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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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fahren. Er will natürlich bei der Kleinen auf dem Rücksitz bleiben.«
    Reacher nickte. »So sehe ich’s auch.«
    »Schlimm für Taylor«, fuhr Groom fort. »Sie wissen schon, dieser letzte Augenblick, in dem der Kerl einem sagt, dass man anhalten, den Wählhebel auf P stellen und stillsitzen soll. Taylor wird gewusst haben, was kommen würde.«
    Reacher schwieg.
    »Seine Leiche ist noch nicht gefunden worden«, sagte Groom.
    »Sind Sie optimistisch?«
    Groom schüttelte den Kopf. »Sie liegt in keinem dicht besiedelten Gebiet, das ist alles. Da muss man abwägen. Man will den Kerl frühzeitig loswerden, aber man muss ihn leben lassen, bis man an einem sicheren Ort ist. Er liegt vermutlich irgendwo auf dem Land, wo die Kojoten an ihm herumnagen. Ein Wettlauf gegen die Zeit, ob ihn jemand findet, bevor er ganz aufgefressen ist.«
    »Wie lange war er bei euch?«
    »Drei Jahre.«
    »Mochten Sie ihn?«
    »Er war in Ordnung.«
    »War er gut?«
    »Das haben Sie Gregory bereits gefragt.«
    »Gregory könnte voreingenommen sein. Die beiden haben in derselben Einheit gedient. Sie waren Briten in Übersee. Wie beurteilen Sie ihn also?«
    »Er war gut«, antwortete Groom. »Der SAS ist eine gute Truppe. Vielleicht besser als die Delta Force. Briten sind meistens skrupelloser. Das liegt in ihren Genen. Sie haben lange die Welt beherrscht – und nicht etwa durch Nettsein. Besser als ein SAS-Veteran wäre nur ein Recon-Marine-Veteran, das ist meine Überzeugung. Gregory hat also recht gehabt: Taylor war gut.«
    »Wie war er im persönlichen Umgang?«
    »Außer Dienst war er nett und freundlich. Konnte gut mit der Kleinen umgehen. Mrs. Lane scheint ihn gemocht zu haben. Hier gibt’s zwei Arten von Leuten, wissen Sie. Sozusagen einen inneren und einen äußeren Kreis. Taylor hat zum inneren Kreis gehört. Ich dagegen gehöre zum äußeren Kreis. Ich kenne nur meinen Dienst. Was gesellschaftliche Kontakte angeht, bin ich etwas unbeholfen. Das kann ich eingestehen. Bin ich nicht im Einsatz, bin ich nichts. Manche der anderen können beides sein.«
    »Waren Sie vor fünf Jahren hier?«
    »Als das mit Anne passierte? Nein, ich habe kurz danach angeheuert. Aber da kann’s keine Verbindung geben.«
    »Das habe ich gehört«, sagte Reacher.
     
    Die Uhr in Reachers Kopf hatte weitergetickt und zeigte inzwischen 16.30 Uhr an. Für Kate und Jade war dies der dritte Tag. Vermutlich vierundfünfzig Stunden seit der Entführung. Für eine Entführung waren vierundfünfzig Stunden eine unglaublich lange Dauer. Fast alle waren nach weniger als vierundzwanzig Stunden beendet – so oder so, mit glücklichem Ausgang oder nicht. Die meisten Ermittler gaben nach sechsunddreißig Stunden praktisch auf. Mit jeder verstreichenden Minute wurde ein tragisches Ende wahrscheinlicher.
    Gegen Viertel vor fünf kam Lane ins Wohnzimmer zurück, und auch seine Männer fanden sich nacheinander wieder ein. Gregory, Addison, Burke, Kowalski. Dann auch Perez. Die Wache am Telefon wurde ohne Ankündigung wieder aufgenommen. Lane stand neben dem Tisch. Die anderen verteilten sich im Raum, alle mit Blickrichtung nach innen. Auf welchen Gegenstand sich ihre Aufmerksamkeit konzentrierte, stand außer Zweifel.
    Aber das Telefon klingelte nicht.
    »Hat das Ding einen Lautsprecher?«, fragte Reacher.
    »Nein«, sagte Lane.
    »Was ist mit dem im Büro?«
    »Nicht zu machen«, sagte Lane. »Das wäre eine Veränderung. Die würde sie beunruhigen.«
    Das Telefon klingelte nicht.
    »Dranbleiben«, sagte Reacher.
     
    In ihrem Apartment griff die Frau, die das Gebäude überwachte, nach dem Telefonhörer und wählte eine Nummer.

12
     
    Die Frau auf der anderen Straßenseite hieß Patricia Joseph, Patti für ihre wenigen verbliebenen Freunde, und sie rief einen New Yorker Kriminalbeamten namens Brewer an. Sie hatte seine Privatnummer. Er meldete sich beim zweiten Klingeln.
    »Ich habe Aktivitäten zu melden«, begann Patti.
    Brewer fragte nicht, wer die Anruferin war. Das brauchte er nicht zu tun. Er kannte Patti Josephs Stimme besser als viele andere.
    »Bitte weiter«, sagte er.
    »Auf der Bühne ist ein neuer Mitspieler aufgetaucht.«
    »Wer?«
    »Seinen Namen weiß ich noch nicht.«
    »Beschreibung?«
    »Sehr groß, kräftig gebaut, ein richtiger Schlägertyp. Er ist Ende dreißig bis Anfang vierzig. Kurzes blondes Haar, blaue Augen. Er ist gestern am späten Abend erstmals aufgekreuzt.«
    »Einer von ihnen?«, erkundigte sich Brewer.
    »Er kleidet sich nicht wie sie.

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