Way Out
sieben Meter breiten Ladenfronten, weniger als vier. Insgesamt kamen fünf Geschäfte in Frage. Die mittleren drei waren möglich, die in nördlicher und südlicher Randlage marginal. Reacher stand direkt hinter ihr und sah über ihren Kopf hinweg. Ihre linke Hand zeigte auf ein Blumengeschäft. Dann kam sein neues Lieblingscafé, anschließend ein Bilderrahmengeschäft. Danach eine Weinhandlung, doppelt so breit wie die anderen Läden. Paulings rechte Hand deutete auf einen Vitaminshop.
»Das Blumengeschäft wäre ungeeignet«, erklärte sie. »Dort hätte er ein Fenster vor und eine Mauer hinter sich, aber es hätte um zwanzig Minuten vor Mitternacht nicht geöffnet.«
Reacher sagte nichts.
»Die Weinhandlung war vermutlich offen«, fuhr sie fort, »aber nicht um sieben Uhr morgens.«
Reacher sagte: »In einem Blumengeschäft oder einer Weinhandlung kann man nicht eine Stunde lang herumhängen.«
»Das gilt auch für die anderen«, erwiderte sie. »Nur für das Café nicht. Außerdem wäre das Café zu allen drei Zeitpunkten geöffnet gewesen. Und in einem Café kann man stundenlang sitzen.«
»Das Café wäre riskant gewesen. Drei längere Aufenthalte zu verschiedenen Zeiten... da hätte sich jemand an ihn erinnern können. An mich hat sich der Ober nach einem einzigen Espresso erinnert.«
»Waren die Bürgersteige belebt, als Sie dort waren?«
»Ziemlich.«
»Vielleicht wartete er also doch auf der Straße. Oder in einem Hauseingang. Irgendwo in den Schatten. Das hätte er riskieren können. Schließlich befand er sich auf der anderen Straßenseite hinter geparkten Autos.«
»Aber ohne Schutz vor dem Wetter und ohne Deckung. Das wäre dreimal eine unbehagliche Stunde im Freien gewesen.«
»Er war Aufklärer bei den Marines und saß fünf Jahre lang in einem afrikanischen Gefängnis, ist also Unbequemlichkeiten gewöhnt.«
»Das habe ich taktisch gemeint. In diesem Viertel hätte er damit rechnen müssen, als Drogenhändler oder gar Terrorist festgenommen zu werden. Südlich der 23rd Street kann man heutzutage nicht mehr herumlungern.«
»Wo war er also?«
Reacher schaute nach rechts, nach links.
Dann sah er nach oben.
»Sie haben Pattis Beobachtungsposten erwähnt«, sagte er. »Sie haben ihn als Adlerhorst bezeichnet.«
»Und?«
»Der springende Punkt ist, dass Patti ziemlich hoch oben sitzt. Sechs Vorkriegsstockwerke, das ist etwas über Baumhöhe. Freie Sicht. Ein Recon Marine legt größten Wert auf freie Sicht. Und für die gibt’s zu ebener Erde keine Garantie. Im falschen Augenblick kann jederzeit ein Kastenwagen vor ihm parken.«
Lauren Pauling drehte sich erneut zum Randstein um und breitete wieder die Arme aus, dieses Mal jedoch leicht erhoben. Auch jetzt bildeten ihre senkrecht gehaltenen Hände die Bildbegrenzung. Sie schlossen die oberen Stockwerke der fünf Gebäude ein.
»Wo ist er beim ersten Mal hergekommen?«, fragte sie.
»Aus Süden«, antwortete Reacher. »Von rechts hinter mir. Ich habe am letzten Tisch sitzend ungefähr nach Nordosten geschaut. Aber an diesem Abend kam er aus der Spring Street, sodass sich nicht sagen lässt, wo er ursprünglich herkam. Ich habe mich hingesetzt und einen Espresso bestellt, und der Kerl war in dem Wagen, noch bevor der Kaffee serviert wurde.«
»Aber beim dritten Mal, nachdem Burke das Geld umgeladen hatte, muss er geradewegs von seinem Beobachtungsposten gekommen sein, stimmt’s?«
»Als ich ihn gesehen habe, war er schon fast bei dem geparkten Wagen.«
»Noch in Bewegung?«
»Zwei, drei Schritte.«
»Aus welcher Richtung?«
Reacher folgte dem Gehsteig bis zu der Stelle, wo er von der Bleeker Street kommend auf die Sixth Avenue geschlendert war. In Gedanken sah er wieder den grünen Jaguar am Randstein parken und stellte sich die beiden letzten Schritte des Kerls vor. Dann sah er zu den Fenstern über den Geschäften auf und fand den wahrscheinlichen Ausgangspunkt. Den behielt er im Auge, während er zu Pauling zurückging.
»Im Prinzip ganz ähnlich wie beim ersten Mal«, erklärte er ihr. »In nordöstlicher Richtung durch den Verkehr. Von einem südlich von mir gelegenen Punkt aus.«
Pauling veränderte die Haltung ihres rechten Arms. Bewegte ihre Hand leicht nach Süden, sodass die seitliche Begrenzung knapp links neben dem nördlichsten Cafétisch lag. Nun schloss der Kreisbogen nur noch einen kleinen Ausschnitt der Häuser gegenüber ein. Den halben Blumenladen und den größten Teil des Gebäudes mit dem Café. Über
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