnte er Pauling zu einem zweistündigen Einkaufsbummel überreden. Schließlich hatte er sich von ihr auch zu Macy’s schleppen lassen.
    Nach zwei Meilen war er sehr müde – und langsam. Hinter dem Plan zurück. Er änderte seinen Kurs und schlug eine mehr südwestliche Richtung ein. Fand eine Traktorenspur durch die Felder des nächsten Farmers. Gewaltige Breitreifen hatten den Boden auf beiden Seiten eines erhöhten grasigen Mittelstreifens verfestigt. Er wischte seine Schuhe an dem Gras ab und marschierte etwas rascher. Stellte fest, dass der nächste Graben auf einer aus alten Bahnschwellen improvisierten Jochbrücke überquert wurde. Stabil genug für einen Traktor, stabil genug für ihn. Er folgte den Reifenspuren, bis sie plötzlich nach Norden abbogen. Dann lief er einfach weiter querfeldein.
    Nach vier Meilen zeigte die Uhr in seinem Kopf 22.30 Uhr an. Der letzte Rest Tageslicht war längst verschwunden, aber die Wolkenfetzen waren dünner geworden, und der Mond schien hell. Durch Wolkenlücken leuchteten Sterne. Weit links von sich konnte er einzelne Autos auf der Straße vorbeifahren sehen. Drei nach Westen, zwei nach Osten. Helles Licht, mäßiges Tempo. In den nach Osten fahrenden Wagen hätten Lanes Kerle sein können, aber das bezweifelte er. Zwischen zweiundzwanzig und dreiundzwanzig Uhr war kein günstiger Zeitpunkt für einen Angriff. Um diese Zeit konnte auf Landstraßen allerhand los sein. Leute kamen aus Pubs, Freunde fuhren heim. Zu viele Zeugen. Wusste er das, wusste es auch Lane. Und Gregory wusste es erst recht.
    Er marschierte weiter. Die Reservemagazine in seiner Tasche schlugen bei jedem Schritt schmerzhaft an seine Hüfte. Um 22.55 Uhr entdeckte er vor sich den Widerschein des angestrahlten Schildes des Bishop’s Arms. Nur ein elektrischer Lichtschein in der diesigen Luft, weil das Schild selbst durch das Gebäude verdeckt wurde. Er konnte Holzrauch aus einem Kamin riechen. Er beschrieb einen Bogen in Richtung Lichtschein und Holzgeruch, blieb aber für den Fall, dass Lane Posten aufgestellt hatte, weit nördlich der Straße. Über die Felder gelangte er schließlich an einen Punkt, an dem er die Rückseite des Pubs aus vierhundert Metern Entfernung vor sich hatte. Er sah kleine Quadrate aus grellem weißem Neonlicht. Fenster. Nüchtern und schmucklos. Deshalb Küchenund Toilettenfenster, vermutete er. Deshalb Milch- oder Mattglas. Keine Sicht nach außen.
    Er marschierte nach Süden weiter, geradewegs auf die hellen Quadrate zu.

71
     
    Unmittelbar hinter dem Pub war ein Teil des Parkplatzes abgetrennt und in einen Ladehof, voller Getränkekisten, aufgestapelter Leichtstahlbierfässer und fahrbarer Müllgroßbehälter verwandelt worden. Hier stand auch ein defekter alter Wagen, den man auf Ziegelsteinen unter seinen Bremstrommeln aufgebockt hatte. Keine Räder. Und ein weiteres altes Fahrzeug, buckelig unter einer fleckigen alten Plane. Dahinter gab es eine Tür, die in all dem Chaos kaum auffiel und während der Öffnungszeiten des Pubs bestimmt nicht abgeschlossen war, damit die Müllbehälter von der Küche aus leicht zu erreichen waren.
    Reacher ignorierte diese Tür. Er umrundete das Gebäude im Uhrzeigersinn und hielt dabei zehn Meter Abstand, um außerhalb des aus den Fenstern fallenden Lichtscheins zu bleiben.
    Die kleinen hellen Räume nach hinten hinaus waren eindeutig Toiletten. Ihre Fenster erstrahlten in dem leicht grünlichen Licht, das von billigen Leuchtstoffröhren und weißen Kacheln kam. Hinter der Hausecke wies die östliche Giebelwand des Pubs gar keine Fenster auf, sondern bestand aus einer nirgends durchbrochenen Klinkerfläche. Nach der nächsten Ecke und östlich des Eingangs folgten die drei Fenster der Public Bar. Ein Blick in die Bar zeigte Reacher dieselben vier Farmer, denen er zwei Abende zuvor ein Bier spendiert hatte. Auf denselben Hockern. Und denselben Barkeeper, der wieder Gläser polierte,

Weitere Kostenlose Bücher