Way Out
pro Abend wurden zwei, sodass der Restaurantbesitzer draufzahlte.
In den ersten drei Läden fanden sie kein Gegenstück, und niemand konnte sich daran erinnern, den Stuhl verkauft zu haben, den Reacher trug.
Aber im vierten Geschäft fanden sie, was sie suchten.
Es war ein doppelt breiter Laden mit einem Schnellimbiss draußen und chinesischen Ladenbesitzern im rückwärtigen Teil. Hinter den mit Kunstleder gepolsterten Stahlhockern auf dem Gehsteig kamen aufeinandergestellte Tische und jeweils zu sechst gestapelte Stühle. Hinter diesen Tisch- und Stuhlstapeln gab es alle möglichen Einzelstücke. Dazu gehörten zwei hoch an der Wand hängende Stühle, die genau dem Exemplar in Reachers Hand entsprachen. Der gleiche Stil, die gleiche Bauweise, die gleiche Farbe, das gleiche Alter.
»Wir schießen, wir treffen«, meinte Pauling.
Reacher verglich die Stühle nochmals, um ganz sicherzugehen. Jeder Zweifel war ausgeschlossen. Die Stühle waren identisch und sogar der Schmutz und die Staubschicht gleich. Das gleiche Grau, die gleiche Struktur, die gleiche Konsistenz.
»Jetzt brauchen wir jemanden«, sagte Reacher.
Er ging mit dem Stuhl nach hinten in den Laden, wo ein Chinese an einem wackligen Schreibtisch saß, auf dem eine Geldkassette mit geschlossenem Deckel stand. Der Mann war alt und wirkte gelassen. Vermutlich der Besitzer. Jedenfalls würden alle Transaktionen über ihn laufen. Er war im Besitz der Geldkassette.
»Sie haben diesen Stuhl verkauft«, begann Reacher und nickte zu der Wand hinüber, an der die beiden anderen hingen. »Vor ungefähr einer Woche.«
»Fünf Dollar«, sagte der Alte.
»Ich will ihn nicht kaufen«, erklärte Reacher. »Und Sie können ihn gar nicht verkaufen. Sie haben ihn schon einmal verkauft. Ich möchte nur wissen, an wen. Das ist alles.«
»Fünf Dollar«, wiederholte der Mann.
»Sie verstehen mich anscheinend nicht.«
Der alte Kerl grinste. »Nein, ich verstehe Sie sehr gut, denke ich. Sie wollen Informationen über den Käufer dieses Stuhls. Und ich sage Ihnen, dass jede Auskunft ihren Preis hat. In diesem Fall sind es fünf Dollar.«
»Wie wär’s, wenn Sie den Stuhl zurückbekommen? Dann können Sie ihn noch mal verkaufen.«
»Ich habe ihn schon weit öfter als zweimal verkauft. Restaurants werden aufgemacht, Restaurants schließen, Aktiva werden verwertet. Die Welt dreht sich weiter.«
»Wer hat ihn letzte Woche gekauft?«
»Fünf Dollar.«
»Wissen Sie bestimmt, dass Sie Informationen haben, die fünf Dollar wert sind?«
»Ich habe, was ich habe.«
»Zwei fünfzig und den Stuhl.«
»Den Stuhl lassen Sie ohnehin hier. Sie haben’s satt, ihn herumzutragen.«
»Ich könnte ihn nebenan stehenlassen.«
Die Augen des Alten bewegten sich zum ersten Mal. Er blickte zur Wand. Reacher sah ihm an, was er dachte: Drei sind besser als ein Paar.
»Vier Bucks und den Stuhl«, sagte er.
»Drei und den Stuhl«, sagte Reacher.
»Dreieinhalb und den Stuhl.«
»Drei und einen Quarter und den Stuhl.«
Keine Antwort.
»Jungs, bitte«, warf Pauling ein.
Sie trat an den wackligen Schreibtisch und öffnete ihre Umhängetasche. Holte eine dicke schwarze Geldbörse heraus und zog aus einem Geldscheinbündel von der Dicke eines Taschenbuchs einen druckfrischen Zehner. Klatschte ihn auf das verkratzte Holz, drehte ihn herum und ließ ihn dort liegen.
»Zehn Dollar«, sagte sie. »Und den verdammten Stuhl. Aber dafür möchte ich was hören.«
Der alte Chinese nickte.
»Frauen«, meinte er. »Immer bereit, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.«
»Sagen Sie uns, wer den Stuhl gekauft hat«, sagte Pauling.
»Er konnte nicht sprechen«, antwortete der alte Mann.
33
Der alte Mann sagte: »Anfangs habe ich mir nichts dabei gedacht. Ein Amerikaner kommt herein, hört uns in unserer Sprache reden, nimmt sehr oft an, wir könnten kein Englisch, und wickelt das Geschäft dann mit einer Kombination von Zeichen und Gesten ab. Das ist ein bisschen unhöflich, weil es unsererseits Unwissenheit voraussetzt, aber daran sind wir gewöhnt. Bei solchen Kunden warte ich im Allgemeinen ab, bis sie nicht mehr weiterwissen, und werfe dann als eine Art Tadel einen völlig verständlichen Satz ein.«
»Wie vorhin bei mir«, sagte Reacher.
»Genau. Und wie ich’s bei dem Mann getan habe, den Sie suchen. Aber er konnte überhaupt nicht antworten. Er hat nur den Mund geschlossen gehalten und wie ein Fisch nach Luft geschnappt. Ich bin zu dem Schluss gelangt, er leide an irgendeiner
Weitere Kostenlose Bücher