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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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dort oben in dem Zimmer?«
    »Wir wissen, weshalb er dort oben war.«
    »Nein, wieso war er dort oben, nicht der andere Kerl? Wir haben’s mit zwei Männern zu tun, von denen einer sprechen kann und der andere nicht. Weshalb sollte der Stumme losziehen, um eine Wohnung zu mieten? Wer jemals Kontakt zu ihm hatte, vergisst ihn nicht so schnell. Und wozu dient ein Beobachtungsposten eigentlich? Ändert die Lage sich erkennbar, soll der Beobachter mit Befehlen darauf reagieren. Aber dieser Typ hätte nicht mal mit einem Handy telefonieren können. Was ist also bei den beiden ersten Malen mit Gregory passiert? Der Kerl ist oben, er sieht Gregory parken – aber was kann er tun? Er kann nicht mal telefonieren, um seinen Partner in der Spring Street zu warnen, dass Gregory bald kommen wird.«
    »SMS«, sagte Pauling.
    »Was ist das?«
    »Man kann sich schriftliche Kurznachrichten aufs Handy schicken.«
    »Seit wann gibt’s das?«
    »Seit Jahren.«
    »Okay«, sagte Reacher. »Man lebt und lernt.« Dann erklärte er: »Aber mir leuchtet trotzdem nicht ein, wieso ausgerechnet der Stumme mit dem Hausmeister verhandeln musste.«
    »Mir auch nicht«, sagte Pauling.
    »Oder das Unternehmen leiten. Vernünftigerweise hätte er am anderen Ende am Telefon sein sollen. Er kann nicht sprechen, aber wenigstens hören.«
    Kurzes Schweigen.
    »Wie geht’s weiter?«, fragte Pauling.
    »Mit harter Arbeit«, antwortete Reacher. »Sind Sie dazu bereit?«
    »Sie engagieren mich?«
    »Nein, Sie lassen alles liegen, womit Sie gerade beschäftigt sind, und arbeiten freiwillig mit. Gehen wir die Sache richtig an, finden Sie heraus, was Anne Lane damals vor fünf Jahren zugestoßen ist. Keine schlaflosen Nächte mehr.«
    »Außer es stellt sich heraus, dass die damalige Entführung echt war. Dann schlafe ich vielleicht nie wieder.«
    »Das Leben ist ein Glücksspiel«, meinte Reacher. »Sonst hätten wir weniger Spaß dabei.«
    Pauling schwieg eine ganze Weile.
    »Okay«, sagte sie dann. »Ich arbeite freiwillig mit.«
    Reacher sagte: »Dann können Sie gleich noch mal unseren sowjetischen Kumpel belästigen. Holen Sie den Stuhl. Der wurde erst letzte Woche gekauft. Wir gehen zur Bowery und stellen fest, woher er stammt. Vielleicht hat der neue Partner ihn besorgt. Vielleicht kann sich jemand an ihn erinnern.«

32
     
    Reacher trug den Stuhl wie ein Gepäckstück in der Hand, als Pauling und er nach Osten gingen. Südlich der Houston Street war die Bowery in spezialisierte Verkaufsbezirke unterteilt. Wie eine Reihe von inoffiziellen Einkaufspassagen. In Geschäften, die ihre Ware tagsüber auf dem Gehsteig ausstellten, gab es Elektrogeräte, Lampen, gebrauchte Büromöbel, Großküchen- und Restauranteinrichtungen. Reacher gefiel die Bowery. Sie war seine Art Straße.
    Der Stuhl in seiner Hand war ein ziemlich weit verbreitetes Modell, das aber doch einige charakteristische Merkmale aufwies. Sie prägten sich nicht ohne weiteres ein, aber bei einem direkten Vergleich ließ sich vielleicht ein Gegenstück finden. Sie fingen bei dem nördlichsten von sechs ähnlich chaotisch aussehenden Geschäften an. Keine hundert Meter, aber wenn jemand in Manhattan einen gebrauchten Esszimmerstuhl kaufte, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er ihn auf genau diesen hundert Metern erwarb.
    Das gute Zeug gehört ins Schaufenster, lautete das übliche Einzelhandelsmantra. Auf der Bowery traten die Schaufenster jedoch hinter den Gehsteig zurück. Und der Stuhl in Reachers Hand gehörte nicht in dem Sinn zu dem guten Zeug, das aus einem vollständigen Set stammte, denn sonst wäre er nicht einzeln verkauft worden. Wer zwei Dutzend Stühle hat, will nicht plötzlich mit dreiundzwanzig dastehen. Deshalb schlängelten Reacher und Pauling sich durch die Sachen auf dem Gehweg hindurch, zwängten sich durch schmale Türen und begutachteten die staubigen Möbel im Ladeninneren. Besichtigten die traurigen Überbleibsel, die unvollständigen Sets, die Einzelstücke. Sie sahen jede Menge Stühle. Alle gleich, alle verschieden. Vier Beine, Sitzfläche, Rückenlehne, aber die Vielfalt an Formen und Details war unglaublich. Keiner sah sehr bequem aus. Reacher hatte irgendwo gelesen, der Entwurf von Restaurantstühlen sei eine regelrechte Wissenschaft. Sie mussten natürlich strapazierfähig und preiswert sein und auch einladend aussehen. Aber eigentlich durften sie nicht zu einladend wirken, denn sonst blieben die Gäste zu lange sitzen, und aus möglichen drei Gästewechseln

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