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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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lange bevor die Chance auf eine karrierefördernde Abkommandierung nach New York City sich an seinem Zukunftshorizont abgezeichnet hatte.
    Der Mann blieb an der Tür stehen und schaute sich um . Nicht nach uns, dachte Reacher . Sondern nach jemandem, der ihn kennt. Sieht er jemanden, tut er so, als hätte sein Handy geklingelt, dreht sich um und geht. Er will später keine peinlichen Fragen beantworten müssen. Also ist er gar nicht so dumm.
    Dann dachte er: Auch Pauling ist gar nicht so dumm. Sie kennt Leute, die Schwierigkeiten bekommen können, wenn sie mit den falschen Leuten gesehen werden.
    Aber der Typ entdeckte anscheinend nichts, was ihm Sorgen hätte bereiten können. Er ging durchs Lokal nach hinten, nahm Pauling und Reacher gegenüber Platz und sah nach einem flüchtigen Blick auf ihre Gesichter nur noch zwischen ihren Köpfen hindurch in den Wandspiegel dahinter. Aus der Nähe bemerkte Reacher, dass er eine Anstecknadel mit zwei gekreuzten schwarzen Pistolen trug und seine rechte Gesichtshälfte leicht vernarbt war. Vielleicht von einer Hand- oder Mörsergranate ganz am Rand ihres Splitterbereichs. Vielleicht hatte er doch zur kämpfenden Truppe gehört. Oder er hatte in jungen Jahren einen Unfall mit einer Schrotflinte gehabt.
    »Ich habe nicht viel für Sie«, begann der Mann. »Von Privatfirmen angeheuerte Amerikaner, die in Übersee kämpfen, gelten zu Recht als höchst anrüchig, vor allem wenn sie in Afrika kämpfen. Deshalb ist dieses Material sehr abgeschottet, ganz auf Leute beschränkt, die dienstlich davon erfahren müssen; und außerdem hat diese Sache sich vor meiner Zeit abgespielt, sodass ich einfach zu wenig darüber weiß. Ich kann Ihnen also nur Dinge berichten, die Sie sich vermutlich selbst denken können.«
    »Wo war das alles?«, fragte Reacher.
    »Nicht einmal das weiß ich sicher. In Burkina Faso oder Mali, glaube ich. In einem dieser kleinen westafrikanischen Staaten. Von denen stecken so viele in der Krise, dass es ehrlich gesagt nicht leicht ist, sie auseinanderzuhalten. Eine Standardsituation: Bürgerkrieg, die Regierung verängstigt, Rebellen zum Marsch auf die Hauptstadt bereit. Das Militär unzuverlässig. Also zahlt die Regierung sich dumm und dämlich und kauft auf dem internationalen Markt ein, was sie an Schutz bekommen kann.«
    »Wird in einem dieser Staaten Französisch gesprochen?«
    »Als Amtssprache? In beiden. Warum?«
    »Ich habe einen Teil des Geldes gesehen. In Schrumpffolie mit französischem Aufdruck. Banque Centrale, Zentralbank.«
    »Wie viel?«
    »Mehr als Sie oder ich in zwei Leben verdienen würden.«
    »US-Dollar?«
    Reacher nickte. »Jede Menge.«
    »Manchmal klappt es, manchmal nicht.«
    »Hat’s damals geklappt?«
    »Nein«, antwortete der Kerl. »Wie’s heißt, soll Edward Lane das Geld kassiert haben und damit abgehauen sein. Kann man ihm vermutlich nicht mal verübeln. Sie waren hoffnungslos unterlegen und strategisch schwach.«
    »Aber nicht alle sind rausgekommen.«
    Der Mann nickte. »So scheint’s gewesen zu sein. Aber In formationen von dort zu erhalten, gleicht dem Versuch, ein Funksignal von der Rückseite des Mondes zu empfangen. Außer atmosphärischen Störungen kommt nicht viel rein. Und was man vielleicht doch empfängt, ist undeutlich und verstümmelt. Deshalb verlassen wir uns meist aufs Rote Kreuz oder die Ärzte ohne Grenzen. Und irgendwann ist zuverlässig gemeldet worden, zwei Amerikaner seien in Gefangenschaft geraten. Ein Jahr später haben wir die Namen erfahren: Knight und Hobart. Ehemalige Recon Marines, keine vorbildlichen Soldaten.«
    »Mich überrascht, dass sie überlebt haben.«
    »Die Rebellen haben gesiegt und die Macht übernommen. Sie haben die Gefängnisse geleert, weil darin ihre Gesinnungsgenossen einsaßen. Aber eine Regierung braucht volle Gefängnisse, um das Volk einzuschüchtern. Also wurden die bisher guten Kerle die neuen bösen Kerle. Wer fürs alte Regime gearbeitet hatte, war plötzlich ein Volksfeind – und die beiden Amerikaner galten als Siegestrophäen. Daher durften sie weiterleben. Aber sie haben wie die übrigen Gefangenen grausam gelitten. Der Bericht der Ärzte ohne Grenzen war schrecklich. Entsetzlich. Verstümmelungen als Sport waren an der Tagesordnung.«
    »Einzelheiten?«
    »Ich denke, dass es viele schlimme Dinge gibt, die ein Mann mit einem Messer anstellen kann.«
    »Sie haben nicht an einen Befreiungsversuch gedacht?«
    »Sie hören mir nicht zu«, sagte der Mann. »Das

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