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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Lane sagte nur: »Nein.«
    »Könnte jemand dort draußen diesen Eindruck gewonnen haben?«
    »Nein«, wiederholte Lane. »Ich habe weniger, und ich habe mehr besessen.«
    »Aber niemals genau zehneinhalb Millionen?«
    »Nein«, sagte Lane zum dritten Mal. »Absolut niemand kann sich einbilden, mich mit zehneinhalb Millionen restlos ausgenommen zu haben.«
    Also gab Reacher auf und wartete einfach darauf, dass das Telefon wieder klingeln würde.
     
    Es klingelte auf die Minute pünktlich um achtzehn Uhr. Lane nahm ab und hörte zu. Diesmal sprach er nicht. Er verlangte auch nicht, seine Frau zu sprechen. Reacher vermutete, dass er begriffen hatte, dass das Vorrecht, die Stimme seiner Frau hören zu dürfen, für den jeweils ersten Anruf jeder Sequenz reserviert war. Für den mit der Lösegeldforderung. Nicht für den mit den Anweisungen.
    Dieser Anruf mit Anweisungen dauerte weniger als zwei Minuten. Dann verstummte das elektronische Quaken abrupt, und Lane ließ den Hörer auf die Gabel sinken und rang sich ein verbittertes kleines Lächeln ab, als müsste er die Raffinesse eines verhassten Gegners widerstrebend bewundern.
    »Dies ist die letzte Rate«, sagte er. »Dann ist Schluss. Sie versprechen, dass ich sie zurückbekomme.«
    Zu früh, dachte Reacher. Dazu kommt’s nicht.
    Gregory fragte: »Was sollen wir tun?«
    »In einer Stunde«, antwortete Lane. »Ein Mann startet von hier mit dem Geld in dem schwarzen BMW und fährt herum, wie’s ihm gefällt. Er hat mein Handy dabei und wird irgendwann zwischen der ersten und der zwanzigsten Minute seiner Fahrt angerufen. Dabei bekommt er ein Ziel genannt. Die Sprechverbindung bleibt weiter bestehen, damit sie wissen, dass er mit niemandem im Wagen spricht und kein anderes Handy oder Funkgerät benützt. Er fährt zu dem angegebenen Ziel. Dort findet er den auf der Straße geparkten Jaguar. Den Wagen, mit dem Taylor am ersten Morgen Kate gefahren hat. Der Jaguar ist nicht abgesperrt. Er soll das Geld auf den Rücksitz legen und wegfahren, ohne sich umzusehen. Irgendwelche Verfolgerfahrzeuge, irgendwelche Koordination mit jemandem, irgendwelche Tricks, dann stirbt Kate.«
    »Die Kerle haben Ihre Handynummer?«, fragte Reacher.
    »Kate wird sie ihnen gesagt haben.«
    »Ich fahre den BMW«, erklärte Gregory. »Wenn Sie wollen.«
    »Nein«, sagte Lane. »Ich möchte Sie hier haben.«
    »Ich fahre ihn«, sagte Burke. Der schwarze Typ.
    Lane nickte. »Ich danke Ihnen.«
    »Was dann?«, wollte Reacher wissen. »Wie bekommen wir sie zurück?«
    Lane sagte: »Sobald sie das Geld gezählt haben, rufen sie wieder an.«
    »Auf dem Handy oder hier?«
    »Hier«, sagte Lane. »Das wird einige Zeit dauern. Große Beträge zu zählen, ist eine mühselige Angelegenheit. Nicht für mich hier. Das Geld liegt schon abgezählt, kontrolliert und mit Banderolen versehen da. Aber darauf werden sie sich nicht verlassen wollen. Sie werden die Banderolen aufreißen, die Scheine untersuchen und sie per Hand zählen.«
    Reacher nickte. Das war ein Problem, über das er noch nie richtig nachgedacht hatte. Wurde das Lösegeld in Hundertern gezahlt, bekamen sie fünfundvierzigtausend Scheine. Konnten sie alle sechzig Sekunden bis hundert zählen, würden sie vierhundertfünfzig Minuten brauchen – immerhin siebeneinhalb Stunden. Bis zu sechs Stunden Fahrzeit, dann weitere siebeneinhalb Stunden, um das Geld zu zählen. Das wird eine lange Nacht, dachte er. Für sie und für uns .
    Lane fragte: »Wieso benützen sie den Jaguar?«
    »Um Sie zu verhöhnen«, gab Reacher zur Antwort. »Um Sie an alles zu erinnern.«
    Lane nickte.
    »Büro«, sagte er. »Burke und Reacher.«
    Im Büro nahm Lane ein dünnes silbernes Samsung-Handy aus seinem Ladegerät und gab es Burke. Dann verschwand er, vielleicht in seinem Schlafzimmer.
    »Jetzt holt er das Geld«, erklärte Burke.
    Reacher nickte. Betrachtete die beiden Porträts auf dem Schreibtisch. Zwei schöne Frauen, eine so attraktiv wie die andere, ungefähr gleich alt, aber ohne wirkliche Ähnlichkeiten. Anne Lane war blond und blauäugig gewesen, irgendwie ein Kind der sechziger Jahre, obwohl sie lange vor dem Ende jenes Jahrzehnts zur Welt gekommen sein musste. Sie trug ihr langes blondes Haar in der Mitte gescheitelt wie eine Sängerin, ein Model oder eine Schauspielerin. Sie hatte klare, unschuldige Augen und ein argloses Lächeln. Ein Blumenkind, auch wenn House, Hip-Hop oder Acid Jazz modern gewesen sein mussten, als sie ihren ersten Plattenspieler

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