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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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dem Blumengeschäft lagen drei Stockwerke mit weißen Lamellenjalousien an den Fenstern sowie Druckern, Grünlilien und Papierstapeln auf den Fensterbänken.
    »Büros«, stellte Pauling fest.
    Über dem Café erhoben sich drei Stockwerke mit Fenstern, die auf unterschiedliche Weise mit verblassten Vorhängen aus rotem indischem Baumwollgewebe oder Knüpfarbeiten mit Fransen oder bleigefassten Glasmalereien ausgefüllt waren. Ein Fenster war völlig kahl, ein anderes mit Zeitungen zugeklebt. Hinter einem weiteren hing ein großes Che-Guevara-Poster.
    »Wohnungen«, sagte Pauling.
    Zwischen Blumengeschäft und Café befand sich in einer flachen Nische eine blaue Tür. An der Hauswand links daneben war ein mattsilberner Kasten mit Klingelknöpfen und Namensschildern und einem Lautsprechergitter angebracht. Reacher erklärte: »Wer aus dieser Tür gekommen und zu dem Hydranten unterwegs gewesen wäre, hätte sich nach Nordosten durch den Verkehr schlängeln müssen, stimmt’s?«
    »Wir haben ihn gefunden«, sagte Pauling.

30
     
    Der mattsilberne Kasten links neben der blauen Haustür wies sechs schwarze Klingelknöpfe senkrecht untereinander auf. Auf dem Namensschild neben dem obersten Knopf stand Kublinski in sehr ordentlicher, aber verblasster Schrift. Auf das Schild neben dem untersten hatte jemand mit schwarzem Filzschreiber Hausmstr . gekritzelt. Die mittleren vier Felder waren leer.
    »Niedrige Mieten«, sagte Pauling. »Kurze Mietdauer. Leute auf der Durchreise. Bis auf Mr. oder Ms. Kublinski. Dieser Schrift nach wohnen sie anscheinend schon ewig hier.«
    »Wahrscheinlich sind sie vor fünfzig Jahren nach Florida gezogen«, meinte Reacher. »Oder längst gestorben. Und niemand hat das Namensschild ausgewechselt.«
    »Versuchen wir’s mit dem Hausmeister?«
    »Wedeln Sie mit einer Ihrer Geschäftskarten. Lassen Sie einen Finger auf der Vorsilbe Ex . Tun Sie so, als wären Sie noch beim Bureau.«
    »Halten Sie das für nötig?«
    »Wir brauchen alles, was wir an Hilfe kriegen können. Dies ist ein radikales Gebäude. Che Guevara wacht über uns. Und Makramee.«
    Pauling legte einen Finger auf den Klingelknopf des Hausmeisters und drückte ihn. Eine Minute später hörte sie einen unverständlichen verzerrten Laut aus der Sprechanlage. Er konnte ja oder wer oder was bedeutet haben, oder nur ein Störgeräusch gewesen sein.
    »Bundesagenten«, rief Pauling. Annähernd stimmte das sogar. Schließlich hatten Reacher und sie früher für Onkel Sam gearbeitet. Sie zog eine Geschäftskarte aus ihrer Umhängetasche. Aus dem Lautsprecher drang erneut etwas Unverständliches.
    »Er kommt«, sagte Reacher. In seiner aktiven Zeit war er in vielen Gebäuden dieser Art gewesen, wenn er nach Soldaten fahndete, die sich unerlaubt von der Truppe entfernt hatten. Ihnen gefielen die in bar zu zahlende Miete und die kurze Mietdauer. Und seiner Erfahrung nach waren Hausmeister im Allgemeinen kooperativ. Ihre kostenlose Wohnung war ihnen zu wertvoll, als dass sie sie hätten gefährden wollen. Lieber sollten andere hinter Gitter kommen.
    Außer der Hausmeister war der böse Kerl, versteht sich.
    Aber dieser hier schien nichts zu verbergen zu haben. Die blaue Haustür öffnete sich nach innen und ließ einen großen, hageren Mann in einem fleckigen Overall sehen. Er trug eine schwarze Strickmütze und hatte ein flaches slawisches Gesicht.
    »Ja?«, sagte er mit starkem russischem Akzent, was beinahe wie »Da?« klang.
    Pauling schwenkte ihre Karte nur so lange, bis einige Wörter Eindruck gemacht hatten.
    »Erzählen Sie uns von Ihrem neuesten Mieter«, forderte sie ihn auf.
    »Neuesten?«, wiederholte der Mann. Nicht feindselig. Nur wie ein einigermaßen intelligenter Mensch, der mit den Nuancen einer Fremdsprache seine Probleme hatte, das war alles.
    Reacher fragte: »Hat jemand in den letzten paar Wochen neu unterschrieben?«
    »Nummer fünf«, antwortete der Mann. »Vor einer Woche. Er hat sich auf die Anzeige gemeldet, die ich im Auftrag der Hausverwaltung aufgegeben habe.«
    »Wir müssen sein Apartment sehen«, sagte Pauling.
    »Ich weiß nicht, ob ich das zulassen darf«, entgegnete der Mann. »Für so was gibt’s in Amerika Regeln.«
    »Heimatschutz«, erklärte Reacher. »Patriotengesetz. In Amerika gibt’s keine Regeln mehr.«
    Der Kerl zuckte nur mit den Schultern, drehte sich um und ging zur Treppe voraus. Reacher und Pauling folgten ihm. Reacher konnte Kaffeeduft aus dem Café riechen. Es gab kein Apartment Nummer

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