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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Intervallen laute Schussknalle die Stille. Obwohl sie nicht ganz überraschend kamen, fuhr jeder Wachposten zusammen und duckte sich bei diesem Geräusch.
    Lane kam nicht.
    Kate und Jade blieben im Haus. Sie bereiteten Mahlzeiten zu, sorgten für Getränke und trugen sie auf Tabletts zu den Türen und Fenstern: Tee für Taylor und Jackson, Kaffee für Reacher, Orangensaft für Pauling. Die Sonne brannte den Nebel weg, und der Tag wurde warm, um sich am Spätnachmittag wieder abzukühlen.
    Lane kam nicht.
    Jade zeichnete unermüdlich. Ungefähr alle zwanzig Minuten ging sie mit einem neuen Bild an ein anderes Fenster, um es beurteilen zu lassen. War Reacher damit an der Reihe, warf er einen raschen Blick darauf, beobachtete dann wieder das Gelände und sprach aus dem Mundwinkel heraus. Sehr gut, sagte er immer. Und dieses Lob war meistens berechtigt. Die Kleine hatte wirklich Talent. Sie war von Zukunftsvisionen zu einer direkten Reportage übergegangen. Zeichnete den roten Mini Cooper, zeichnete Pauling mit ihrem Gewehr, zeichnete Taylor mit einem Mund, der aussah wie der Kühlergrill eines alten Buicks nach einem Auffahrunfall. Sie zeichnete Reacher – riesig, größer als das Farmhaus. Nachmittags stellte sie auf Fantasy um und füllte die Scheunen mit Tieren, obwohl jeder wusste, dass die Jacksons keine hatten, nicht mal einen Hund.
    Lane kam nicht.
    Kate richtete Sandwiches für ein frühes Abendessen, und Jade fragte alle, ob sie ins Freie kommen und auf Entdeckungsreise gehen dürfe. Alle lehnten ab. Bei der dritten Runde bekam Reacher mit, dass sie ihre Bitte abänderte und Taylor fragte, ob sie ins Freie dürfe, wenn es dunkel sei, und hörte ihn, wie alle zermürbten Eltern weltweit, »vielleicht« sagen.
    Lane kam nicht.
    Um 20.30 Uhr war die Sicht wieder praktisch gleich null. Reacher war seit neunzehn Stunden auf den Beinen. Pauling natürlich auch. Taylor und Jackson hatten vierundzwanzig Stunden hinter sich – allerdings mit einer fünfstündigen nächtlichen Ruhepause. Bei beginnender Abenddämmerung trafen sie sich vor der Haustür: frustriert, vor Erschöpfung zittrig, durch vergebliche Wachsamkeit ungeduldig und sorgenvoll.
    Taylor sagte: »Er lässt uns einfach warten.«
    »Deshalb gewinnt er zuletzt«, meinte Jackson. »Lange halten wir das nicht mehr durch.«
    »Er hat zweiundsiebzig Stunden Zeit gehabt«, erklärte Pauling. »Es ist davon auszugehen, dass er jetzt bewaffnet ist.«
    »Er kommt morgen bei Tagesanbruch«, sagte Taylor.
    »Wissen Sie das sicher?«, fragte Reacher.
    »Nicht hundertprozentig.«
    »Ich auch nicht. Drei oder vier Uhr morgens wäre genauso gut.«
    »Zu dunkel.«
    »Haben sie Waffen besorgt, dürften sie jetzt auch Nachtsichtgeräte haben.«
    »Wie würden Sie’s machen?«
    »Drei Männer umgehen die Farm und nähern sich zu Fuß aus Norden. Die anderen vier kommen die Einfahrt herauf, vielleicht zwei in einem Auto, Licht aus, hohes Tempo, während die beiden anderen hinterherrennen. Zwei Richtungen, sieben Männer, sieben Fenster zur Auswahl, wir könnten nicht verhindern, dass mindestens drei ins Haus gelangen. Dort würden Sie oder eine Geisel geschnappt, bevor wir reagieren könnten.«
    »Sie sind ein richtiger Sonnenschein«, meinte Taylor.
    »Ich versuche nur, wie sie zu denken.«
    »Wir würden sie umlegen, bevor sie auch nur in die Nähe des Hauses kämen.«
    »Aber nur wenn wir alle vier in den kommenden acht Stunden wach und wachsam bleiben. Oder in den nächsten zweiunddreißig, wenn er noch einen Tag zuwartet. Oder, wenn er uns zwei Tage zappeln lässt, in den nächsten sechsundfünfzig. Er hat’s nicht eilig. Und er ist nicht dumm. Warum nicht gleich gründlich, wenn er beschlossen hat, uns durch Warten zu zermürben?«
    Taylor sagte: »Wir bleiben jedenfalls hier. Dieses Haus ist eine Festung.«
    »Dreidimensional ist es in Ordnung«, sagte Reacher. »Aber Schlachten finden nicht in drei, sondern in vier Dimensionen statt: Länge, Breite, Höhe und Zeit. Und die Zeit arbeitet für Lane, nicht für uns. Dies ist jetzt eine Belagerung. Uns geht irgendwann das Essen aus, und früher oder später schlafen wir alle vier gleichzeitig.«
    »Dann halbieren wir die Wache. Einer im Norden, einer im Süden, die beiden anderen ruhend, aber alarmbereit.«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Nein, es wird Zeit, in die Offensive zu gehen.«
    »Wie?«
    »Ich werde sie aufspüren. Sie müssen sich irgendwo in der Nähe verkrochen haben. Es ist an der Zeit, ihnen einen

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