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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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mattroten Hintertür des Zielgebäudes.
    »Augenblick«, sagte Gregory. Er zog Reacher beiseite und flüsterte: »Sind sie dort drinnen, müssen wir uns überlegen, wie wir die Sache angehen wollen. Wir wollen nicht, dass die beiden durch unsere Schuld umgebracht werden.«
    »Dass sie dort drinnen sind, ist unwahrscheinlich«, erwiderte Reacher.
    »Planen Sie fürs Schlimmste«, meinte Gregory.
    Reacher nickte, trat einige Schritte zurück, hob den Kopf und begutachtete die Fenster. Hinter den von Schmutz starrenden Scheiben waren staubige schwarze Vorhänge zugezogen. Der Verkehrslärm war selbst hier in der Gasse laut. Also war ihre Annäherung bisher vermutlich unentdeckt geblieben.
    »Entscheidung?«, fragte Gregory.
    Reacher sah sich nachdenklich um. Dann ging er auf den Anwaltsgehilfen zu.
    »Woher wissen Sie bestimmt, dass niemand im Haus ist?«, fragte er ihn.
    »Ich zeig’s Ihnen«, antwortete der Kerl. Er drehte den Schlüssel um und stieß die Tür auf. Dann hob er einen Arm, um zu verhindern, dass Gregory und Reacher zu dicht herankamen. Denn die Besonderheit, die es unwahrscheinlich machte, dass das Haus gegenwärtig bewohnt war, war die Tatsache, dass es keine Zwischendecken hatte.
    Die Hintertür stand über einer gähnenden drei Meter tiefen Grube offen, deren Boden der ursprüngliche Kellerboden bildete. Er war mit einer knietiefen Müllschicht bedeckt. Darüber gab es nichts mehr. Nur fünfzehn Meter düsterer Leere bis zur Unterseite der Dacheindeckung hinauf. Das Gebäude glich einem hochkant aufgestellten riesigen Schuhkarton. Im Halbdunkel waren die Ansätze der Deckenbalken noch undeutlich zu erkennen. Man hatte sie mit den Wänden bündig abgesägt. Verschiedenfarbige Tapetenreste und senkrechte Narben, wo Trennwände herausgerissen worden waren, ließen weiterhin die Umrisse früherer Zimmer erkennen. Bizarrerweise hatten alle Fenster ihre Vorhänge behalten.
    »Sehen Sie?«, sagte der Anwaltsgehilfe. »Nicht gerade bewohnbar, stimmt’s?«
    Neben der offenen Tür lehnte eine große alte Holzleiter an der Kellerwand. Eine gelenkige Person konnte sich am Türrahmen festhalten, sich seitwärts auf die Leiter schwingen und in den Müll auf dem Kellerboden hinuntersteigen. Dann konnte diese Person nach vorn zur Vorderfront des Gebäudes stapfen und den Müll mit einer Taschenlampe in der Hand durchwühlen und alles aufheben, was aus gut dreieinhalb Meter Höhe durch den Briefeinwurf gefallen war.
    Oder eine gelenkige Person konnte bereits unter der Haustür warten und wie ein Outfielder alles auffangen, was durch den Schlitz geworfen wurde.
    »Hat die Leiter schon immer hier gestanden?«, fragte Reacher.
    »Keine Ahnung«, sagte der Mann.
    »Wer hat sonst noch Schlüssel für hier?«, erkundigte sich Reacher.
    »Bestimmt ein paar Dutzend Leute«, entgegnete der Mann. »Dieses Gebäude steht seit fast zwanzig Jahren leer. Allein der letzte Eigentümer hat ein halbes Dutzend Sanierungsversuche unternommen. Das bedeutet ein halbes Dutzend Architekten, Bauunternehmer, weiß der Teufel, wer noch alles. Und wer kann sagen, was davor gelaufen ist? Jedenfalls sollten Sie als Erstes die Schlösser auswechseln lassen.«
    »Wir wollen es nicht«, erklärte Gregory. »Wir suchen etwas, das gleich beziehbar ist. Das vielleicht nur ein bisschen Farbe braucht. Aber dies hier ist indiskutabel.«
    »Was den Preis betrifft, könnten wir flexibel sein«, sagte der Mann.
    »Einen Dollar«, sagte Gregory. »Mehr würde ich für diese Bruchbude nicht zahlen.«
    »Sie vergeuden meine Zeit«, sagte der Mann.
    Er beugte sich über den gähnenden Abgrund und zog die Tür zu. Dann sperrte er wieder ab und marschierte ohne ein weiteres Wort durch die Gasse davon. Reacher und Gregory folgten ihm auf die Thompson Street hinaus. Der Mann schloss das Tor zu und ging nach Süden davon. Reacher und Gregory blieben auf dem Gehsteig stehen.
    »Also nicht ihr Versteck«, sagte Gregory britisch knapp.
    »Spiegel an einem Stock«, sagte Reacher.
    »Bloß ein toter Briefkasten für die Autoschlüssel. Sie müssen diese Leiter wie dressierte Affen rauf und runter geklettert sein.«
    »Das müssen sie wohl.«
    »Nächstes Mal sollten wir also die Gasse überwachen.«
    »Das sollten wir wohl.«
    »Falls es ein nächstes Mal gibt.«
    »Aber sie haben schon sechs Millionen Dollar. Irgendwann muss der Punkt erreicht sein, an dem sie beschließen, dass es genug ist.«
    Reacher erinnerte sich an die tastenden Finger des Straßenräubers in

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