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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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die Krankensäle von Mendyr Syn. Einige der zwanzig Betten im ersten Saal waren umgeworfen worden, auf dem Fußboden war Blut. Der Raum war noch immer kalt, und es gab keine Toten.
    Als sie in den zweiten Stock stiegen, fanden sie noch größeres Chaos vor. Blut war an die Wände und die Decke gespritzt. Viele der Betten waren zertrümmert.
    Kysumu deutete auf ein Bett am Fenster. Ein Leichnam lag darin, unberührt. Der Graue Mann ging über den Dielenfußboden zu dem Bett. Darin lag eine ältere Frau. Sie war tot, die Hände waren auf der Brust gefaltet. Waylander untersuchte sie. Die Totenstarre war schon weit fortgeschritten.
    »Sie ist schon länger tot als nur ein paar Stunden«, sagte Kysumu. »Wahrscheinlich ist sie gestern am späten Nachmittag gestorben.«
    »Ja«, stimmte der Graue Mann zu und betrachtete die zertrümmerten Betten und die blutbeschmierten Wände.
    »Ich war einmal in den Trümmern eines Hauses, das von einem Erdbeben zerstört wurde«, sagte Kysumu. »Alles war kaputt. Aber ein einzelnes Ei lag vollkommen unversehrt auf einem zerbrochenen Teller.«
    »Die Dämonen interessieren sich offenbar nicht für die Toten«, sagte der Graue Mann, »es sei denn, sie haben sie selbst getötet. Hier waren mehr als dreißig Menschen«, fuhr er fort, »nicht mitgezählt Mendyr Syn und seine drei Helfer. Dreißig Seelen, die schreiend in die Leere geschickt wurden.«
    Der dritte Stock, die medizinische Bibliothek, zeigte keinerlei Spuren von Frostschäden. Die Tür zu Mendyr Syns Büro stand offen, viele seiner Papiere waren auf zwei Schreibtischen verstreut. Der Graue Mann durchsuchte das Zimmer und fand Ustartes goldgefassten blauen Kristall unter einem Stapel Papier. Er steckte ihn in seine Tasche, verließ das Büro und stieg die Treppe zu den Gästezimmern empor. Dort waren die Teppiche im Flur nass, die Wände kalt.
    Der Graue Mann öffnete die Tür zu Matze Chais Gemächern und ging über die Kiatze-Teppiche in das Schlafzimmer. Das erste Licht des Tages sickerte durch die hellen Läden. Zum ersten Mal, seit die Suche begonnen hatte, sah Kysumu, wie der Graue Mann sich entspannte. Er stieß ein leises Lachen aus.
    Matze Chai schlug die Augen auf und gähnte. Er warf einen Blick auf seinen Nachttisch. »Wo ist mein Tee?«, fragte er.
    »Er wird heute Morgen etwas später kommen«, antwortete der Graue Mann.
    »Dakeyras? Was ist los?« Matze Chai setzte sich auf, seine hellblaue Nachtmütze fiel ihm vom Kopf und enthüllte das sorgfältig gebundene Netz, das seine lackierte Haarpracht schützte.
    »Es tut mir Leid, dich in deiner Ruhe zu stören, mein lieber Freund«, sagte der Graue Mann leise, »aber wir fürchteten, du wärest tot. Die Dämonen kamen vergangene Nacht in den Palast. Viele Menschen wurden getötet. Ich werde dich jetzt verlassen und schicke dir deine Diener.«
    »Sehr freundlich«, sagte Matze Chai.
    Der Graue Mann verließ das Zimmer.
    Kysumu verbeugte sich vor Matze Chai und folgte ihm. »Sein Leben steht unter einem Schutz«, meinte er.
    »Es ist eine große Erleichterung für mich«, sagte der Graue Mann. »Matze Chai ist ein guter Freund, vielleicht mein einziger Freund. Er ist unbestechlich und loyal. Es hätte mich tief betrübt, wäre er unter den Toten gewesen.«
    »Warum hat er überlebt, was meinst du?«, fragte Kysumu.
    Der Graue Mann zuckte die Achseln. »Wer kann das sagen? Matze nimmt immer einen Schlaftrunk. Vielleicht hat er seinen Herzschlag verlangsamt, sodass sie ihn nicht aufspürten.
    Oder vielleicht haben sich diese Wesen, da sie sich ja von Fleisch ernähren, jüngeres Fleisch gesucht. Matze ist ein guter Mann, aber auf diesen alten Knochen ist herzlich wenig Fleisch.«
    »Ich freue mich, dass deine Stimmung sich ein wenig gehoben hat«, sagte Kysumu.
    »Nicht viel«, erwiderte der Graue Mann. »Bitte, geh zurück in den Garten. Sag Emrin, er soll Matzes Diener holen.«
    »Wo willst du hin?«
    »In den Nordturm.«
    »Den haben wir noch nicht durchsucht. Hältst du das für sicher?«
    »Die Dämonen sind fort. Ich fühle es.«
    Der Graue Mann ließ die Bolzen aus seiner Armbrust fallen und steckte sie wieder in den Köcher an seiner Seite. Ohne ein weiteres Wort ging er davon.

 
KAPITEL 9
     
    Waylander ging weiter, bis der Rajnee ihn nicht mehr sehen konnte, dann setzte er sich auf eine samtbezogene Bank im Korridor. Seine Erleichterung darüber, dass Matze Chai noch lebte, war überwältigend, er merkte, wie seine Hände zitterten. Er lehnte sich gegen die

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